Endgültiges Aus: Bielefelder Traditionsgaststätte abgerissen

Heepen. Die Straße rings um das kleine Industriegebiet trägt noch den Namen, auch das grün umrahmte Schild an der Zufahrt von der Eckendorfer Straße erinnert noch daran, dass an dieser Stelle bis vor gar nicht allzu langer Zeit noch gut gegessen und viel gefeiert wurde. Doch die Gaststätte selbst, der traditionsreiche und seit 2021 geschlossene &bdquo;Wernings Hof“ ist jetzt endgültig zu Geschichte geworden. Schwere Bagger und Transportfahrzeuge haben in den vergangenen Wochen Fakten geschaffen und das Gebäude dem Erdboden gleich gemacht. Gleichzeitig ebneten sie damit die wenigen verbliebenen Hoffnungen vieler ehemaliger Gäste ein, dass es irgendwann dann vielleicht doch noch eine Zukunft für &bdquo;Wernings Hof“ geben könnte – etwas, was bis vor der endgültigen Schließung des Hauses durch Wirt Gustav-Adolf Werning im Jahr 2021 noch wie eine Selbstverständlichkeit wirkte. Die Geschichte des Hauses selbst geht zurück in die Zeit der Reichsgründung Ende des 19. Jahrhunderts, damals allerdings noch nicht als Gaststätte. Friedrich Werning kaufte 1870 das damals noch an der Schildescher Straße gelegene Grundstück für 1.000 Taler. Er war Leinenhändler. Die zweite Generation, Sohn August, wandelte den Hof dann in eine Ziegelei um, die sich den lehmigen Boden des Gebietes zu Nutze machte. Dessen Sohn Karl wiederum betrieb in dritter Generation zunächst auf dem Hof Landwirtschaft und ein Fuhrunternehmen. Mit Pferden transportierte er den Schlamm von den Rieselfeldern als Dünger ab. Ein paar Kühe und Schweine hatte Karl Werning auch in seinem Stall stehen. Mit 58 Jahren entschloss er sich dann aber zu einem Neuanfang, wofür er seinen Bauernhof in eine Gastwirtschaft umwandelte. Der befreundete Architekt Herbert Klemme entwarf die Pläne für den gastronomischen Betrieb in den ehemaligen Ställen, die 1959 eröffnet wurde. Vier Jahre später kam eine Kegelbahn dazu. Diese wurde im Wohnzimmer der Familie eingerichtet, weshalb die Privaträume ins Obergeschoss verlegt wurden. Diese Investition sollte sich schnell rechnen: Zu Höchstzeiten, in den 70er und 80er Jahren, gingen rund 100 Kegelclubs auf Wernings Bahnen in die Vollen. Mit seiner Frau Elisabeth führte Karl das Lokal bis er Anfang der 70er Jahre erkrankte, er starb 1976. Sein Sohn Gustav-Adolf übernahm als gelernter Küchen- und Restaurantmeister 1974 die Gaststätte. Elisabeth Werning stand noch bis 2003 hinter der Theke, sie verstarb zwei Jahre später. Corona sorgte für das Ende des Hauses Zusammen mit seiner Frau Gabriele führte Gustav-Adolf Werning das Haus durch erfolgreiche Jahre. 1993 übernahm er das Catering in der gerade fertiggestellten Seidenstickerhalle und beköstigte die Gäste zahlloser Oktoberfeste, Box-Kämpfe oder Konzerte. 1994 eröffnete der Gastronom &bdquo;Wernings Weinstube“ am Alten Markt. 2009 feierte die Familie groß das 50-jährige Bestehen des traditionsreichen Hauses. Erst die Corona-Pandemie sorgte dann für das jähe Ende von &bdquo;Wernings Hof“. Während des Lockdowns fassten die Eheleute im Frühjahr 2021 den Entschluss, ihr Restaurant nicht wieder zu eröffnen. Sie hatten sich schon länger vorgenommen, kürzer zu treten und das Restaurant abzugeben. Alle Pläne dafür wurden dann aber durch Corona über den Haufen geworfen. Denn die für die Gastronomie verheerenden Einschränkungen waren für den gerade auf große Gesellschaften und Feiern ausgelegten Gasthof ein Desaster. Erschwerend kam hinzu, dass die Suche nach einem Nachfolger durch die Pandemie nahezu unmöglich gemacht wurde, wie der damals 73-jährige Gustav-Adolf Werning berichtete. &bdquo;Es ist einfach zu unsicher.“ Drei Jahre sind seit dem ins Land gegangen. Und sicher ist zumindest nun eines: An der Stelle, an der Karl Werning vor 65 Jahren &bdquo;Wernings Hof“ eröffnet hatte, wird es in der altbekannten Form wohl nie wieder eine Gastronomie mit Kegelbahnen geben. Was mit der Brache passiert, ist noch nicht bekannt. Da sie aber in Mitten von Industrie- und Gewerbebetrieben wie einem Spezialisten für Galvanisierungen, einem Transportunternehmen oder einer Software-Schmiede liegt, ist eine ähnliche Nutzung wahrscheinlich. Heepens Bezirksbürgermeister Holm Sternbacher weiß noch nicht, was mit der Fläche an der Eckendorfer Straße jetzt passieren wird. Für den Bezirk sei es jedenfalls schade, dass das Gebäude nicht mehr steht. &bdquo;Da geht ein Stück Gaststättenkultur verloren“, sagt er der NW auf Nachfrage. Auch er sei immer gerne in &bdquo;Wernings Hof“ gewesen. &bdquo;Aber wie in so vielen Betrieben wurde auch hier kein Nachfolger gefunden“. Schon in den 1970er Jahren habe er dort gekegelt. &bdquo;Das waren tolle Abende“, sagt Sternbacher.

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