Pinsel und Farben liegen auf einem Holzbrett. © picture alliance / Zoonar | Oleksandr Latkun

Studenten-Kunstmarkt: Kunst von angehenden Profis im Netz

Stand: 11.05.2022 04:00 Uhr

Der Kunstmarkt boomt und entsprechend hoch sind die Preise. Es gibt jedoch eine Alternative: Die Online-Plattform "Studenten-Kunstmarkt" bietet für kleines Geld Kunst von angehenden Profis an.

von Silke Lahmann-Lammert

Wer den Platz überm Sofa mit einem echten Ölgemälde schmücken will, muss tief in die Tasche greifen. Seit Jahren boomt der Kunstmarkt und entsprechend hoch sind die Preise - zumindest für die Werke etablierter Künstlerinnen und Künstler. Für alle, die weniger Geld haben, gibt es seit einiger Zeit eine Alternative: Die Online-Plattform "Studenten-Kunstmarkt" bietet eine große Auswahl an Zeichnungen und Gemälden, die schon für wenige hundert Euro zu haben sind. Keine Hobbykunst also, sondern Arbeiten von angehenden Profis.

Elizaveta Ostapenko teilt sich ihr Atelier an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste mit drei anderen Studierenden. In ihrer Ecke steht ein Schreibtisch mit Pinseln, Tuben und Flaschen. An der Wand hängen zwei Ölgemälde, an denen sie gerade arbeitet. Sobald die Bilder fertig sind, will Elizaveta Ostapenko sie im "Studenten-Kunstmarkt" online stellen, für jeweils für 750 Euro. "Natürlich verdiene ich so nicht genug Geld, um zu leben. Aber für Studenten ist das eine sehr gute Möglichkeit. Und wenn man viel produziert, dann kann man auch viel verdienen", erzählt sie.

"Studenten-Kunstmarkt" bietet Studierenden Öffentlichkeit

Malen statt Kellnern: Für eine Kunststudentin klingt das naheliegend. Doch bisher gab es - außer den Jahresausstellungen der Kunsthochschulen - kaum Möglichkeiten für Studierende, mit ihren Werken an die Öffentlichkeit zu treten. Das hat sich geändert, seit zwei Brüder aus Leipzig den "Studenten-Kunstmarkt" gegründet haben. Eine Online-Plattform für angehende Profis: "Wir nehmen nur die Personen, die wirklich Kunst-Studierende sind", betont Erich Reich, Mitgründer und inzwischen alleiniger Chef des Start-up-Unternehmens.

Mit der Beschränkung auf Kunsthochschüler und -schülerinnen will er für gleichbleibend hohe Qualität sorgen. Hobbymaler, die auf anderen Plattformen zuhauf die Früchte ihrer Aquarellkurse an der Volkshochschule anbieten, werden von vornherein ausgeschlossen.

Breites Spektrum an Kunst

Das Spektrum reicht von Aktzeichnungen bis zur Textilkunst, von konventionellen Landschaftsbildern bis zu abstrakten Gemälden. Anbieter und Anbieterinnen laden Fotos ihrer Arbeiten hoch, notieren Format und Material und nennen einen Preis. Darüberhinaus macht Plattform-Gründer Erich Reich keine Vorgaben: "Natürlich ist es primär von Vorteil, wenn ein Kunstwerk verkauft werden kann, aber trotzdem gibt es auch Personen, die Installationen hochladen oder Skulpturen - natürlich ist die Möglichkeit des Verkaufs dort viel geringer. Aber ich sage immer: Wenn du das hochladen willst, ist das völlig okay. Da gibt es keine No-Gos."

Vielen Arbeiten sieht man an, dass die Studierenden auf der Suche nach einem eigenen Stil sind. Manchen, dass sie vielleicht besser ein anderes Fach gewählt hätten. Wer sich Zeit nimmt, findet aber auch gute, manchmal sogar herausragende Werke - die fotorealistischen Porträts der Bonner Kunststudentin Pegah Kazemi zum Beispiel. Sie zeichnet großformatige Bilder, die mit Preisen von mehreren Tausend Euro zu Recht über dem durchschnittlichen Niveau liegen.

"Studenten-Kunstmarkt": Profitables Unternehmen

"Aber natürlich ist es logisch: Ein Werk, das über 1.000 Euro kostet, wird nicht so oft gekauft, wie ein Werk für zum Beispiel 500 Euro. 80 Prozent der Kunstwerke kosten unter 1.000 Euro", erklärt Reich. Pro Verkauf gehen 30 Prozent der Einnahmen an die Online-Plattform. Das sei nicht viel, meint Reich. Traditionelle Galerien nehmen eine Provision von 50 Prozent: "Das Unternehmen ist auf jeden Fall sehr profitabel. Das bedeutet, wir können sehr viel investieren. Was gut ist, um einen besseren Support, eine bessere Technik im Hintergrund zu bieten", so der Gründer.

Reich selbst hat keine Kunst, sondern Sport studiert. Inzwischen ist er Lehrer. Ein Nebenjob, den der Start-up-Unternehmer vorerst in der Hinterhand behalten will: "Ich habe eine halbe Stelle. Und das ist auf jeden Fall meine Absicherung. Mal gucken, wo es hingeht!"

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