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Halle/London

Angeblich bankrottem Boris Becker geht's in Halle gut

Anwalt des Leimeners widerspricht einer englischen Richterin, die den Star für zahlungsunfähig erklärt hat. Bei den Gerry Weber Open hat Turnierchef Weber nichts von den Problemen geahnt

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Ralf Weber mit Ehefrau Irina, Roger Federer und Boris Becker (v. l.) stoßen in Halle an. | © Wolfgang Rudolf

Ralf Weber mit Ehefrau Irina, Roger Federer und Boris Becker (v. l.) stoßen in Halle an. | © Wolfgang Rudolf

22.06.2017 | 22.06.2017, 10:50

Halle. Die Nachricht, dass Boris Becker pleite sei, war das Gesprächsthema Nummer eins bei den Gerry Weber Open. Ein Konkursgericht in London hat den dreimaligen Wimbledonsieger Boris Becker am Mittwoch für zahlungsunfähig erklärt. Die zuständige Richterin Christine Derrett erklärte nach einer kurzen Anhörung mit Beckers Anwälten, es gebe keine glaubhaften Beweise dafür, dass Becker „substanzielle Schulden" demnächst bezahlen werde.

Am Mittwochabend teilte Beckers Rechtsanwalt Christian Schertz mit: „Das Verfahren betrifft ein Darlehen, das Herr Becker binnen eines Monats in voller Höhe zurückgezahlt hätte... Tatsächlich hat mein Mandant bereits gegenüber englischen Medien erklärt, dass seine Einkünfte hinreichend veröffentlicht sind und es klar ist, dass er die Mittel hat, um diese Schuld zu begleichen... Medienmeldungen, wonach unser Mandant ’pleite’ sei, entsprechen damit nicht der Wahrheit."

Aufschub der Zahlung abgelehnt

Den Antrag der Anwälte auf einen 28-tägigen Aufschub hatte Richterin Derrett abgelehnt. Die Londoner Privatbankiers Arbuthnot Latham und Co. hatten sich wegen einer angeblich seit 2015 ausstehenden Zahlung von Becker an das Gericht gewandt. Beckers Anwälte argumentierten laut englischen Medien, Becker werde durch den anstehenden Verkauf einer Immobilie auf Mallorca in rund einem Monat in der Lage sein, eventuelle Außenstände zu begleichen.

„Ich habe von diesen Problemen Boris Beckers auch erst am Mittwochmorgen erfahren", erklärte Ralf Weber, Turnierdirektor der Gerry Weber Open im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Noch am Abend zuvor hatte sich Becker bei der Players Party mit den Tennisprofis Roger Federer, Dominic Thiem und Philipp Kohlschreiber gezeigt.

Pünktlich und passend zur großen Jubiläumsfeier von Deutschlands hochkarätigstem Tennisturnier, zum 25. Geburtstag, fand das Partyvergnügen erstmals im stylischen „Club500" im Gerry-Weber-Event-Center statt. Turnierdirektor Ralf Weber hatte den dreifachen Wimbledongewinner persönlich eingeladen. „Vor den Feierlichkeiten habe ich noch mit Boris zu Abend gegessen. Wir haben uns sehr gut unterhalten", schildert der Haller Turnierdirektor.

Party ohne Medienvertreter

Für Irritationen hatte am frühen Dienstagabend indes eine Mitteilung der GWO-Presseabteilung gesorgt. Medienvertretern, die sich zur Mittagszeit in eine Liste für den Besuch der Players Night eingetragen hatten, wurde mitgeteilt, dass die Players Party diesmal ohne Medienvertreter stattfinden werde. Am Tag danach widersprach Ralf Weber Vermutungen, dass Boris Becker vor unliebsamen Fragen geschützt werden sollte. „Zu diesem Zeitpunkt wusste ich von Beckers Finanzsorgen rein gar nichts" erklärte Weber, „die Players Party ist eine Veranstaltung für die Spieler und nicht für die Presse."

Ralf Weber berichtete gegenüber dieser Zeitung von einem Boris Becker, der an diesem Abend einen äußerst aufgeräumten Eindruck hinterlassen habe: „Ich habe ihm Sorgen nicht anmerken können." Die Party erwies sich übrigens als ein Volltreffer, wie Gäste zu berichten wussten. Sie dauerte bis in die frühen Morgenstunden des Mittwochs.