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Bünde

Eine frostig fröhliche Mission

Reportage: NW-Volontärin Friderieke Schulz begleitete die Kinder der St. Josef Gemeinde Bünde bei der Sternsingeraktion. Im Kindergarten, Rathaus, aber auch bei den Einzelhändlern der Innenstadt sammelte die Gruppe Spenden für Hilfsprojekte und verteilte den Segen

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Das Ankleidezimmer der Könige: Finn (7) hilft NW-Volontärin Friderieke Schulz, ihren Umhang zuzubinden. Beide haben sich für eine silberne Krone und einen blauen Umhang mit gelben Sternen entschieden. Finn ist Sternsinger, weil er anderen Kindern helfen möchte. | © Friderieke Schulz

Das Ankleidezimmer der Könige: Finn (7) hilft NW-Volontärin Friderieke Schulz, ihren Umhang zuzubinden. Beide haben sich für eine silberne Krone und einen blauen Umhang mit gelben Sternen entschieden. Finn ist Sternsinger, weil er anderen Kindern helfen möchte. | © Friderieke Schulz

07.01.2017 | 07.01.2017, 14:37

Bünde. Null Grad Celsius zeigt das Thermometer, als ich auf dem Weg zur katholischen Gemeinde St. Joseph bin. Vor der Tür erwartet mich Ulrich Martinschledde. Als Gemeindereferent organisiert er die Sternsingeraktion.

Drinnen warten die Kinder, sie sind alle in Umhänge gehüllt und tragen Kronen. "Wenn Sie möchten, können Sie auch eine Krone aufsetzen", sagt Martinschledde mit fragendem Blick. Ich möchte unbedingt - wenn Sternsinger, dann richtig.

Der Gemeindereferent führt mich in einen Raum. Auf Ständern hängen die Umhänge, in einem Schirmständer warten die Sternstäbe auf ihre Träger, in Kisten liegen viele Kronen. "Was für eine Auswahl", murmel ich. "Ich weiß auch nicht, was ich anziehen soll", erklingt es hinter mir. Ein Junge steht dort und grinst: "Ich bin Finn." Der Siebenjährige ist zum zweiten Mal dabei und verspricht, mir zu helfen. Wir entscheiden uns beide für einen blauen Umhang mit gelben Sternen und eine silberne Krone. Dann geht es los.

Scheine für den guten Zweck: Bürgermeister Wolfgang Koch füllt die Spendendose für hilfsbedürftige Kinder. - © Peter Heidbrink
Scheine für den guten Zweck: Bürgermeister Wolfgang Koch füllt die Spendendose für hilfsbedürftige Kinder. | © Peter Heidbrink

"Ich bin ein König - keine Prinzessin"

Auf dem Weg zum Kindergarten am Markt bringen Finn und sein Bruder Lasse mir das Nötigste bei. "Weißt du, wir haben die Lieder und Texte ein paar Wochen geübt", sagt Finn. Immer wieder sagen wir den Text des Caspars und den Dankesspruch auf, den wir heute vortragen werden.

Erinnerungsbild: Gemeindereferent Ulrich Martinschledde (l.) und die Sternsinger Viviane, Juliane, Emilia, Jana, Fabian, Vivien, Emilio, Phillip, Johannes, Melina, Janis, Maximilian, Michelle, Sophia, Finn, Lasse und Friderieke haben sich im Ratssaal aufgestellt. - © Peter Heidbrink
Erinnerungsbild: Gemeindereferent Ulrich Martinschledde (l.) und die Sternsinger Viviane, Juliane, Emilia, Jana, Fabian, Vivien, Emilio, Phillip, Johannes, Melina, Janis, Maximilian, Michelle, Sophia, Finn, Lasse und Friderieke haben sich im Ratssaal aufgestellt. | © Peter Heidbrink

Im Kindergarten warten die Kinder mit leuchtenden Augen auf uns. Wir stellen uns auf und beginnen mit dem Lied "Von Tür zu Tür". Mir gefällt der Refrain besonders gut: "Mungu awabariki nyumbahii." Nun treten vier von uns hervor, auch Finn ist dabei. Jeder von ihnen hat eine Rolle: Sternträger, Caspar, Melchior und Balthasar.

