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Warum sich Julian Reichelt plötzlich mit Springer geeinigt hat

Warum sich Julian Reichelt plötzlich mit Springer geeinigt hat Julian Reichelt (Screenshot: YouTube)

Und wie geschickt Reichelts Anwälte dabei vorgingen, erklärt Markus Wiegand im neuen „kress pro“.

Berlin – Keine von beiden Seiten konnte wirklich etwas gewinnen. Axel Springer hatte Julian Reichelt ja nicht vor das Arbeitsgericht gezogen, weil man ernsthaft die 2 Millionen Euro zurückfordern wollte, die er als Abfindung bekommen hatte, erklärt „kress pro“-Chefredakteur Markus Wiegand in seiner Kolumne „Aus unseren Kreisen“ und weiter:

 

Das Interesse des Konzerns lautet: Reichelt soll endlich Ruhe geben und kein Material an Journalisten durchstecken, um dem Unternehmen zu schaden. Das Interesse Reichelts lautet: Der ehemalige „Bild“-Chef möchte nach der verheerenden Berichterstattung eigentlich rehabilitiert werden. Und er weiß, dass man die Vorwürfe des Machtmissbrauchs gegenüber Frauen bei Springer eigentlich für übertrieben bis falsch hält. Aber er kann sich beim Aufbau des neuen Portals „Nius“ nicht zu viele Nebenkriegsschauplätze leisten.


Aufseiten von Springer spielte auch eine Rolle, dass Reichelts Anwälte offenbar eine geschickte Strategie wählten. So zielte eine Widerklage des Ex-„Bild“-Chefs darauf ab, wesentliche Teile des Compliance-Berichts einsehen zu können, um den Vorwürfen entgegentreten zu können. Dafür standen die Chancen offenbar nicht so schlecht, und das wollte Springer auf keinen Fall.


Ein bisschen überraschend war, dass Springer in der Pressemitteilung zur Einigung ziemlich breitbeinig auftrat. Der Kernsatz lautete: „Julian Reichelt bedauert, Informationen an den Berliner Verlag übermittelt zu haben.“ Das sah aus, als sei der Ex-„Bild“-Chef als Verlierer vom Feld gegangen. Nach Meinung eines renommierten Arbeitsrechtlers, der mit der Medienbranche vertraut ist, wäre es für Axel Springer aber nicht ganz einfach gewesen, Reichelt arbeitsrechtlich ein Fehlverhalten nachzuweisen.

 

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