Geflügel tranchieren, bridieren und bardieren
Das Angebot an Hausgeflügel, dass in Küchen verarbeitet werden kann, ist sehr groß. Als Hausgeflügel bezeichnet man alle Geflügelarten, die in Obhut des Menschen aufgezogen werden. Dazu gehören Stubenküken, Hähnchen, Hühner, Puten, Truthähne, Enten, Gänse, Wachteln, Tauben und Strauße.
Vor dem Kauf sollte überlegt werden, welche Zubereitungsart man wählen möchte. Denn die Zubereitung ist entscheidend bei der Auswahl des Geflügels und Alters der Tiere. Junges Geflügel ist sehr zart und im Geschmack sehr mild, deshalb verwendet man es eher zum kurzen Garen in der Pfanne oder Ofen und zum Frittieren wie z.B. beim Wiener Backhendel. Bei älterem Geflügel ist das Fleisch eher fest und der Geschmack ist intensiv. Deshalb wird das Fleisch von älteren Tieren auch oft gekocht oder geschmort z.B. beim Coq au vin.
Das Alter der Tiere kann man in Deutschland schlecht einschätzen, da das Geflügel ohne Kopf und ohne Füße verkauft wird. Eine Möglichkeit gibt es bei frischen Tieren. Hier kann man auf die Brustbeinspitze drücken. Lässt sich diese leicht verbiegen, so hat man es mit einem jungen Tier zu tun. Bei tiefgekühltem Geflügel muss man sich auf die Angaben des Etiketts verlassen.
Verkehrsbezeichnungen und das optimale Schlachtalter von Hausgeflügel:
Verkehrsbezeichnung |
Beschreibung |
Schlachtalter |
---|---|---|
Stubenküken (Poussin) |
Kleinstes Hühnergeflügel mit gelblichem Fleisch |
4 Wochen, 300-500 g |
Hähnchen (Poulet) |
Hühner oder Hennen, vor der Geschlechtsreife geschlachtet |
5-9 Wochen, 600-1200 g |
Kapaun (Chapon) |
Vor der Geschlechtsreife kastrierte Hähne mit besonders zartem, saftigem, weißen Fleisch |
70 Wochen, 1,75-2,5 kg |
Suppenhuhn (Poule) |
Legehennen mit festem Fleisch |
64 Wochen, 1,5-2,5 kg |
Pute (Dinde) |
Vor der Geschlechtsreife geschlachtete Hennen |
20 Wochen, bis 12 kg |
Truthahn (Dindon) |
Vor der Geschlechtsreife geschlachtete Hähne |
24 Wochen, bis 20 kg |
Ente (Canard) |
Geschlachtete weibliche und männliche Tiere |
unter 26 Wochen, bis 2,5 kg |
Frühmastgans (Oison) |
Vor der Geschlechtsreife geschlachtete weibliche und männliche Tiere |
8 Wochen, 2,5 kg |
Gans (Oie) |
Festes, fettes und saftiges Fleisch, |
ca. 40 Wochen, 8 kg |
Wachtel (Caille) |
Zartes wohlschmeckendes Fleisch, mit Beginn der Geschlechtsreife geschlachtet |
6 Wochen, 100-150 g |
Erlhuhn (Pintade) |
Zartes Fleisch mit Wildgeschmack |
12 Wochen, 0,7-1 kg |
Taube (Pigeon) |
Tiere mit vollfleischiger Brust und dunklem Fleisch |
4 Wochen, 250-400 g |
Quellen: Küchenfachlicher Leitfaden
Tranchieren von rohem Geflügel
Geflügel wird heute meist küchenfertig geliefert. Es können noch Flaumfedern oder kleinere Federreste vorhanden sein, die man durch Absengen über einer offenen Flamme oder durch Rupfen entfernen kann. Die Zerkleinerung kann im rohen Zustand vorgenommen werden oder durch das fachegerechte Zerlegen von gegartem Geflügel bei Tisch. Dies bezeichnet man als tranchieren.
Da alle Hausgeflügel wie Hühner, Enten, Gänse, Puten, Wachteln und Tauben anatomisch gleich aufgebaut sind, lassen sich die einzelnen Arbeitsschritte an einem rohen Hähnchen bestens erklären.
1. Schenkel ablösen
Das Hähnchen mit der Brust nach oben auf ein Brett legen. Die Haut zwischen Brust und Oberschenkel einschneiden und die Beine nach außen drücken, bis der Gelenkkopf aus der Pfanne springt. Die Schenkel zwischen Kugel und Pfanne abtrennen.
2. Schenkel durchschneiden
Die Schenkel mit der Hautseite nach unten, in der Mitte im Gelenk durchschneiden. So erhält man Unter- und Oberschenkel.
3. Flügel abtrennen
Dem Hähnchen mit der Brust nach oben beide Flügel nach außen drücken und jeweils im Schultergelenk durchscheiden.
4. In der Mitte spalten
Das Messer durch die Bauchhöhle des Hähnchens schieben und in der Körpermitte durchschneiden.
