Fußball

Auch Toni Kroos ausgebuht Publikum in Saudi-Arabien stört Schweigeminute für Beckenbauer

Die Schweigeminute für Beckenbauer wurde gestört.

Die Schweigeminute für Beckenbauer wurde gestört.

(Foto: IMAGO/Marca)

Am Sonntag stirbt Franz Beckenbauer mit 78 Jahren. Die Welt des Fußballs trauert. Vor dem Halbfinale des spanischen Supercups zwischen Real und Atlético Madrid wird des Kaisers mit einer Schweigeminute gedacht. Doch die Zuschauer in Riad pfeifen diese nieder. Auch Toni Kroos sieht sich Pfiffen ausgesetzt.

Eklat in Saudi-Arabien: Vor dem Halbfinale des spanischen Supercups zwischen Real Madrid und Atlético Madrid in Riad haben Teile des Publikums im Al-Awal Park in Riad die Schweigeminute für die am Sonntag im Alter von 78 Jahren verstorbene Legende des Weltfußballs Franz Beckenbauer niedergepfiffen.

Die Trainer Carlo Ancelotti und Diego Simeone standen an der Seitenlinie, die Spieler umarmten sich am Mittelkreis und die Stadionregie spielte das katalanische Volkslied El Cant dels ocells, den Gesang der Vögel, ein, als auf der gigantischen Leinwand ein Bild von Franz Beckenbauer im Trikot der deutschen Nationalmannschaft eingeblendet wurde. Deutlich hörbar pfiffen Teile der 25.000 Zuschauer im Stadion. Aus welchem Grund das Publikum pfiff, war nicht klar.

Dabei blieb es nicht. Auch der in der zweiten Halbzeit für Luka Modrić eingewechselte Toni Kroos sah sich Pfiffen ausgesetzt. Der deutsche Weltmeister hatte im vergangenen August den Transfer des jungen spanischen Spielmachers Gabri Veiga zu Al-Ahli kritisiert. In den sozialen Medien hatte er diesen unter einem Post des Transfer-Journalisten Fabrizio Romano als "peinlich" bezeichnet.

"Ich verstehe die Pfiffe nicht"

Toni Kroos hatte zuvor Saudi-Arabien scharf kritisiert.

Toni Kroos hatte zuvor Saudi-Arabien scharf kritisiert.

(Foto: IMAGO/nogueirafoto)

Vorher hatte er bereits in seinem Podcast "Einfach Mal Luppen" die damalige Transferflut in Richtung Saudi-Arabien kritisiert. "Alle gehen wegen des Geldes dorthin", hatte er gesagt und die Entwicklung eine "Gefahr für den Fußball" genannt. "Das ist ein unfassbar schlechtes Vorbild für ganz viele junge Jugendspieler, dass da Geld die Motivation ist."

Die offenbar in ihrem Stolz verletzten Zuschauer in der Heimspielstätte des Ronaldo-Klubs Al-Nassr dankten Kroos für diese Worte mit Pfiffen bei jedem Ballkontakt. Der Mittelfeldspieler zeigte sich bei dem Torfestival ungerührt und verzichtete auch auf den Torjubel. Später meldete sich der ehemalige Nationalspieler, ein versierter Nutzer der sozialen Medien, auf X zu Wort und schrieb: "Das hat heute Spaß gemacht. Fantastisches Publikum." Sein Trainer Carlo Ancelotti meldete sich ebenfalls. "Ich verstehe die Pfiffe nicht. Ich verstehe die wirklich nicht. Und ich glaube, Kroos auch nicht."

Saudi-Arabien investiert in den Fußball

Real Madrid gewann das Spiel gegen den Ortsrivalen mit 5:3 nach Verlängerung und zog somit in das Finale des Supercups ein. Dieser wird mit Ausnahme des ersten Corona-Jahres 2021 seit 2019 in Saudi-Arabien ausgetragen. Mit Neom und Red Sea Global treten zwei saudische Unternehmen als Sponsor des mit vier Mannschaften ausgetragenen Wettbewerbs auf.

Die spanische Liga ist auf zahlreichen Ebenen mit Saudi-Arabien, der aufstrebenden Macht im Weltfußball, verstrickt. Neben den weit über 100 Millionen Euro, die der Supercup dem spanischen Verband einbringt, ist auch der Investor CVC mit der Liga verbunden. Das vom saudischen Staatsfonds PIF mitfinanzierte Unternehmen aus der Private-Equity-Branche hat 2,7 Milliarden Euro in La Liga gesteckt. CVC soll auch bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) ein Kandidat bei der Investorensuche sein.

Saudi-Arabien ist der designierte Gastgeber der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2034. Die Vergabe soll noch in diesem Jahr offiziell gemacht werden. Aus den Kreisen des deutschen Fußballs gab es bislang wenig Kritik daran.

Quelle: ntv.de, sue

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