Sulz · Engagement

Mühsame Ernte für guten Zweck

Viel Regen, wenige Äpfel: Bei der zweiten Sulzer Obstleseaktion für den „Sulzer Drei-Täler-Saft“ brachten die Sammler rund 800 Kilogramm zusammen. Aus der Hälfte wird Saft gepresst, für die andere Hälfte erhält das „Netzwerk Streuobst“ Geld.

07.10.2019

Von Cristina Priotto

Die Hälfte der Helfer waren Syrer. Hier unterstützen zwei Frauen Sabrina Glöckler (links) beim Befüllen eines Sacks mit auf Kastell aufgelesenen Äpfeln.

Die Hälfte der Helfer waren Syrer. Hier unterstützen zwei Frauen Sabrina Glöckler (links) beim Befüllen eines Sacks mit auf Kastell aufgelesenen Äpfeln.

Anfang Oktober sollten Skihose und Wollhandschuhe noch im Schrank liegen. Für die ehrenamtlichen Helfer, die sich am Samstagmorgen auf dem Wöhrd treffen, um Äpfel für den zweiten „Sulzer Drei-Täler-Saft“ zu sammeln, erweist sich wasserfeste und warme Winterkleidung aber als nötig. Drei Männer und sieben Frauen lassen sich auch vom Dauerregen nicht abschrecken.

Hans-Ulrich Händel und Sabrina Glöckler koordinieren die Aktion und haben Jutesäcke, Körbe, Schüttelstangen und Rollblitze mitgebracht. „Es sieht auf den Bäumen nicht so gut aus, wie wir es uns gewünscht haben“, sagt Glöckler bei der Begrüßung auf dem Wöhrd unter einem Schirm.

In zwei Gruppen ziehen die Freiwilligen los: Hans-Ulrich Händel, Gerold Knispel, Mohamed Hamo, Barbara Hägele und eine Tunesierin nehmen sich die Obstbäume beim Bühlhof vor. Sabrina Glöckler fährt mit einem Pritschenwagen des Bauhofs drei Syrerinnen und eine weitere Helferin zu den gemeindeeigenen Apfelbäumen auf Kastell.

Die Helfer machen sich an die Arbeit: Ein prüfender Blick ins Geäst, um zu sehen, wo einige reife Äpfel wachsen. Als nächstes wird mit einer Schüttelstange dafür gesorgt, dass das noch an den Bäumen hängende Obst auf den Boden fällt. „Autsch!“, entfährt es einer Freiwilligen – wer nicht aufpasst, bei dem landet gelegentlich auch mal ein Apfel auf dem Kopf. Die anderen lachen, doch im Lauf des Vormittags wiederholt sich das Malheur bei den meisten Helfern. Ast um Ast geht es vorwärts, Körbe und Eimer füllen sich, regelmäßig werden die Äpfel in Jutesäcke umgeschüttet.

Manche der Früchte sind kaum größer als ein Tischtennisball, andere füllen zwei Hände. Das Farbspektrum reicht von Zitronengelb über Froschgrün bis Erdbeerrot. „Was das wohl für Sorten sind?“, rätselt Sabrina Glöckler. Als angehende Baumfachwartin dürfte die Rathausmitarbeiterin diese Frage bald selbst beantworten können.

Baum um Baum arbeiten sich die beiden Quintette vorwärts. An manchen hängen gerade mal zwei Dutzend Äpfel, bei anderen lässt sich locker ein ganzer Sack füllen. Der Regen ist steter Begleiter, da kommt es gerade recht, unter dem Blätterdach zumindest etwas Schutz vor der Nässe zu kriegen. Es hat auch einen Vorteil, dass das Obst so nass ist, denn kaum zwischen hohem Gras und Brennnnesseln angefasst, flutschen die Äpfel aus der Hand in die Körbe. In einem von Wild angefressenen Exemplar steht das Wasser in der Bissstelle, ein Hase hoppelt davon.

Doch egal, wie oft und fest die Helfer an den Bäumen schütteln: An diesem Morgen fällt von oben einfach mehr Regen als Obst.

Nach zweieinhalb Stunden ist die Leseaktion beendet, auf dem Pritschenwagen liegen acht volle Säcke, die Gitterbox im Anhänger ist halb gefüllt, die Helfer sind erschöpft, nass und durchgefroren.

Spannend wird es um die Mittagszeit, als die Äpfel abgeliefert werden. Magere 204 Kilogramm zeigt die Palettenwaage bei Getränke Maier auf Kastell an.

Zusammen mit den 211 Kilogramm vom Vortag kommen immerhin 415 Kilogramm zusammen. Von der Mindestmenge von zweieinhalb Tonnen, die der Weilstetter Safthersteller Stingel für eine separate Pressung voraussetzt, ist der Gesamtertrag dieses Jahr jedoch weit entfernt. Daher lässt sich die Stadt für das gesammelte Obst den aktuellen Marktpreis von etwa 7,50 Euro pro Doppelzentner auszahlen und überlässt das Geld dem im Juli gegründeten Verein „Netzwerk Streuobst und nachhaltiges Sulz“.

Weitere 400 Kilogramm werden bei der Mosterei Steinwandt in Boll zu „Sulzer Drei-Täler-Saft“ verarbeitet, was etwa 250 Liter Getränk ergeben dürfte. Zum Vergleich: 2018 waren es 4300 Liter.

Bei der Annahmestelle von Getränke Maier auf Kastell schütteln nach getaner Arbeit am Samstag (von links) Werner Maier, Giuseppe Mastragostino und Sabrina Glöckler die gesammelten Äpfel aus etlichenJutesäcken in die Boxen. Auf Container verzichtet Maier dieses Jahr mangels Menge.Bilder: Cristina Priotto

Bei der Annahmestelle von Getränke Maier auf Kastell schütteln nach getaner Arbeit am Samstag (von links) Werner Maier, Giuseppe Mastragostino und Sabrina Glöckler die gesammelten Äpfel aus etlichen Jutesäcken in die Boxen. Auf Container verzichtet Maier dieses Jahr mangels Menge.Bilder: Cristina Priotto

Mit einer Schüttelstange rüttelt eine Frau an einem Ast: Aufgrund der geringen Erträge wird dieses Jahr um jeden Apfel gekämpft.

Mit einer Schüttelstange rüttelt eine Frau an einem Ast: Aufgrund der geringen Erträge wird dieses Jahr um jeden Apfel gekämpft.

Bei strömendem Regen war nicht nur wetterfeste Kleidung angesagt. Dieser Bauhelm schützte den Kopf zugleich vor herunterfallendem Obst. Privatbild

Bei strömendem Regen war nicht nur wetterfeste Kleidung angesagt. Dieser Bauhelm schützte den Kopf zugleich vor herunterfallendem Obst. Privatbild

Zum Artikel

Erstellt:
07.10.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 45sec
zuletzt aktualisiert: 07.10.2019, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Recht und Unrecht
Sie interessieren sich für Berichte aus den Gerichten, für die Arbeit der Ermittler und dafür, was erlaubt und was verboten ist? Dann abonnieren Sie gratis unseren Newsletter Recht und Unrecht!