Unfallflucht: Wie die Polizei Gütersloh Verursachern auf die Spur kommt

Gütersloh. Einen kurzen Augenblick beim Ausparken nicht aufgepasst, schon ist es passiert. Nur ein kleiner Kratzer oder eine kleine Beule, keine große Sache, denken viele Unfallverursacher und machen sich kurzerhand aus dem Staub. Doch Fahrerflucht ist kein Kavaliersdelikt – und kommt trotzdem ziemlich oft vor. 2.231 Unfälle, bei denen die Verursacher ohne ihre Personalien zu hinterlassen abgehauen sind, registrierte die Kreispolizeibehörde im vergangenen Jahr. &bdquo;Seit Jahren steigt diese Zahl an", sagt Corinna Koptik. Die Polizistin vermutet, dass der Anstieg der flüchtigen Unfallverursacher einerseits am wachsenden Verkehrsaufkommen, andererseits aber auch am Geist der Zeit liegt. &bdquo;Vielen Verkehrsteilnehmern fehlt scheinbar die Moral", sagt Koptik. Die meisten Fahrerfluchten werden nach Remplern begangen. Diese sind oft nicht schwer, andererseits kostet auch ein neuer Außenspiegel wegen der Technologie darin oft einige hundert Euro – genau wie eine Ausbeulung samt Lackierung anderer Karosserieteile. Für die Geschädigten bedeuten die Folgen viel Ärger. Sie müssen die Polizei benachrichtigen, ihre Versicherung informieren und den Wagen in die Werkstatt bringen – auf den Kosten bleiben sie oft sitzen. &bdquo;Da kommen schnell vierstellige Beträge zusammen. Vom Papierkram ganz zu schweigen", sagt Koptik. Die Polizei ist nicht untätig. Rund 42 Prozent aller Fälle von Fahrerflucht konnten die Beamten des Verkehrskommissariats im vergangenen Jahr aufklären, bei Unfällen mit Personenschäden lag ihre Quote bei gut 56 Prozent. Zur Aufklärung bedienen sich die Ermittler unterschiedlichster Möglichkeiten: Anhand von Autoteilen, die am Unfallort zurückbleiben, können Farbe und mit Hilfe der Fabrikatsnummer sogar Marke und Fahrzeugtyp ermittelt werden. Mit sogenannten Spurfix-Folien lassen sich auch kleinste Farb- und Materialpartikel sichern, die ebenfalls Aufschluss über Farbe und Art der Lackierung des beteiligten Fahrzeugs geben können. Außerdem arbeite die Polizei eng mit Werkstätten zusammen, wenn der Flüchtige später den eigenen Schaden reparieren lassen wolle. &bdquo;Oft melden sich auch Zeugen, die den Unfall beobachtet haben", sagt Koptik. Immer häufiger würden diese sogar ein Handyfoto oder -Video mit dem Kennzeichen des flüchtenden Verursachers mitliefern, was die zumeist mühevolle Ermittlungsarbeit deutlich vereinfache. Koptik betont: &bdquo;Unfallflucht ist ein Risiko, dass sich nicht lohnt." Denn wer sich, egal wie gering der Schaden auch sein mag, illegalerweise vom Ort des Geschehens entfernt, muss mit schwerwiegenden Konsequenzen rechnen. Nach Paragraf 142 des Strafgesetzbuches ist das &bdquo;Unerlaubte Entfernen vom Unfallort" – wie die Fahrerflucht im Juristendeutsch heißt – eine Straftat, die zwangsläufig zu einer Anzeige führt. Die Folgen können mitunter gravierend sein. Neben empfindlichen Geldbußen drohen der Entzug des Führerscheins und bei Unfällen mit Personenschäden gar eine Freiheitsstrafe. &bdquo;Die Fahrerlaubnis wird vom Gericht meist dann entzogen, wenn die Schadenshöhe 1.500 Euro übersteigt", nennt Koptik eine Faustregel. Und diese Summe sei eben sehr schnell erreicht. Dabei sind die Unfälle oft das Risiko einer Strafverfolgung nicht wert: &bdquo;Dazu gibt es Versicherungen, die Hochstufungen sind meist gering", sagt Koptik. Hat es einmal gekracht, ist es aber immer das Beste und Fairste, sofort die Polizei zu informieren. Einen Zettel mit Telefonnummer an der Windschutzscheibe zu hinterlassen, wie es viele tun, wenn sie in Eile sind, reicht entgegen der landläufigen Meinung nicht aus. Erlaubt ist, nach dem Unfall eine Zeit lang auf den Geschädigten zu warten und die Schadensbegleichung dann ohne Polizei zu regeln. Allerdings sollte man sich dabei nicht auf mündliche Angaben verlassen, rät die Sprecherin, den Vorfall zu dokumentieren. Ist der Geschädigte jedoch nicht anwesend, muss immer die Polizei eingeschaltet werden. &bdquo;In einem solchen Fall sollte man auch nicht zögern, den Polizeiruf 110 zu wählen", rät Koptik. Der Verursacher müsse zwar mit einem Verwarngeld in Höhe von 35 Euro rechnen. &bdquo;Aber ein Strafverfahren wegen Unfallflucht wiegt schwerer", sagt die Beamtin.

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