Niedergeschriebener Segen: Über der Tür des Optikers klebt nun auch schriftlich, was der Gemeindereferent ausgesprochen hat. - © Peter Heidbrink
Niedergeschriebener Segen: Über der Tür des Optikers klebt nun auch schriftlich, was der Gemeindereferent ausgesprochen hat. | © Peter Heidbrink

Während Martinschledde den Kindergartenkindern erzählt, dass wir für arme Kinder Geld sammeln, löse ich mich mit der Kamera aus der Gruppe. Ein kleines Mädchen greift meinen Umhang und fragt: "Bist du eine echte Prinzessin?" Ich verneine und erzähle ihr, was ich von den heiligen drei Königen weiß.

Eine Erzieherin steckt einen Umschlag in unsere Spendendose. Nun müssen wir den Dankesspruch aufsagen, mein erster Einsatz: "Wir danken euch für eure Spende. Den Kindern in Not helfen viele Hände. Und wenn euch unser Besuch gelegen war, dann ladet uns ein für?s nächste Jahr."

Als nächstes wartet der Bürgermeister auf uns. Auf dem Weg unterhalte ich mich mit Viviane. Mit 14 Jahren ist sie eine der Ältesten und Erfahrensten Sternsinger. "Ich finde es toll, wenn wir bei alten Leuten singen. Sie freuen sich sehr. Manchmal bekommen wir einen Kakao oder Süßes angeboten. Verkleiden macht Spaß, dabei Gutes tun noch mehr", erzählt sie.

Ich frage, was man tun muss, um Sternsinger zu werden. "Ich glaube früher war es die Kommunion. Aber heute ist das nicht mehr so", sagt Lasse. Sogar Kinder anderer Konfessionen können mitsingen.

Auf dem Weg zum Rathaus kreuzen einige Leute unseren Weg. Manche werfen Münzen in unsere Sammeldosen. Freudig danken wir und verraten: "Das Geld ist für Kinder in Not. Zum Beispiel in Kenia."

Der Bürgermeister erzählt uns von einem Patenkind aus Eritrea und lobt den guten Gedanken unserer Wanderschaft: "Wir freuen uns jedes Jahr auf den Besuch." Er hält uns eine Schale mit Süßigkeiten entgegen. Fröhlich greifen wir zu - bei der Kälte brauchen wir Stärkung.

In die Geschäfte in der Innenstadt können wir nämlich nicht alle gehen. Als Martinschledde die erste Gruppe zusammenstellt, stößt Finn mich in die Seite: "Los, melde dich. Du kannst das." So mache ich es und betrete wenig später als Caspar mit Maximilian als Melchior, Emilio als Sternträger und Jana als Balthasar die "Arndt und Weiß Optik" in der Bahnhofstraße. Erst Emilio, dann ich: "Die Welt, in der wir leben, die hat für alle Brot. Wir müssen nur recht teilen, dann gibt es keine Not."

Nachdem Martinschledde den Segen "Christus Mansionem Benedikat" (Christus segne dieses Haus) gesprochen hat, darf ich den Aufkleber über die Tür kleben.

Die Gruppe wartet singend vor dem Rathaus auf uns. Fabian, der eine Spendendose hält, berichtet freudig: "Es haben schon 20 Leute etwas hineingeworfen. Es waren sogar Scheine dabei." Nun warte ich mit den anderen in der Kälte, einige Leute fotografieren uns. Und wir? Wir singen lautstark. Singen hält warm und macht auf uns und unsere Spendendosen aufmerksam. Eine weitere Stunde vergeht, bis wir an der Redaktion ankommen. Ein letztes Mal sage ich meinen Text auf. Dieses Mal zusammen mit meinem Lehrer Finn.

Weitere Geschäfte sowie Altenheime stehen noch auf dem Plan. Die Sternsinger trotzen der Kälte, der gute Zweck ist ihnen wichtiger. "Samstag und Sonntag sind die Privathaushalte dran", sagt Viviane und zieht mit den anderen Sternsingern weiter. Ich muss an meinen Schreibtisch. "Mungu awabariki nymbahii", summe ich, während ich das Erlebte aufschreibe.