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Warburger Land

"Ich kenne den Menschenschlag in OWL"

Genau Frau (21): Patrizia Müller ist evangelische Pfarrerin im Probedienst im Warburger Land

Vikarin Patrizia Müller. | © FOTO: CHRISTINA ZIMMERMANN

Vikarin Patrizia Müller. | © FOTO: CHRISTINA ZIMMERMANN

06.09.2014 | 06.09.2014, 09:00

Warburger Land. Es hat sie wieder nach Ostwestfalen gezogen. Patrizia Müller ist seit April Pfarrerin im Probedienst für die evangelischen Gemeinden Warburg, Borgentreich und Peckelsheim. Zuvor hatte die 31-jährige Herforderin ihr Vikariat in Rom abgeschlossen. In einer katholisch geprägten Region zu arbeiten, kennt sie also. Genau das hat sie an der Stelle im Warburger Land gereizt.

"Die konfessionelle Situation in meiner Heimat Herford ist eine ganz andere als hier", sagt Patrizia Müller. Im Warburger Land hätten die katholischen Gemeinden die Überhand. Aber gerade das fand die 31-Jährige spannend. "Ich interessiere mich sehr für die Ökumene", sagt Müller. "Im Warburger Land arbeiten die beiden Kirchen intensiv zusammen."

Die junge Pfarrerin sieht eine Herausforderung darin, wie diese Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Gemeinden gestaltet werden kann. "Die gelebte Ökumene ist für mich besonders wichtig." Müller sieht in ihren Gemeinden, dass das Verlangen groß ist, gemeinsam zu arbeiten. "Schließlich haben wir alle gemeinsame Traditionen, gemeinsame Wurzeln des Glaubens", sagt Müller.

Dass dieses Denken nicht selbstverständlich ist, hat Müller während ihrer zwei Auslandsaufenthalte in Rom gelernt. Sie war dort erst während ihres Studiums, später zog es sie für ein Jahr ins Vikariat in die Stadt, in der der Papst sein Domizil hat. "Während meines Studiums habe ich die evangelische Gemeinde in Rom kennengelernt und wollte schon damals das Gemeindeleben mitgestalten", sagt Müller. Das konnte sie dann während ihres Vikariats. "Und es hat mir großen Spaß gemacht, auch wenn man sich in Rom oft für seinen Glauben erklären muss." Eine Erfahrung, die ihr bewusst gemacht hat, dass es nicht - wie in Deutschland - selbstverständlich ist, dass Katholiken und Protestanten Hand in Hand arbeiten. Ein Taxifahrer habe sie in den ersten Tagen erstaunt gefragt, ob Protestanten auch Kirchen hätten. "Die Menschen haben aber immer sehr neugierig und positiv reagiert", sagt Müller. In Deutschland sei die Realität eine andere. "Hier muss man sich nicht als evangelische Gläubige erklären."

Die junge Pfarrerin kommt aus einem Elternhaus, das - wie sie selbst sagt - weder besonders religiös war, noch dem Glauben ganz abgeneigt ist. Sie besuchte den Kindergottesdienst, fand biblische Geschichten spannend. Während ihrer Konfirmandenzeit habe sie das erste Mal darüber nachgedacht, das auch zu ihrem Beruf zu machen. "Die Inhalte haben mich einfach sehr gereizt", erinnert sie sich. "Aber ich wusste gar nicht, was die konkreten Aufgaben eines Pfarrers sind." Deswegen habe sie ihr Schülerpraktikum bei ihrem Gemeindepfarrer in Herford absolviert. "Er war soviel auf einmal", sagt Müller. "Als Pfarrer ist man Seelsorger, Lehrer, Tröster und so vieles mehr." Und kein Tag sei wie der andere. "Das habe ich damals gelernt und wusste, dass ich das gerne machen möchte."

Ihr Studium habe ihr von Anfang an großen Spaß gemacht. "Angefangen habe ich in Bielefeld, aber irgendwann wollte ich auch mal etwas anderes sehen als OWL", erinnert sich Müller. Sie ging nach Heidelberg, dann nach Rom und ist schließlich wieder zurück in Ostwestfalen. "Ich kenne den Menschenschlag und ich mag ihn sehr gerne", sagt die junge Pfarrerin. Deswegen sei sie zurückgekommen.