Gewaltprävention: Wenn die Wut einfach nicht verrauchen will

14.9.2011, 00:00 Uhr
Gewaltprävention: Wenn die Wut einfach nicht verrauchen will

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„Wenn Probleme und Konflikte sich über einen längeren Zeitraum nicht lösen lassen oder sich gar weiter verschärfen, ist Hilfe nötig“, sagt Frank Schweizerhof, Leiter des Projektes „BFV-Konfliktmanager“ in München. Zwar gebe es eine eigene Arbeitsgruppe „Gewaltprävention“, doch gerade wenn Vereine, Mannschaften, Spieler, Betreuer oder Zuschauer immer wieder durch unfaires Verhalten auffallen, oder wenn nach einem gewalttätigen Vorfall auch nach Abschluss des Sportgerichtsverfahrens der Konflikt noch nicht ausgeräumt war, sprengt die Schlichtung oftmals den Rahmen der Arbeitsgruppe.

Alleine von der räumlichen Entfernung waren die Mitglieder irgendwann nicht mehr in der Lage, die Vereine schnell und unbürokratisch zu unterstützen. „Daher sind die Konfliktmanager entstanden“, erklärt Schweizerhof.

Uni-Kurse als Ausbildung

Die Ausbildung zum Konfliktmanager umfasst insgesamt drei Wochenenden mit insgesamt 56 Unterrichtseinheiten. Geleitet werden die Kurse von Dozenten des „Institutes für Sport-Mediation und Konflikt-Management“ in Hanau, die bereits seit über zehn Jahren mit dem hessischen Fußball-Verband zusammenarbeiten. Inhalte der Kurse sind Kommunikationstechniken, Grundlagen von Mediationsverfahren, Konfliktklärung in Gruppen, Deeskalation und interkulturelle Konflikte.

Seit Einführung der Konfliktmanager vor rund zehn Monaten mussten sie bereits 50 Mal tätig werden. „Wobei Konfliktmanager nicht von sich selbst aus, sondern auf Antrag der Vereine angefragt werden“, erklärt Schweizerhof.

In Bayern gibt es derzeit 23 BFV-Streitschlichter. In Oberfranken sind es Alexandra Kemnitzer (Coburg) und Daniel Maaß (Kulmbach), in Mittelfranken Hans Kofler und Werner Frembs (beide Erlangen) sowie Mirsad Biber und Christian Schirmer (beide Nürnberg). Die Kosten, die den BFV-Konfliktmanagern entstehen, trägt der Fußballverband. Generell aber arbeiten die Konfliktmanager ehrenamtlich und erhalten lediglich eine Kostenerstattung.

Hans Kofler vom FSV Erlangen-Bruck ist zuständig für Mittelfranken und für den Fußballkreis Forchheim. Bei seinem Verein ist Kofler unter anderem auch als Sicherheitsbeauftragter bei Bayernligaspielen eingesetzt.

Gleich angemeldet

„Als ich das Fortbildungsangebot gelesen habe, habe ich mich gleich angemeldet“, sagt der 58-Jährige. „Bisher wurde ich zu zwei Einsätzen gerufen; einer in Oberfranken und einer in Mittelfranken“, erzählt Kofler. Im Landkreis Forchheim hätten sich zwei Vereine gestritten, Einzelheiten will Kofler aber nicht preisgeben. „Zu unserer ehrenamtlichen Tätigkeit gehört natürlich auch eine absolute Verschwiegenheitspflicht, das soll das Vertrauen zu den Konfliktmanagern stärken“, berichtet Kofler. „Wichtig seien auch Neutralität und die Fähigkeit zuhören zu können“, erläutert er. Das Einsatzgebiet ist vielfältig und reicht von Eskalationen zwischen Eltern und Jugendtrainern, weil der eigene Filius immer nur auf der Ersatzbank sitzt, über Konflikte zwischen Spielern, Zuschauern und Vereinfunktionären.

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