Herford. Der Asphalt kocht. Kein Lüftchen regt sich. Die Sonne brennt auf das heißeste Hoeker-Fest aller Zeiten: Tage mit bis zu 37 Grad. Die Leute stöhnen und schwitzen. Noch nachts um 11 ist es stickig heiß. Doch fast alle sind wieder da: Abtanzen, auftanken, Leute treffen. Wie immer auf dem Hoeker-Fest.
Auch bei 30 Grad Celsius bringt Jeffrey Amankwa mit Lounge Express am Linnenbauerplatz spielend hundert Leute in geordnete tänzerische Bewegung. Auf der Steinstraße scharen sich in Bruthitze die Reggae-Tänzer um Natural Mystic.
Akustische Kühlung fächern ein paar Meter weiter die Klänge des Tango-Orchesters Quinteto Angel auf den Gänsemarkt. Hier trifft sich am Samstag Ostwestfalens Argentino-Szene zur Milonga. Der Mann führt, die Frau steht immer nur auf einem Bein. Birgit Hohaus mit Partner macht es vor: Der richtige Tango fasst auch in Herford Fuß.
Dabei ist es tagsüber kaum auszuhalten in der Stadt. Uwe Noltings Taekwon-Do-Kämpfer ficht das nicht an. Die koreanische Kampf-Abteilung der Turngemeinde zeigt auf dem Linnenbauerplatz, wie Taekwon-Aerobic und Kickboxen Energie frei setzen. Dann kommen die Kumda-Schwertkämpfer mit ihren perfekten Bewegungen. "Man lernt Kondition, Koordination, Körperbeherrschung - und es passiert unheimlich viel im Kopf", schwärmt Selina Spilker (17) über ihren Sport.
Andere Akteure müssen, Folge der drückenden Tageshitze, auf Publikum fast ganz verzichten. Dem entgeht dabei etwas: Paul und seine "the dirty little herbert" sind nicht viel älter als 16, kommen mit ihren Instrumenten aber schon ganz gut zurecht.
Schwarzen Humor beweisen Bibiana Vendramin und ihre erfrischend destruktiven Models aus der Recyclingbörse auf dem Alten Markt. Ihre aus dem Altkleiderfundus der Börse recycelten Kreationen in Grau und Schwarz sind vom vergangenen Vulkanausbruch und der nicht vergangenen Ölpest inspiriert. Dazu spielt die Hausband Baff Reinhard Meys Über den Wolken als Countrysong.
Das farbigste Programm gibt es in der Radewig. Die Leute aus dem Künstlertreff Elfenbein bringen sich ein mit Staffeleien, Gitarre und Gesang - ohne Verstärker und darum überzeugend. Überhaupt haben sich wieder hunderte Herforder auch als Akteure eingemischt - das unterscheidet das Fest der Hoeker (das sind übrigens die armen Stockfischhändler des Mittelalters) von anderen Innenstadtfesten. Eine weitere Verjüngung würde nicht schaden.