Damit Kaffee ihr Lebensunterhalt bleiben kann

Die Kaffeebauern sind die grossen Verlierer im weltweiten Kaffeehandel. Mit Direkthandel versucht eine Kenyanerin von Deutschland aus, afrikanischen Kaffeebauern aus der Armut zu helfen.

Alexandra Kohler, Ndurutu
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In Zentralkenya bauen Bauern in Kleinverbänden in Höhen um die 1800 Meter Kaffee an. Die Arabica-Bohne, die hier wächst, ist meist etwas säuerlich und hat ein feines Aroma. (Bild: Imago)

In Zentralkenya bauen Bauern in Kleinverbänden in Höhen um die 1800 Meter Kaffee an. Die Arabica-Bohne, die hier wächst, ist meist etwas säuerlich und hat ein feines Aroma. (Bild: Imago)

Über rote Erde an üppigen Bananenstauden vorbei führt Muthoni Schneidewind die Besucher zur Kaffeeplantage ihrer Eltern. Im November ist Erntezeit in der Region Mount Kenya, der Kaffee kann gepflückt werden. «Die roten Kirschen sind reif», sagt ein Bauer und zeigt einen Ast voller grüner und roter Kaffeebohnen. Täglich von früh bis spät stehe er hier auf dem Feld, berichtet er. Die Bedingungen für den Kaffeeanbau sind nicht einfach am Fusse des Mount Kenya nördlich von Nairobi, denn es mangelt an Wasser, und die Bauern sind vom Regen abhängig. Zudem brauchen sie viel Geduld: Es dauert vier Jahre, bis die aromatischen Arabica-Bohnen reif sind.

Zwischenhandel umgehen

Muthoni Schneidewind ist gebürtige Kenyanerin und lebt seit 2009 in Deutschland. Seit gut zwei Jahren hilft sie den Bauern in Ndurutu – wo sie selbst aufgewachsen ist – nun schon dabei, nachhaltig Kaffee anzubauen. Ihre Eltern verdienten trotz harter Arbeit kaum Geld mit dem Kaffeegeschäft. Als Kind musste Muthoni mit ihren Geschwistern täglich zwei Kilometer zu Fluss laufen, um Wasser für die Kaffeebüsche zu holen. «Mein Vater konnte dann ein Kilo Kaffee für gerade mal 25 Cent verkaufen. Im Laden in Europa kostet das Kilo 20 oder sogar 30 Euro», sagt die 33-Jährige. So entstand der Wunsch, die Lebenssituation der Kaffeebauern in ihrem Heimatdorf zu verbessern. Deshalb studierte sie Wirtschaft an der Universität Nairobi, lernte dann ihren deutschen Ehemann kennen und kam nach Deutschland. Dort gründete sie den Kaffeehandel Chania Coffee sowie den gemeinnützigen Verein Kedovo . Das Prinzip: Direkthandel mit Kaffee. Das heisst, die Kaffeebauern in Ndurutu verkaufen ihren Rohkaffee über Chania Coffee direkt an die Abnehmer in Deutschland. In der Regel wird der Kaffeepreis an der Kaffeebörse in Nairobi festgesetzt, das kann auf diese Weise umgangen werden. Muthoni Schneidewind vermittelt zwischen den Bauern und beispielsweise Röstereien in Hamburg. Diese kaufen den Kaffee direkt bei den Kaffeebauern – für immerhin 60 Cent pro Kilo. Gegenüber Fair Trade hat der Direkthandel Vorteile. So müssen die Bauern keine Mitgliedschaft bei einem Fair-Trade-Label zahlen.

Viele haben aufgegeben

Konsumenten unterstützen – im «Eine-Welt-Laden» in Kaltenkirchen bei Hamburg oder als Online-Einkäufer – mit zehn Prozent des Kaufpreises direkt den Verein Kedovo, und somit die Kaffeefarmer in Kenya.

In den 1990er Jahren sind die Kaffeepreise auf dem Weltmarkt eingebrochen. Viele arme Bauern rodeten deshalb ihre Kaffeesträucher und bauten stattdessen Mais und Bohnen für den Eigenverzehr an. Von über 1000 Kaffeebauern in Ndurutu sind 527 übrig geblieben, denen Muthoni Schneidewind langsam aus der Armut helfen möchte. Kedovo arbeitet ausserdem mit der norddeutschen Firma Sandtorkai Handel Papenhagen zusammen, die ebenfalls 35 Cent pro Kilo Rohkaffee an Kedovo spendet. Dieses Geld wird für die Ausbildung der Bauern sowie für Unterrichtsmaterial für die Schule am Ort verwendet.

Die Unterstützung geht noch weiter. «Wir bieten den Kaffeebauern Beratungen an und helfen beim optimalen Anbau und bei der Ernte», sagt die quirlige Frau, die zurzeit zweimal im Jahr nach Kenya reist. Das Ziel ist, dass sich die Kaffeebauern eines Tages wieder selbst finanzieren können.