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Nikki Haley vs. Donald Trump Die Jägerin hat Fährte aufgenommen

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Wird für immer mehr Republikaner zur Wahloption: Nikki Haley

Wird für immer mehr Republikaner zur Wahloption: Nikki Haley

(Foto: AP)

Wer hat bei den US-Republikanern das Sagen - und wer wird für sie ums Weiße Haus ringen? Die Antwort ist anscheinend eindeutig: Donald Trump. Doch auch dessen Dominanz ist endlich. Eine alte Bekannte schart immer mehr Unterstützer um sich.

Das Skript für die Präsidentschaftswahl 2024 ist aus Sicht der "Make America Great Again"-Republikaner schon geschrieben: Trump verzögert oder kommt glimpflich aus seinen zahlreichen Gerichtsprozessen heraus, spaziert gleichzeitig von einem Vorwahlsieg zum nächsten, und wird zur einzigen Option für die Konservativen, die ihn offiziell nominieren und im November endlich Joe "Sleepy Joe" Biden wieder aus dem Weißen Haus werfen. In diesem Szenario sind gemäßigte Republikaner frustriert, unterstützen Trump aus Loyalität gegenüber der Partei und Mangel an Alternativen trotzdem. So wie es viele von 2016 bis 2020 taten.

Doch es gibt auch Republikaner, die das ganz anders sehen. Sie hoffen, Trump endlich loswerden zu können. In den ersten Vorwahlstaaten hat sich in den vergangenen Wochen ein Name abgesetzt: Nikki Haley. Im Umfrageschnitt lässt die 51-Jährige in zwei der ersten vier Vorwahlstaaten den bisherigen Hauptkonkurrenten des Ex-Präsidenten, Floridas Gouverneur Ron DeSantis, hinter sich. Der Abstand auf Trump ist zwar gigantisch. Aber selbstredend kann niemand hundertprozentig vorhersagen, welche Dynamik die Vorwahlen entwickeln.

Beim Vorwahlauftakt in Iowa etwa hat die Unterstützung für Trump auf 44,7 Prozent abgenommen, Haley liegt mit 15,3 Prozent knapp hinter DeSantis mit 17,5 Prozent. In New Hampshire ist Haley mit 18,9 Prozent erste Verfolgerin des Ex-Präsidenten, DeSantis ist sogar hinter Chris Christie zurückgefallen, der derzeit 11,6 Prozent erreicht. Für das folgende Nevada liegen keine Umfrageergebnisse vor, und sollte Haley solide abschneiden, könnte South Carolina sie danach richtig nach oben drücken. Dort war sie erfolgreiche Gouverneurin, in Umfragen liegt sie dort bei 20 Prozent.

Trump - vom Gönner zum Konkurrenten

Nikki Haley kann gut reden - und wirkt dabei authentisch.

Nikki Haley kann gut reden - und wirkt dabei authentisch.

(Foto: IMAGO/USA TODAY Network)

Haley war US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen unter Trump, zumindest ein Teil von dessen Präsidentschaft. Sie ging vorzeitig, auf eigenen Wunsch und erstaunlicherweise im Guten. Das können nicht viele von sich behaupten, die Trump in seine Regierungsmannschaft holte, aber häufig durch die Drehtür wieder hinausschmiss. Bevor Haley im Februar früh ihre Bewerbung um die Kandidatur ankündigte, hatte sie den Ex-Präsidenten angerufen. Ihr früherer Chef gab ihr seinen Segen. "Sie sollte sich unbedingt bewerben!", sagte er gönnerhaft.

Seither ist Haley langsam, aber stetig in der Gunst der Republikaner aufgestiegen und hat die anderen Bewerber hinter sich gelassen. Seit einigen Wochen bekommt ihr Wahlkampf laut "Politico" immer mehr Dampf. In den frühen Vorwahlstaaten hat sie demnach Organisatoren und neue Spender hinzubekommen. So seien etwa einige Unterstützer von Tim Scott, ein weiterer gemäßigter Bewerber, der nach der vergangenen Fernsehdebatte ausgestiegen war, zu ihr übergelaufen, und organisieren in New York City demnächst eine Spendenveranstaltung. Ihre Wahlkampfauftritte in New Hampshire seien aus allen Nähten geplatzt.

Haley hat einen riesigen Vorteil: Sie spricht die Republikaner an, die lieber einen Kandidaten sehen würden, der nicht aus "Make America Great Again" (MAGA) entsprungen ist. "Sie hat echten Platz, um zu wachsen", wird ein republikanischer Organisator zitiert, der in der Vergangenheit in verschiedenen republikanischen Wahlkämpfen gearbeitet hat.

Dies war von Anfang an DeSantis' Problem: Es wirkte wie Trumps Kopie, die den Ex-Präsidenten sogar rechts zu überholen versuchte. Die Strategie des Gouverneurs ist bislang nicht aufgegangen, die Menschen entscheiden sich lieber für das Original. DeSantis ist auf nationaler Ebene von über 30 Prozent Zustimmung im Frühjahr auf 12,6 Prozent abgestürzt. Trump thront mit fast surrealen 60 Prozent über allen, aber Haley hat nun erstmals die 10-Prozent-Marke geknackt. Sie hat offensichtlich erfolgreich Fährte für ein hohes Amt aufgenommen.

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Haley vertritt übliche konservative Positionen, sie wirkt authentisch, weil nicht aufgesetzt, und nicht aggressiv, sondern bestimmt. Zudem ist sie themenfest und schlagfertig. Sie hat sich im wahrsten Sinne des Wortes nach oben diskutiert - den letzten großen Sprung in der Wählergunst machte sie nach der Bewerberdebatte Anfang November. Trump war nicht dabei, denn auch er weiß vermutlich: Bislang ist jeder Präsidentschaftskandidat geworden, der ähnlich gute Zustimmungswerte hatte.

Haley nannte Trump einmal ihren "Freund", versprach sogar vor zwei Jahren, nicht gegen ihn antreten, sondern ihn bei einer erneuten Bewerbung unterstützen zu wollen. Dies klingt im ersten Moment wie ein Widerspruch. Doch die Geschichte der US-Wahlkämpfe zeigt, dass eine eigene Kandidatur dies nicht ausschließt. Schließlich gibt es einen Posten als Vize. Und eine bekannte Frau, die gemäßigt konservative Positionen rational vertritt, und damit Wechselwähler und MAGA-Skeptiker in den Vorstädten abholt? Damit könnte sie Trump zur erfolgreichen Revanche verhelfen.

Quelle: ntv.de

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