Weserbrücke in Höxter: Erneute Vollsperrung laut Straßen NRW "vorstellbar"

Höxter. Die Landesgartenschau kann damit leben, dass die Weserbrücke aufgrund statischer Probleme für Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht gesperrt bleibt. Aber was ist mit den vielen anderen Akteuren links und rechts der Weser? Vor allem, falls die Brücke wirklich erneut komplett gesperrt werden müsste, damit die Mängel behoben werden können. Die "Neue Westfälische" hat nachgefragt. Christiane Knippschild, Sprecherin des Landesbetriebs Straßen NRW, sagt, die Behörde könne die Frage, ob die Brücke erneut komplett gesperrt werden müsse, noch nicht beantworten. "Vorstellbar wäre es natürlich." Die Pläne, um die Statikprobleme in den Griff zu bekommen, würden gerade erarbeitet. "Wir müssen warten, bis wir ein tragfähiges Konzept haben." Und selbst dann hingen eine Sperrung und der Zeitpunkt hierfür von vielen weiteren Faktoren ab. Material- und Geräteverfügbarkeit zählt sie auf. "Und dann muss man fragen, macht es Sinn, im Herbst nach der LGS zu beginnen oder wartet man besser bis zum Frühjahr." Würde Jürgen Knabe, Vorsitzender der Höxteraner Werbegemeinschaft, gefragt, dann würde er klar für das Frühjahr 2024 plädieren. "Es wäre fatal, wenn am 15. Oktober nach der LGS wieder komplett gesperrt würde", sagt Knabe, "und man uns dann wieder ins Weihnachtsgeschäft grätscht". Im vergangenen Jahr habe die Kaufmannschaft die Brückensperrung deutlich zu spüren bekommen. Etwas entspannt habe sich die Situation erst, nachdem das Bauwerk für Fußgänger und Radler freigegeben wurde. "Es ist klar, wenn das gemacht werden muss, muss es gemacht werden", sagt Knabe, "im Frühjahr wäre es für uns aber deutlich erträglicher". Dürfen Rettungswagen wieder mit Ausnahmegenehmigung passieren? Mehr als 3,5 Tonnen dürfen die Fahrzeuge nicht wiegen, die die Brücke überqueren, bis nachgearbeitet wurde. Das betrifft Lkw, Wohnmobile, mitunter Gespanne. Aber auch Rettungswagen bringen deutlich mehr auf die Waage. Während der Komplettsperrung hat der Rettungsdienst in Höxter, der Boffzen und Fürstenberg mitversorgt, einen Einsatzwagen an der Tankstelle im Brückfeld parat gehabt. Wurde der Notruf gewählt, fuhr ein Einsatzteam zur Brücke, stieg dort aus, lief über die Baustelle und stieg rechts der Weser in den zweiten Wagen. Wie es während der LGS, wenn der normale Pkw-Verkehr wieder rollen darf, geregelt sein wird, das weiß Jürgen Schmits, Leiter der Höxteraner Rettungswache, noch nicht. "Ich hoffe, dass das wieder mit einer Ausnahmegenehmigung laufen wird." Denn auch vor der Sanierung war die Brücke für zu schwere oder zu breite Fahrzeuge nicht passierbar - mit Ausnahme des Rettungsdienstes. Trotz eigentlich zu hohen Gewichts durften die Einsatzwagen über die Brücke fahren. "Ich werde mich dafür einsetzen", sagt Schmits. Welche Lösung auch immer gefunden werden wird - Tino Wenkel, Bürgermeister der Samtgemeinde Boffzen, wird wahrscheinlich aus der Zeitung davon erfahren. So zumindest lief es bisher bei allen Brückenneuigkeiten, sehr zum Missfallen Wenkels. "Von Anfang an war da das Thema Kommunikation und Mitnahme", sagt er, die Hiobsbotschaft mit den Statikproblemen "passt da irgendwie ins Bild". Unternehmer: 50 Stunden Brückenumweg pro Tag Dass es auch anders geht, hat Wenkel erfahren, als vor wenigen Jahren die Weserbrücke zwischen Beverungen und Lauenförde neugebaut wurde. "Da wurde man regelmäßig und frühzeitig informiert", erinnert er sich. Doch abgesehen von der kritisierbaren Kommunikationspolitik durch Straßen NRW: Dass der Schwerlastverkehr während der LGS nicht durch die Höxteraner Kernstadt rolle, das würde dem Großereignis gerecht. Aber die Statikmängel und eine drohende neue Vollsperrung? "Für die Samtgemeinde ist das alles natürlich eine Katastrophe." Frank Dormann träumt schon von der Brücke, wie er im Gespräch mit der "Neuen Westfälischen" berichtet. Und es sind keine süßen Träume. Dormann betreibt einen ambulanten Pflegedienst in Boffzen. 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fahren mit 100 Autos durch die Region, um 750 Patientinnen und Patienten rechts wie links der Weser zu betreuen. "Wir haben Patienten, die in Höxter wohnen, und Mitarbeiter, die über die Brücke müssen." Weil es ihn interessierte, wie sehr sich die Brückensperrung auf sein Unternehmen auswirkt, hat er das ausgerechnet. Und das, sagt er, hätte er besser nicht gemacht. "Ich habe mich tierisch erschrocken", sagt Dormann. Täglich verbrächten seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Schnitt 50 Stunden damit, die gesperrte Brücke zu umfahren. Mal etwas mehr, mal etwas weniger. "Da kann man sich ausrechnen, was das finanziell heißt", sagt Dormann. Er sehnt jetzt herbei, dass Autos wieder über die Brücke fahren dürfen. Und hofft, dass sie offen bleibt.

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