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"Aufhören, uns um sie zu sorgen" Russischer Pianist fordert, Kiew Strom abzudrehen

Beresowski (r.) empört mit anti-ukrainischen Aussagen - Dirigent Gergijew (l.) war ebenfalls aufgefallen.

Beresowski (r.) empört mit anti-ukrainischen Aussagen - Dirigent Gergijew (l.) war ebenfalls aufgefallen.

(Foto: imago images/ITAR-TASS)

Er spricht von westlichen "Lügen" und der "Wahrheit": Der russische Pianist Beresowski empört mit Aussagen über den Angriffskrieg. Das "Mitleid" mit der Ukraine müsse aufhören, Russland solle durchgreifen. Seine Aussagen im russischen TV erzeugen enttäuschte Reaktionen bei Musikern.

Der bekannte russische Pianist Boris Beresowski hat gefordert, den Druck auf die Ukraine zu verstärken, indem die Stromversorgung der Hauptstadt Kiew unterbrochen wird. Er sagte in einer Talkshow im Kreml-nahen Sender Perwy Kanal (Erster Kanal): "Ich habe eine naive Frage." Er verstehe zwar, dass Russland "Mitleid" mit den Ukrainern habe. "Aber könnten wir nicht aufhören, uns um sie zu sorgen, sie belagern und den Strom abdrehen?"

"Was die westlichen Medien sagen, sind die reinsten Lügen", sagte der 53-Jährige. "Wir müssen diesen Krieg gewinnen und dann etwas Gutes aufbauen." Die "Wahrheit" werde schließlich zu den Menschen durchdringen.

Als Beresowski auf die Effekte der steigenden Energiepreise im Westen als Ergebnis des Ukraine-Kriegs angesprochen wurde, sagte er: "Es interessiert mich nicht, was im Westen geschieht - die werden ihre Lösungen finden." Er werde "mit Sicherheit" in den kommenden drei Jahren nicht in den Westen reisen.

Orchesterchef beendet die Freundschaft

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Beresowski gewann 1990 den Tschaikowski-Wettbewerb. Seit Jahrzehnten tritt er in der ganzen Welt auf. Der Pariser Orchesterchef Lars Vogt, der das Paris Chamber Orchestra leitet, teilte mit, er könne sich nicht erklären, wie Beresowski zu seiner Einstellung gekommen sei. "Aber ich höre das aus seinem eigenen Mund." Die Freundschaft mit Beresowski sei damit "offiziell beendet". Die venezolanische Pianistin Gabriela Montero sprach via Twitter von einer "großen Enttäuschung" und merkte an, dass "musikalische Größe und Empathie nicht immer Hand in Hand gehen".

Die Haltung mehrerer russischer Kulturschaffender zum Kreml sorgt seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine für Aufsehen im Westen. Die Stadt München hatte den Chefdirigenten der Philharmoniker, Waleri Gergijew, wegen fehlender Distanzierung vom russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem von ihm angeordneten Einmarsch in die Ukraine entlassen. Die Bayerische Staatsoper beendete ihr Engagement mit der russischen Operndiva Anna Netrebko.

Quelle: ntv.de, ara/AFP

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