„Wirtshaus-Prämie“ und Co. halten „Wirtshaussterben nicht auf“

Erstellt am 11. Oktober 2023 | 06:15
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Geschlossen Schild Gastronomie Treue Dank
Seit dem Jahr 2000 hat ein Drittel der NÖ-Wirtshäuser seine Schank und Pforte zugesperrt.
Foto: Weingartner-Foto
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Mit dem 4 Millionen Euro „Wirtshaus-Paket“ will Schwarz-Blau das „Kulturerbe Wirtshaus“ in Niederösterreich erhalten und den verbliebenen 1.819 Gastronomen in Sachen Nachfolgerschaft und Qualitätsinvestitionen fördermäßig stark unter die Arme greifen. Wie die „Wirtshaus-Prämie“ für den „ersten und letzten Wirt“ im Ort bei der NÖ-Opposition ankommt und ob das alles ausreicht, hat die NÖN erfragt.

Seit 2000 ist die Zahl der Gasthäuser in Niederösterreich von 2.800 auf 1.819 zurückgegangen. Jedes dritte Gasthaus habe somit geschlossen, sagte ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bei der Vorstellung des „Wirtshaus-Paket“ mit Übernahme- und Nachfolgeförderung, Investitionszuschuss („Gastgeber-Call 2024“) und der medial diskutierten „Wirtshaus-Prämie“. Ihr Vize und FPÖ-Stellvertreter, Udo Landbauer, bezeichnete es als Aufgabe der Landespolitik, das „Kulturerbe Wirtshaus" zu pflegen und gezielt zu fördern. „Wir stehen zur heimischen Gastronomie, wir stehen zu unseren heimischen Wirten", sagte der Freiheitliche.

Für WKO-Gastro-Obmann bzw. WKNÖ-Tourismus-Spartenobmann, Mario Pulker, sei die Vorstellung des Pakets ein „großartiger Tag“. Pulker sieht ein „massives Wirtesterben in ländlichen Gebieten". Gastronomen stehen derzeit zudem stark unter (Kosten-)Druck: Massiv gestiegene Zinsen, erhöhte Lebensmittel- und Energiepreise belasten das Geschäft. Dazu kommt der mittlerweile fast chronische Mitarbeitermangel. Außerdem stünden 30 Prozent der Betriebe laut Pulker in den nächsten Jahren vor einer Übernahme. Das Paket solle helfen, das Wirtesterben am Land jedenfalls einzudämmen, sagt der Gastro-Obmann.

SPÖ will „Nachbesserung und mehr soziale Ausgewogenheit“

SPÖ-Landesparteichef Landesrat Sven Hergovich sprach sich in einer Aussendung generell für eine Förderung für Wirtshäuser aus. Aber er forderte beim „Wirtshaus-Paket“ „Nachbesserung und mehr soziale Ausgewogenheit". Eine Förderung „sollte das Wirtshaussterben beenden und nicht nur verlangsamen", teilte Hergovich mit.

Die NEOS in Niederösterreich bewerten die Einmalzahlungen - alle drei Förderschienen des „Wirtshaus-Pakets“ sind Zuschüsse (siehe Infobox) - als „hilfreich“. Etwa bei kostspieligen Umbauarbeiten oder Übernahmen. Sie würden aber nicht dazu taugen, um das Wirtshaussterben aufzuhalten. „Denn die wesentlichen Ursachen für das Problem bleiben von ÖVP und FPÖ unbeachtet – etwa die hohen Lohnnebenkosten, die den Wirtinnen und Wirten zu schaffen machen, oder das Ortskernsterben in vielen Regionen des Landes. Der zunehmende Leerstand in den Zentren sorgt auch dafür, dass Gäste ausbleiben“, heißt es von den NEOS NÖ zur NÖN. Die Pinken wollen daher ein Zentrummanagement etablieren, „das Immobilienbesitzer mit der Mieterschaft und regionalen Unternehmen vernetzt und Dorfzentren belebt.“

Die Grünen NÖ orten historisches Versagen als Grund für das Wirtshaussterben. „Die Landesregierung hat in der Vergangenheit den ländlichen Raum vernachlässigt, dem Sterben der Ortszentren und Wirten zugesehen und jede Schuhschachtel am Ortsrand genehmigt und nun wird versucht, mit der Gießkanne übers Land gegossen, Fehler wieder gut zu machen. Die Wirkung wird überschaubar bleiben“, sagt Grünen NÖ-Wirtschaftssprecher Georg Ecker zur NÖN.