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Alltagswissen: Redewendungen Wer ist eigentlich Otto Normalverbraucher?

Von Raphael Steffen | 26.09.2021, 08:00 Uhr

Otto Normalverbraucher begegnet uns in allen möglichen Lebenslagen als Verkörperung des durchschnittlichen Deutschen. Aber woher kommt der Name? Das klären wir heute in unserer "Ach so!"-Kolumne rund ums Alltagswissen.

Otto Normalverbraucher ist im Grunde so etwas wie der Cousin von Max und Erika Mustermann: Der durchschnittliche Deutsche schlechthin. Zumindest wird diese Bezeichnung heute als Maßstab gebraucht, um etwa vorzurechnen, wie viel Strom jemand verbraucht oder wie hoch sein Einkommen ist.

Der Duden definiert einen Otto Normalverbraucher als "der durchschnittliche, keine großen Ansprüche stellende Mensch", die Bundeszentrale für politische Bildung erwähnt als weitere Merkmale einen "gewöhnlichen Geschmack" und eine "unauffällige Lebensart". Die feste Kombination des sprichwörtlichen Normalverbrauchers mit dem Vornamen Otto lässt sich dabei ziemlich exakt ins Jahr 1948 zurückverfolgen.

Name ist ein Stück Filmgeschichte

Damals erschien mit "Berliner Ballade" einer der ersten deutschen Nachkriegsfilme – und die Hauptfigur, gespielt von Gert Fröbe (später James Bonds fieser Gegenspieler in "Goldfinger") heißt Otto Normalverbraucher. Im Film stolpert Fröbe als archetypischer Heimkehrer durch das zerstörte Berlin und versucht, sich in der Not und der neuen Gesellschaft zurecht zu finden. "Die Mehrzahl der Berliner waren damals sogenannte Normalverbraucher", heißt es gleich zu Beginn des Films aus dem Off.

Der Autor Wolfgang Seidel ("Wie kam der Sturm ins Wasserglas?") führt den satirischen Namen auf die Rationierung während des Zweiten Weltkrieges zurück. Als Normalverbraucher galt damals, wer anders als Schwangere oder Versehrte keinen Anspruch auf Extrarationen erheben konnte. Diese Mangelverwaltung hatte bis in die 1950er Jahre Bestand. Über das Bezugsscheinsystem wurden auch Kohlen, Zigaretten oder Kleidung zugeteilt.

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Übrigens: Nachdem er verschiedene Jobs ausprobiert hat und immer wieder daran gescheitert ist, seinem Leben einen Sinn zu geben, findet Otto schließlich sein Glück im Privaten mit einer neuen Ehefrau. In dieser Hinsicht wurde "Berliner Ballade" selbst zum Vorboten des Durchschnittsdeutschen der 1950er Jahre: Des Mittelschichtsbürgers, der von Politik nichts mehr hören und nur noch nach vorn schauen will.

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