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Neues Konzept für den Holter Wald

Pflegearbeiten dauern noch bis zum Frühjahr

26.01.2013 | 27.01.2013, 18:53
Der Bestand wird gründlich durchgepflegt, und zwar mit Hilfe des Harvesters. Der ist ein Vollernter. Er sägt die Bäume ab, entastet sie und schneidet die Stämme dann in gleich lange Abschnitte. - © FOTOS: GUNTER HELD
Der Bestand wird gründlich durchgepflegt, und zwar mit Hilfe des Harvesters. Der ist ein Vollernter. Er sägt die Bäume ab, entastet sie und schneidet die Stämme dann in gleich lange Abschnitte. | © FOTOS: GUNTER HELD

Schloß Holte-Stukenbrock. Irgend etwas ist anders. Wer dieser Tage durch den Holter Wald spaziert, sieht Baumstämme an den Wegen liegen. Vielleicht sind vor einiger Zeit auch Maschinen aufgefallen, die am Waldrand an den Hauptstraßen Bäume fällten. Durchden Holter Wald weht ein frischer Wind.

Und weil der Wald nicht nur Naherholungsgebiet, sondern auch ein Geschäft ist, wird erst einmal Inventur gemacht. Unter der Leitung des Försters Christoph Böckmann wurden die Anteile unterschiedlicher Baumarten, die durchschnittliche Höhe und der Zuwachs ermittelt. Dazu hat Böckmann die Tenge-Rietberg'schen Forste, zu denen auch der Holter Wald gehört, in fünf Teile von etwa 150 Hektar Größe eingeteilt. Ein Hektar entspricht 10.000 Quadratmetern. Der Holter Wald besteht somit aus vier Teilen.

"Bei diesem Konzept, dieser Einteilung in Pflegeblöcke, gehen wir nach einem ganzheitlichen Ansatz vor", erklärt Böckmann. Pro Jahr nehmen er und seine Mitarbeiter sich einen Pflegeblock vor. Das Ganze ist auf ökologische Verträglichkeit ausgerichtet.

Die Pflegearbeiten im Wald beginnen nach Abschluss der Vegetationszeit, etwa im November. Bis Ende März wollen die Männer fertig sein, damit die Natur im Frühjahr Ruhe hat. Ein weiterer Vorteil des neuen Konzeptes: Gearbeitet wird nur in 20 Prozent der Waldfläche. 80 Prozent werden in Ruhe gelassen.

Böckmann bezeichnet das als nachhaltige, zukunftsgerichtete Forstwirtschaft. "Früher kam jemand und wollte 500 Festmeter einer bestimmten Holzart. Da wurde dann der gesamte Wald durchforstet, bis man die Menge zusammen hatte. Heute bedienen wir solche Auftraggeber natürlich auch noch, aber der Einschlag wird nur in einem bestimmten Gebiet gemacht. Dadurch kann es auch vorkommen, dass wir nicht die gesamte Menge bereitstellen können." Böckmann bringt es auf den Punkt: "Die Umstellung auf das neue Konzept kostet erst einmal Geld." Er sei froh, dass er den Waldeigentümer Carl Philipp Lins davon überzeugen konnte.
Und es gibt noch weitere Unterschiede zur Forstwirtschaft der Vergangenheit. Böckmann bringt Licht in den Wald. Er ist durch den Bestand gegangen und hat sogenannte Zukunftsbäume markiert.

Das sind etwa 40 Jahre alte Bäume, die schlank hochgewachsen sind, eine ausreichende Krone und wenige Äste haben. Ein Kriterium für ihn ist dabei das Verhältnis von Baumkrone und Stammlänge.

"Ein gutes Verhältnis erhöht die Stabilität des Baumes, wenn beispielsweise Orkane durch den Wald fegen, wie es zuletzt bei Kyrill der Fall war", erklärt Böckmann. Der Pflegebereich zwischen Schlossstraße und Landerdamm/Sender Straße wird also ausgedünnt. Das fällt auch Spaziergängern auf, denn es kommt mehr Licht auf den Waldboden.

"Das wiederum ist auch positiv für das Wild", sagt Böckmann. "Auf einem Boden, auf dem nur Tannen- oder Fichtennadeln liegen und das Licht fehlt, wächst nichts." Durch geschickte Auswahl schafft er mehrere vertikale Schichten.

Helfen lässt sich Böckmann von Waldarbeitern, die technisch auf dem neuesten Stand sind. Dabei bedient er sich Firmen aus der Umgebung. So ist die Firma Holzcaprio aus Verl momentan im Einsatz. Junior-Chef Wolfgang Steffenfauseweh kommt mit seinem 370 PS starken Harvester den Waldweg entlang. Das ist eine Erntemaschine für Bäume. Über drei Achsen verfügt das gewaltige Gefährt. Große Niederdruckreifen reduzieren die Verdichtung des Bodens. Alles an dem Ernter ist computergesteuert. Der lange Greifarm macht die Maschine äußerst flexibel. Der Harvester greift sich einen Baum, sägt ihn knapp über dem Boden ab und zieht ihn aus der Pflanzung. Schnee rieselt aus der Krone herunter. Beinahe ist nichts mehr zu sehen. "Das muss ich eigentlich auch nicht", sagt Steffenfauseweh, "die Maschine arbeitet automatisch." Sie erkennt die Dicke des Stammes und schneidet den Baum in gleichlange Stücke. Dabei wird der Baum sofort entastet. Die Äste und das letzte, nicht mehr zu gebrauchende Stück des Stammes, bleibt vor dem Harvester liegen. So schafft er sich seine eigene Gasse und fährt auf dem Reisig, um den Bodendruck noch weiter zu minimieren.

Die Schloß Holte-Stukenbrocker können sich freuen: Mitte bis Ende April haben sie wieder Gelegenheit, in Ruhe spazieren zu gehen – in einem hellen, lichten Wald.