RASTEDE - 5000 Euro Bargeld, ein Ausflug für bis zu vier Personen zur einer wunderschönen Sehenswürdigkeit, eine anschließende Weinprobe – es klingt, als hätte man bei einem Gewinnspiel richtig abgesahnt. „Herzlichen Glückwunsch, Herr Sattel, die Teilnahme hat sich gelohnt“, heißt es in dem Schreiben des angeblichen Reiseservices Hömmen aus Löningen (Landkreis Cloppenburg), das Karl und Ina Sattel vor kurzem in der Post hatten. Kleine Schönheitsfehler: Der Absender hat bloß ein Postfach – weder Adresse noch eine Telefonnummer sind auf dem Brief vermerkt. Das Ziel des Ausflugs: ebenfalls unbekannt. Und schaut man genau hin, steht – kaum lesbar mit gelber Schrift auf hellgrünem Grund – das Wort „nominiert“ über der Gewinnankündigung von 5000 Euro. Nominiert – das heißt allenfalls so viel wie „in der engeren Auswahl“.

Gewinn als Lockmittel

„Wir haben dann im Internet nachgeschaut“, erzählt Ina Sattler. Und gleich der erste Eintrag bestätigte das Misstrauen des Ehepaares. Das Ganze sei ein „fingierter Gewinnbrief“, ist in einem Online-Forum zum Verbraucherschutz zu lesen. Erwarten würde die Teilnehmer des Ausflugs eine Kaffee- und Verkaufsfahrt. Auch ein Blick in Telefonbücher und Branchenverzeichnisse bleibt ergebnislos: Das Unternehmen ist nirgends eingetragen.

Den Eindruck bestätigt die niedersächsische Verbraucherzentrale aus Hannover. „Das ist eine Veräppelung sondergleichen, absoluter Nepp“, warnt Sprecherin Gabriele Peters davor, an solchen Fahrten teilzunehmen. „Wie üblich“ werde hier ein angeblicher Gewinn als Lockmittel eingesetzt. Nehme man teil, lande man in der Regel auf Veranstaltungen, bei denen Verkäufer versuchten, den Gästen überteuerte Küchengeräte, Elektronikartikel oder medizinische „Allheilmittel“ aufzuschwatzen. Der zuvor versprochene Gewinn: Fehlanzeige. Trotzdem nähmen immer wieder Menschen an diesen Kaffeefahrten teil. „Die Busse sind zum Teil ziemlich voll“, so Peters. Und viele ließen sich etwas andrehen. „Das Personal ist psychologisch sehr, sehr geschult.“

Nicht die Einzigen


Dass sie im Raum Rastede nicht die Einzigen gewesen sind, die Post vom Reiseservice Hömmen erhalten haben, vermuten Ina und Karl Sattler. Die Liste der Busabfahrten für den Ausflug ist lang: Um 5:35 Uhr am 17. Juni soll der Bus in Friedeburg starten, bevor er auch in Zetel, Bockhorn, Varel, Rastede und an acht weiteren Haltestellen Reiseteilnehmer einsammelt. Dann soll es losgehen. Das Reiseziel, wie gesagt, unbekannt.

„Solche Unternehmen kann man nur dann stoppen, wenn wenig oder gar keine Leute in den Bus steigen“, findet Ina Sattler. Die Sattlers möchten nun andere Menschen darauf aufmerksam machen, dass bei einer Teilnahme an der Fahrt nicht unbedingt der erhoffte Gewinn wartet. Eine „üble Weise, wie Menschen be- und ausgenutzt werden“, kritisiert auch Verbraucherschützerin Peters. Und an die Veranstalter im Hintergrund käme man selten ran. Sie rät: „Lassen Sie die Finger davon.“