5. Brust ablösen
Die Brust zum Rücken umklappen und zwischen die Schulterknochen durchschneiden.
6. Brust halbieren
Die Brust mit der Hauptseite nach oben am Brustbein halbieren.
Ein fachgerechtes Zerlegen von Geflügel verhindert große Mengen an Fleischabfällen, da alle Teile ihre Verwendung finden. Aus den Karkassen kann man einen Geflügelfond ziehen, der mit Bouquet Garni (Kräuterbündel) und Gewürzen wie Wacholderbeeren, Kardamom, Muskat, Muskatblüte, Koriander, Nelken, Piment und Pfeffer abgerundet wird.
Tranchieren von gegartem Geflügel
Zum Tranchieren von gegartem Geflügel verwendet man ein großes, scharfes, spitzes Messer, dass stabil genug ist, um Gelenke durchschneiden zu können. Dieses Messer nennt man Tranchiermesser. Ein Tranchierbesteck besteht neben dem Tranchiermesser auch aus einer Tranchiergabel. Die Tranchiergabel ist nur zum Fixieren des Geflügels auf dem Tranchierbrett gedacht und wird nicht zum Einstechen in das zerlegte Teil verwendet. Der Schnitt erfolgt ohne Druck, so bleib die Anschnittstelle glatt und es entweicht kein Fleischsaft.
Man scheidet zuerst auf der einen Hälfte des Geflügels den Schenkel, Flügel und Brust ab und danach wendet man sich der anderen Seite zu.
1. Schenkel abtrennen
Das gebratene Geflügel mit der Brust nach oben auf ein Tranchierbrett legen. Die Haut zwischen Oberschenkel und Brust durchtrennen, den Schenkel nach außen biegen und das Gelenk durchschneiden.
2. Den Flügel abtrennen
Indem man den Flügel vom Rumpf abbiegt und dann das Schultergelenk mit dem Messer durchtrennt.
3. Die Brust tranchieren
Indem man diagonal zum Fleisch nach unten schneidet. Dabei jede abgeschnittene Scheibe zwischen Messer und Tranchiergabel festhalten.
Bei großen Tieren wie Puten, Truthähnen, Enten und Gänsen werden Ober- und Unterschenkel getrennt serviert. Man durchtrennt mit einem kräftigen Schnitt das Kniegelenk. Bei der Unterkeule schneidet man längs zum Knochen eine dicke Scheibe ab. Den Schenkel drehen und dicht am Knochen noch 3 weitere Scheiben abschneiden. Beim Oberschenkel parallel zum Knochen 3-5 Scheiben abschneiden.
Bei kleinen Tieren, wie dem Küken oder der Wachtel tranchiert man, indem man den Vogel am Brustknochen und dem Rückenknochen entlang halbiert.
Bridieren
Neben dem Tranchieren wir häufig das Bridieren angewendet. Bridieren bedeutet nichts anders als in Form binden.
Die einfache Brigade mit Nadel
- Erfolgt durch den Einstich durch den einen Flügel, den Durchstich durch Halshaut und Rücken und den Ausstich durch den anderen Flügel mit einer Bridiernadel.
- Einstich am oberen Schenkelende, Durchstich der Brust und Ausstich am anderen oberen Schenkelende.
- Verknüpfen beider Enden.
Das hellere Fleisch der Brust gart oft schneller als das dunklere Fleisch der Schenkel. Deshalb wird die Brust oft mit Speck ummantelt. Dieses Verfahren bezeichnet man als bardieren. Dabei schneidet man grüne Speckscheiben, mit denen man die ganze Brust belegt und wie im Bild gezeigt bindet. Speckplatten mit mehreren Einschnitten versehen, wenn man eine Bräunung wünscht.
Damit die Haut schön bräunt, kann man das Geflügel ganz mit Butter oder Olivenöl einfetten. Das Geflügel während des Bratens mit dem entstandenen Bratfett regelmäßig begießen. Das hält das Fleisch schön saftig und macht die Haut schön knusprig. Das ist besonders wichtig bei langen Garzeiten wie z.B. bei der Gans
Durchschnittliche Garzeiten für ganze Geflügel
Garfertiges Hausgeflügel |
Gewicht in Gramm |
Kochen/ Dünsten (Garzeit in Minuten) |
Schmoren (Garzeit in Minuten) |
Braten (Garzeit in Minuten) |
Grillen (Garzeit in Minuten) |
---|---|---|---|---|---|
Stubenküken |
250 |
15 |
|
20 |
12 |
Hähnchen |
1200 |
25 |
15 |
35 |
20 |
Suppenhuhn |
2000 |
170 |
170 |
120 |
|
Pute |
3500 |
80-90 |
|
90 - 120 |
|
Junge Taube |
250 |
15 |
|
20 |
12 |
Junge Gans |
3500 |
|
|
120 - 150 |
|
Junge Ente |
2200 |
|
|
80 |
|
Perlhuhn |
1000 |
|
|
30 -60 |
|
Kapaun |
3500 |
|
|
110 |
|
Quellen: Küchenfachlicher Leitfaden