27. Juli bis 12. August 2012

Die IT der Olympischen Spiele in London

Uhr | Aktualisiert

Damit an den Olympischen Spielen in London alle Resultate in Echtzeit übertragen werden können, ist eine immense Infrastruktur nötig. Die Netzwoche war in London vor Ort.

Noch 23 Tage vergehen bis zum Start der Olympischen Spiele in London. Schätzungsweise vier Milliarden Zuschauer werden das Spektakel verfolgen, rund 10'000 Athleten werden bei den Spielen vor Ort sein, die rund 4'000 Athleten der Paralympics ausgenommen. Damit unter anderem die Zuschauer und die Kommentatoren weltweit die Resultate jederzeit rechtzeitig auf ihre Bildschirme enthalten, ist eine enorme IT-Infrastruktur nötig. Daten müssen in Echtzeit transportiert werden, Probleme müssen abgefangen und Daten müssen jederzeit vor Verlust geschützt sein.

Diese anspruchsvolle Aufgabe hat das französische Softwareunternehmen Atos übernommen - aber nicht zum ersten Mal. "Wir sind seit den Olympischen Spielen in 1992 in Barcelona involviert und seit 2002 offizieller IT-Partner der olympischen Spiele", erklärt Patrick Adiba, CEO Iberia and Executive Vice President der Olympischen Spiele bei Atos gestern an einer Presseveranstaltung in London. Das Schwierigste an der ganzen Sache sei, die Daten immer pünklich zu liefern. Natürlich müsse daneben auch das Budget eingehalten werden und die IT-Umgebung müsse alle zwei Jahre neu aufgesetzt werden. Dies erfordert von den Mitarbeitenden des Kernteams viel Einsatz und auch die Bereitschaft, ihr Leben alle vier Jahre auf eine neue Umgebung einzustellen.

Reisen gehört zum Job

Michèle Hyron, Chief Integrator für die olympischen Spiele in London, wird bald ihre Zelte in London abreissen, um in Rio de Janeiro wieder von vorne zu beginnen. "Die olympischen Spiele finden alle zwei Jahre statt, aber Kernteams müssen vier Jahre vor der Olympiade mit dem Aufbau der IT-Infrastruktur beginnen", so Hyron. So haben auch die Aufbauarbeiten in London bereits 2008 begonnen. Hyron wie auch Adiba sind beide Spezialisten in ihrem Gebiet. Adiba hat einen Ingenieurabschluss in Elektronik und Telekommunikation des National Institute for Applied Sciences in Lyon. Hyron hat an der Ecole Polytéchnique Féminine in Frankreich Informatik studiert.

Die IT-Infrastruktur für London beinhaltet 10'000 PC's und etwa 1'000 Server. Gibt es mit einem der Geräte eine Problem, wird es unverzüglich ausgetauscht, wie Hyron erklärt. Damit dies ohne Verzögerungen vonstatten gehen kann, wird die Hardware in einem zentralen Zentrum vorkonfiguriert, damit es in einem Schadensfall sofort ausgetauscht werden kann. "Wir haben während der Spiele jeden Tag Hunderte von kleinen Vorkommnissen, mit denen wir zurechtkommen müssen", erklärt Hyron. Dazu gehöre auch ein aus Versehen oder Absicht ausgestecktes Netzwerkkabel. "Nehmen wir das Beispiel eines Journalisten, dessen Verbindung zum Internet unterbrochen wurde und der sich das nächstbeste Kabel schnappt, das ihm in die Hände fällt", beschreibt er. In so einem Fall werde der Datenfluss sofort unterbrochen und die Verbindung quasi isoliert. "Wir können ja nicht wissen, warum das Kabel ausgesteckt wurde, daher müssen wir so vorgehen." 

Redundante Systeme

Adiba spricht damit auch das Thema Sicherheit an, das in der ganzen Aufbauarbeit nur einen zusätzlichen Punkt des Ganzen darstelle. Sicherheitsvorkehrungen seien bei allen Systemen integriert, zudem seien alle erforderlichen Systeme und Daten redundant gespeichert. Die Software der Systeme werde zudem im Vorfeld auf alle möglichen und unmöglichen Vorfälle getestet und auch Belastungstests unterzogen.

Im TOC, dem Information Operation Center im Bankenviertel von London, laufen alle Fäden der IT zusammen. Ein 24-Stunden-Schicht-Betrieb stellt sicher, dass jederzeit genügend Mitarbeiter vor Ort sind, um im Problemfall reagieren zu können. Sollte alles zusammenbrechen, steht ein zweites TOC an einem geheimen Ort in London schon bereit, damit die Mitarbeiter ihre Arbeiten dort wiederaufnehmen könnten – ohne Datenverlust oder Unterbruch der Übertragungen, wie Adiba versichert. "Solange die Olympiade und alle öffentlichen Betriebe laufen, machen auch wir unsere Arbeit". Sollte also London während der Olympiade von einem Erdbeben der Stärke 7 erschüttert werden, müsste wohl auch Atos kapitulieren.

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