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Herford

Bürger wollten Schrankenwärter behalten

Auflösung: Ahmser Straße

12.06.2014 | 12.06.2014, 07:42
Das Bahnwärterhäuschen an der Ahmser Straße am 29. Oktober 1983. - © Foto: Klaus König
Das Bahnwärterhäuschen an der Ahmser Straße am 29. Oktober 1983. | © Foto: Klaus König

Herford. Das alte Foto vom vergangenen Mittwoch zeigt den Bahnübergang mit Schrankenwärterhäuschen an der Ahmser Straße am 29. Oktober 1983. Viele Herforder denken gern zurück an dieses Stück Eisenbahnromantik. Wir freuen uns einmal mehr über die vielen Zuschriften und Bitten, das Mittwochrätsel noch lange fortzusetzen.

Früher mussten die Schranken noch mit Hand hoch- und heruntergekurbelt werden, weiß Stadtführer Mathias Polster. Daher gab es an den Bahnübergängen Schrankenwärter. Nahte der Zug, verließ der sein Häuschen und ließ die Bahnschranke herab. Der letzte Schrankenwärter wohnte nur 100 Meter entfernt an der Ahmser Straße. Über Generationen waren Kinder zu Besuch in dem Häuschen. Als es nach dem Krieg wenig Heizmaterial gab, wärmten sie sich dort im Winter auf. Der Schrankenwärter war sehr kinderfreundlich und hatte Heizmaterial ohne Ende, hat Polster in Gesprächen erfahren. Nachdem der Schrankenbetrieb automatisiert wurde, stand das Häuschen noch eine Zeit leer. Im März 1988 wurde es abgebrochen.

Als die Bahn 1984 die Bahnwärter an der Elverdisser und der Ahmser Straße abschaffen wollte, sollten die Anlagen nur durch ferngesteuerte Halbschranken ersetzt werden. Norbert Linke kann sich noch gut daran erinnern, denn als Mitglied der Schulpflegschaft der Grundschule Falkstraße und als Vorsitzender des Kindergartenrates Oberlin half er durchzusetzen, dass, wenn schon nicht die Schrankenwärter beibehalten werden konnten, wenigstens Vollschranken mit darunter hängenden Gittern aufgebaut wurden.

"Alles andere war uns zu gefährlich", sagt Linke. "Die Kinder hätten unter oder neben den Schranken herlaufen können."
Einfach war es nicht für die Eltern, sich gegen die Bahn durchzusetzen, erinnert sich Linke. Von einem Ortstermin mit Vertretern der Bahndirektion am Bahnübergang Elverdisser Straße berichtete der Hörfunk am 17. März 1983 in der Sendung "Echo-West" landesweit und live.

Hartmut Brauns Reportage in der Neuen Westfälischen beginnt so: "Stellen Sie sich vor, mein Junge hat sich verspätet. Er hetzt Richtung Schule und will auf jeden Fall rechtzeitig zur ersten Stunde kommen. Von einer halboffenen Schranke lässt er sich da nicht stoppen. Und dann kommt der Zug . . ." Die Mutter versucht, die Herren von der Direktion mit kindlichen Seelenzuständen vertraut zu machen. Der Schuldirektor hilft: "Es gibt keinen besseren Schutz als die Autorität der Schrankenwärter. Kinder sind nun mal so unberechenbar." Die Herren von der Direktion nicht: "Die Bundesbahn muss rationalisieren. Auch wenn die Halbschranken nur für einige Jahre montiert werden, sind sie rentabler als die Beibehaltung der Schrankenwärter." Am Ende wurden die automatischen Vollschranken gebaut.