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Damals in Emden Ausgemergelt nach dem Steckrüben-Winter

Marten Klose
Imposante Bärte, wenig im Bauch: Landsturm-Männer 1917 auf dem Kasernengelände.

Imposante Bärte, wenig im Bauch: Landsturm-Männer 1917 auf dem Kasernengelände.

Sammlung Marten Klose

Emden - Das frisch sanierte „Türmchen-Gebäude“ ist ein guter Anlass, in die Historie des Kasernen-Geländes zu blicken. Was kaum jemand weiß: Das Mitte der 1930er errichtete Türmchen-Haus hatte bereits einen Vorgängerbau. Es handelte sich höchstwahrscheinlich um eine Fahrzeug- und wohl auch Exerzierhalle, wie auf einem alten Foto zu erkennen ist.

Der Mann von Welt trug damals Schnauzbart

Direkt vor dem Gebäude – zu erkennen an den Fenstern und am Rundbogen-Tor – ließen sich 1917 Landwehrmänner ablichten. Der Landsturm bestand aus älteren Männern, die nicht mehr im Frontalter waren. Schön zu erkennen: Der Mann von Welt trug damals Schnauzbart – ganz so wie Kaiser Wilhelm II. Einer der Soldaten war laut rückseitiger Beschriftung Landsturmmann H. Brinkhaus und diente in der 1. Kompanie, 5. Korporalschaft, 1. Bataillon des Landsturm Infanterie-Regiments 601.

Den Gesichtern der Männer ist der „Steckrüben-Winter“ 1916/17 noch deutlich anzusehen. Monatelang kamen fast ausschließlich Steckrüben ins Kochgeschirr. Als Suppe, als Pampe, Marmelade, Aufstrich und als Steckrübenbrot. Aus den Stuben und Kasernenblöcken mag der Geruch der gekochten Feldfrüchte gar nicht mehr abgezogen sein. Ihrem Patriotismus konnte die Hungerzeit den Soldaten offenbar nichts anhaben. „Der Landsturmmann am Nordseestrand schützt treu das deutsche Vaterland“ steht auf dem eigens beschrifteten Schild.

Arbeiter- und Soldatenrat bezog Quartier in der Kaserne

Davon war nicht mehr viel zu merken, als nach Abdankung des Kaisers der Arbeiter- und Soldatenrat Quartier in der Kaserne bezog. Die Revolutionäre hatten mit Kaiser-Treue nun rein gar nichts am Hut. Über 15 Jahre später ließen die Nazis dann die alte Fahrzeug-Halle abreißen und errichteten das Wirtschaftsgebäude mit dem Türmchen. Als die Bundesmarine schließlich am 3. Oktober 1960 in die Kaserne einzog, wurden dort die Soldaten verpflegt. Das maritime Wandbild mit Wappen, Hanse-Kogge und „Gorch Fock“ sollte an große Zeiten erinnern. Danke an Professor Dr. Erhard Bühler, der das Zeitzeugnis vorm Überstreichen für uns fotografierte.

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