1. Lokalnachrichten
  2. Bielefeld
  3. Mitte
  4. Computerfirmen in OWL suchen dringend Fachleute

München/Bielefeld

Computerfirmen in OWL suchen dringend Fachleute

Studie mit 400 IT-Unternehmen: Mangel gefährdet Innovationsfähigkeit

30.04.2014 | 30.04.2014, 00:00
Computerfirmen in OWL suchen dringend Fachleute - © Bielefeld
Computerfirmen in OWL suchen dringend Fachleute | © Bielefeld

München/Bielefeld (nw). Die IT-Unternehmen plagen massive Nachwuchssorgen. Zwar sorgen immer wieder Erfolgsgeschichten junger Entwickler für Aufsehen, doch die deutschen Computerfirmen suchen verzweifelt und oft erfolglos Mitarbeiter. Auch in OWL fehlen Fachkräfte.

Das Ergebnis einer Umfrage der sogenannten Developer Week zur Personalsituation in der Computerbranche ist alarmierend. Die Veranstalter der Nürnberger Entwicklerkonferenz wollen im Juli Schüler und Studenten für IT-Berufe begeistern. Im Vorfeld der Woche haben sie rund 400 deutsche Unternehmen zur Branchensituation befragt. Das Resultat: Mehr als die Hälfte der Befragten ist vom Fachkräftemangel betroffen. Bei 48 Prozent der Firmen leide die Innovationskraft. Zu sehr sei man mit der Abarbeitung von Projekten beschäftigt, so dass keine Ressourcen zur Weiterentwicklung von Ideen frei wären.

Information
Die Ergebnisse:

Bei 67,4 Prozent der befragten Firmen sind Stellen im IT-Bereich unbesetzt.

Zwei Drittel gaben an, dass sie Aufträge ablehnen, weil Personal fehlt.

Nur 11 Prozent sagen, dass IT-Aufgaben ins Ausland vergeben werden.

Mehr als 40 Prozent betreuen Studenten oder bieten Universitätsprojekte an. 32 Prozent bilden selbst aus.


- © SYMBOLFOTO: DPA
| © SYMBOLFOTO: DPA

"Wir kennen die Nachwuchssorgen der IT-Branche", sagt Swen Binner von der IHK Ostwestfalen. "Im letzten Jahr sind viele Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben." Dabei wisse auch die Industrie- und Handelskammer um das Interesse der Jugendlichen an Hard- und Software. "Allerdings sind die Anforderungen an viele IT-Berufe recht hoch", sagt Binner. Während die Resonanz auf Stellen als IT-Systemkaufmann oder Informatikkauffrau noch recht hoch sei, würden vor allem Fachinformatiker fehlen. "Viele junge Männer und Frauen haben entweder nicht die gewünschten Voraussetzungen oder Angst, dass ihre Vorkenntnisse nicht reichen."

Dieter Schoon, Personalchef des Bielefelder SAP-Dienstleisters Itelligence AG, glaubt nicht, dass die Anforderungen abschreckend wirken. Allerdings fehle es der Branche manchmal an Marketinginitiativen. "Wir haben es in Deutschland verpasst, schon in der Schule für die IT-Dienstleister Werbung zu machen", sagt Schoon. "Wir müssen den jungen Menschen deutlich machen, dass sie mit einem IT-Studium ein relativ sicherer Berufsweg erwartet." Die Branche könne attraktive Arbeitsplätze liefern.

Dass auch Stellen für Spezialisten unbesetzt bleiben, erklärt sich Schoon mit einem zweiten Branchenfehler: "Viele Unternehmen haben die Weiterbildung vernachlässigt. Dabei ist das das A und O." Neben den inhaltlichen Fähigkeiten seien auch die sogenannten Soft Skills wichtig. "Wenn ich sehe, dass jemand Erfahrung in Projektführung hat, ist mir das oft wichtiger als das ursprüngliche Studienfach."

Dennis Breuer, Geschäftsführer der Itegrate GmbH & Co. KG aus Bielefeld, wünscht sich mehr Einsatzbereitschaft. Mit einem Geschäftspartner hat er 2011 die Firma für SAP-Dienstleistungen gegründet. "Wir würden gerne weiter wachsen und neue Entwickler einstellen, aber qualifizierte Leute zu finden ist sehr schwer", sagt Breuer. Oft scheitere es nicht am Wissen. "Entwickler müssen eigenständig arbeiten und flexibel sein. Dazu gehört Projektarbeit und eine gewisse Reisebereitschaft." Er glaubt trotzdem, dass viele Jugendliche gute Voraussetzungen haben.

Auch Itelligence-Personaler Schoon appelliert: "Ich glaube, dass man mit IT junge Leute begeistern kann. Entwickler sind nicht mehr nur die schrägen Nerds, die in ihrer Kammer vor dem PC sitzen."