Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Fiskalrat warnt vor "Wahlzuckerl" und zu hohem Budgetdefizit

Von Ulrike Rubasch, 08. November 2023, 11:32 Uhr
Christoph Badelt
Fiskalratschef Christoph Badelt Bild: cityfoto

WIEN. Der Fiskalrat erwartet für 2023 und 2024 ein gesamtstaatliches Budgetdefizit von 2,5 Prozent und 2,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das Defizit 2024 liege damit deutlich unter dem vom Finanzministerium (BMF) budgetierten Wert von 2,7 Prozent.

Zwei Dinge bereiten dem obersten Wächter der Staatsschulden, Christoph Badelt, Sorge, wenn er und sein Fiskalratsbüro sich den geplanten Staatshaushalt der nächsten Jahre ansehen.

Erstens ein höheres Budgetdefizit als notwendig und dadurch zu viel Spielraum für die Politik in Vorwahlzeiten, Stichwort „Wahlzuckerl“. Und zweitens eine „ungesunde Dynamik in der Mischung“ von großen Ausgabebrocken wie Gesundheit, Klimawandel, Pensionszahlungen und Zinsen, „die die Ausgaben und Einnahmen des Staates auseinandertreiben“, so Badelt in einem Pressegespräch am Mittwoch.

Die Dramatik liege darin, erklärt Fiskalrats-Ökonom Johannes Holler im OÖN-Gespräch, dass in Zukunft viele Bereiche zusätzlich hohe Investitionen bräuchten. „Wir sollten uns im Budget dafür einen Puffer freischaufeln“, um Anpassungskosten für Klimaschutz oder die stark steigenden Gesundheitsausgaben bewältigen zu können. Das sei nicht ausreichend geschehen. Von 2030 bis 2040 würden aufgrund der demografischen Entwicklung die Pensionszahlungen noch stark steigen. Auch die Finanzierung der Staatsschuld werde wegen steigender Zinsen teurer.

Pensionen und Zinszahlungen

Schon in den vergangenen zwei Jahrzehnten machten die Pensionsausgaben und die Zinszahlungen für die Staatsschuld rund ein Drittel der Gesamteinnahmen des Staates aus – siehe Grafik. Holler: „Wenn ein großer Teil der Einnahmen für laufende Ausgaben benötigt wird, bleibt wenig Spielraum, auf Krisen zu reagieren bzw. Impulse für die Zukunft zu setzen.“ Im kommenden Budget werde diesbezüglich nichts anders gemacht als in der Vergangenheit.

Der Fiskalrat erwartet für 2023 und 2024 ein gesamtstaatliches Budgetdefizit von 2,5 Prozent bzw. 2,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Diese Schätzung liegt deutlich unter dem vom Finanzministerium (BMF) budgetierten Wert von 2,7 Prozent. Der Finanzminister halte sich so ein Türchen offen für „Maßnahmen, die noch nicht beschlossen sind“, sagt Badelt. Allein im Jahr 2024 wären das mehr als vier Milliarden Euro Unterschied zur Berechnung des Finanzministers. Badelt: „Die öffentliche Hand kann also in Vorwahlzeiten noch Ausgaben erfinden, die nicht notwendig wären – ein Wahlzuckerl.“

Strukturelles Problem

Der Fiskalratschef kritisiert, dass das Finanzministerium vor allem das strukturelle, also das um konjunkturelle Einflüsse bereinigte Defizit nicht bekämpfe, auch wenn man die Maastricht-Grenze von drei Prozent einhalte. Weder werde mittelfristig eine Rückführung des strukturellen Budgetdefizits um jährlich 0,6 Prozent des BIP erreicht, noch das mittelfristige Budgetziel eines strukturellen Defizits von 0,5 Prozent des BIP. Das enge den Handlungsspielraum für die Politik ein. Zusatzaufgaben wie einst für die Corona- und zuletzt für die Inflationskrise könnten dann nicht mehr so ge-stemmt werden wie bisher.

Das Defizit könnte und sollte also nach Meinung des Fiskalrats wesentlich niedriger sein, die Ausgaben müssten nicht so hoch sein. Während das Finanzministerium für das kommende Jahr Ausgaben von 263 Milliarden Euro budgetiert, kommt der Fiskalrat ausgehend von den bisher beschlossenen Maßnahmen auf 259 Milliarden Euro. Selbst aus konjunkturellen Gründen wären mit heutigem Prognosestand höhere Ausgaben nicht nötig. Das jüngste Konjunkturpaket der Regierung mit dem größten Brocken Förderung der Sonnenstromerzeugung (durch Wegfall der Umsatzsteuer auf PV-Anlagen in Höhe von 250 Millionen Euro) und 2024 dem neuen Finanzausgleich sei ausreichend.

EU-Regeln werden angepasst

Die EU-Wirtschafts- und Finanzministerinnen und -minister beraten diese Woche in Brüssel über eine Reform der EU-Schuldenregeln. Die Maastricht-Obergrenzen von maximal drei Prozent Haushaltsdefizit und 60 Prozent Gesamtverschuldung bleiben dabei unverändert, die Vorgaben für das strukturelle (nicht konjunkturabhängige) Defizit dürften geändert werden. 

mehr aus Innenpolitik

Wahlrede in Wieselburg: Bablers roter Forderungskatalog

Werner Kogler: "In Europa steht viel auf dem Spiel"

Causa Ott hatte kaum Einfluss: FPÖ in Umfragen weiter auf Platz 1

NR-Wahl: Babler mit knapp 90 Prozent SP-Spitzenkandidat

Autorin
Ulrike Rubasch
Redakteurin Wirtschaft
Ulrike Rubasch
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

5  Kommentare
5  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
HumpDump (4.948 Kommentare)
am 09.11.2023 08:08

Und die SPÖ überholt die verschwenderische Regierung noch mit Tempo 100 auf der linken Spur. Bald ist Parteitag, wo die extrem teuren Schlaraffenland-Forderungen abgesegnet werden.

Die Richtung stimmt. 🙈

lädt ...
melden
antworten
hasta (2.848 Kommentare)
am 08.11.2023 16:00

Auch sogenannte "Wahlzuckerl" können die derzeitigen Regierungsparteien nicht retten. Es wurde eindeutig der Bogen überspannt. Den Bürger für dumm verkaufen war einmal.

lädt ...
melden
antworten
LASimon (11.328 Kommentare)
am 08.11.2023 12:41

Herr Badelt hat all die wunderschönen Pläne des Herrn Babler noch gar nicht in Rechnung gestellt. Ich fürchte, wir werden kurz vor der Wahl wieder einen "24.September" erleben - das war jener letzte Sitzungstag einer Legislaturperiode, an dem die Parteien einander mit Wahlzuckerln überboten (die dann nach der Wahl peu à peu über mehrere Monate / Jahe wieder zurückgenommen werden mussten).

lädt ...
melden
antworten
analysis (3.550 Kommentare)
am 08.11.2023 14:18

LASIMON,
wusste nicht, dass der SPÖ-Vorsitzende der Bundesregierung vorsteht.
Bei allen Maßnahmen dieser Regierung ist doch die Handschrift von WKO-General
Mahrer zu erkennen.

lädt ...
melden
antworten
nodemo (2.237 Kommentare)
am 08.11.2023 12:19

Fiskalrat warnt vor "Wahlzuckerl" mit Honigtöpfen, die zu einem hohem Budgetdefizit führen.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen