Ratgeber

Folge der Regulierung Werden Kredite bald teurer?

Bankenabgabe, "Basel III", Bonitätsdruck - die Regulierungswelle kommt Banken teuer zu stehen. Für Unternehmen und Verbraucher könnte dies höhere Kreditzinsen bedeuten. Ein Trost: Der Wettbewerb um Kunden ist so groß, dass Banken sich nicht alles leisten können.

Für Privatkunden ist Geld derzeit noch günstig zu haben - entsprechende Bonität vorausgesetzt.

Für Privatkunden ist Geld derzeit noch günstig zu haben - entsprechende Bonität vorausgesetzt.

(Foto: Gerd Altmann, pixelio.de)

Geld in Europa ist günstig wie nie - Zeit für Kredite XXL? Aus Verbrauchersicht mag die Gleichung aufgehen. Zur Finanzierung von Haus oder Auto locken aktuell rekordverdächtige Angebote. Allerdings könnten Firmen- wie Privatkunden schon bald mehr für geliehenes Geld zahlen müssen - eine Folge der Regulierungswelle und der Preis für ein stabileres Finanzsystem.

"Kredite werden teurer - sowohl für Unternehmen als auch für Verbraucher", sagt der Münchner Ökonom Christoph Kaserer, Professor für Finanzmanagement und Kapitalmärkte an der TU München. Allein die Tatsache, dass Banken ab 2013 deutlich dickere Eigenkapitalpuffer vorhalten müssen ("Basel III"), dürfte nach seinen Hochrechnungen Kredite um 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte verteuern. Rechne man dazu, dass Banken in Deutschland auch noch in einen Krisenfonds einzahlen müssen, könnten sich insgesamt zusätzliche Kreditkosten für Unternehmen von bis zu fünf Milliarden Euro pro Jahr ergeben - gemessen an einem Volumen inländischer Unternehmenskredite von rund einer halben Billion Euro.

Für den Mittelstand wird's schwerer

Eine Commerzbank-Umfrage unter 4000 Mittelständlern in Deutschland bestärkt diese Sicht: 80 Prozent der Unternehmer glauben demnach, dass durch "Basel III" der Zugang zu Krediten erschwert wird, 77 Prozent sind überzeugt, dass Kreditkonditionen schlechter werden.

Viele Familienunternehmen spüren bereits: "Die Anforderungen an die Bonität von Kreditnehmern und an die Transparenz von unternehmerischen Geschäftsprozessen sowie an bereitgestellte Sicherheiten sind in den vergangenen Jahren beträchtlich gestiegen." So zu lesen in einer im Mai veröffentlichten Studie des Bonner Instituts für Mittelstandsforschung im Auftrag von BDI und Deutscher Bank. Oft können Mittelständler aus einer mit eigenen Mitteln gut gefüllten Kasse zehren. Nach Daten der KfW erhöhten sich die durchschnittlichen Eigenkapitalquoten im deutschen Mittelstand von 22,5 Prozent im Jahr 2005 auf 26,6 Prozent im Jahr 2010. Für das vergangene Jahr meldeten immerhin fast 43 Prozent der Unternehmen in aktuellen Umfragen eine weitere Steigerung ihrer Eigenkapitalquote.

Zweitwichtigste Säule der Finanzierung bleibt jedoch trotz höherer Hürden der Bankkredit. Für fast die Hälfte (45,3 Prozent) der in der Bonner Studie befragten 408 Unternehmen sind Bankkredite von hoher bis sehr hoher Bedeutung. Im ersten Quartal 2012 blieb der Bestand der Bankkredite an Unternehmen und Selbstständige nach Bundesbankzahlen mit rund 870 Milliarden Euro sowohl zum Vorquartal als auch zum ersten Vierteljahr 2011 weitgehend unverändert.

"Dafür, dass das Bankensystem stabiler wird, müssen wir einen Preis zahlen. Und das heißt unter anderem: Höhere Kreditkosten. Das ist aber verkraftbar", meint Kaserer. "Was natürlich niemand vorhersehen kann ist: Wie stark werden Banken die höheren Kosten an ihre Kunden weitergeben?" Die Antwort des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) darauf fällt vage aus: "Regulierung ist definitiv ein Kostenfaktor. Es lässt sich aber schwer sagen, wie sich das auf die Kreditkosten auswirken wird, das ist eine Frage des Wettbewerbs." In einem Papier zur Lage der Unternehmensfinanzierung (Stand 30. Mai 2012) wird der BdB etwas deutlicher: "Insbesondere in der Kreditfinanzierung von Unternehmen und Kommunen führt die neue Situation zu Einschränkungen und auf Dauer zu deutlich steigenden Anforderungen für die Kunden."

Hoffen auf den Wettbewerb

Das extrem billige Geld der Europäischen Zentralbank (EZB) - mit Leitzinsen von aktuell 0,75 Prozent - entschärft die Situation zumindest vorübergehend. "Kurzfristig stoppt die EZB die Kreditverteuerung", erklärt der Ökonom Kaserer. "Aber irgendwann werden die Zinsen wieder steigen." Spätestens dann dürften Unternehmen und Verbraucher wieder mehr für Kredite zahlen müssen.

Dann bleibt Firmenchefs und Privatkunden noch die - durchaus berechtigte - Hoffnung, dass der scharfe Wettbewerb auf dem engen deutschen Bankenmarkt weiterhin für attraktive Angebote sorgen wird. "Die Banken in Deutschland werden alles tun, damit die Unternehmensfinanzierung aufrechterhalten wird", versicherte kürzlich der neue Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen. Er verwies dabei auch auf das Gerangel um Kunden: Es sehe so aus, als würden "alle jetzt den deutschen Mittelstand als ihr Kerngeschäft entdecken".

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Quelle: ntv.de, dpa

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