Das prunkvolle Stadthaus gehörte wohl einem mächtigen Aristokraten. In einem Bankettsaal mit spektakulärem Wandmosaik unterhielt er seine Gäste bei Wasserspielen.
Italienische Archäologen haben eine prunkvolle altrömische Villa in der Nähe des Kolosseums in Rom ausgegraben. Vermutlich ist sie mehr als zweitausend Jahre alt und stammt aus der Zeit der späten Republik. Das italienische Kulturministerium verkündete die Nachricht letzte Woche und veröffentlichte Videoaufnahmen der Ausgrabungen auf Youtube.
Kulturminister Gennaro Sangiuliano bezeichnete das antike Bauwerk als einen «authentischen Schatz». Massimo Osanna, der Generaldirektor der staatlichen Museen Italiens, sagte gegenüber der «Times», die Entdeckung sei einzigartig, bis heute gebe es keine vergleichbaren Fundstücke aus dieser Periode des Römischen Reichs, nicht einmal in Pompeji.
Die Ausgrabungen, die bereits seit 2018 im Gange sind, begannen mit der Entdeckung von Mauerresten auf dem Palatin, einem der ältesten bewohnten Teile der Stadt und Kern des antiken Rom. Die Villa war offenbar erstklassig gelegen, direkt am Vicus Tuscus, einer der belebtesten Handelsstrassen Roms, auf der Kaufleute vom Forum Romanum Richtung Circus Maximus und zum Flusshafen am Tiber gelangten.
Die Wohnfläche der Villa breitete sich über mehrere Stockwerke und Terrassenplateaus aus. In der Mitte des Hauses befanden sich ein Atrium und ein sogenannter «specus aestivus», ein prunkvoller Bankettsaal im Stile einer verzierten Höhle. Spektakuläre Wasserspiele könnten hier in den Sommermonaten die Gäste des Besitzers unterhalten haben, das schliessen die Archäologen aus vor Ort gefundenen Überresten von Bleirohren.
Besonders viel Aufsehen erregt der Fund eines imposanten Mosaiks auf den Wänden der Höhle. Das Mosaik besteht aus Muschelschalen, Marmorplättchen, kostbarem Glas und funkelnden Mosaiksteinen in Ägyptisch-Blau. Es zeigt Figuren und Gegenstände, Umrisse von Gebäuden, keltische Trompeten und Vasen, aus denen Seerosen wachsen.
Das Mosaik hebt sich vor allem durch seine Komplexität und chronologisch aufgebauten Szenen heraus. An einer Stelle sind drei Kriegsschiffe zu sehen, die durch Wellen gleiten und auf eine von Mauern und Türmen umgebene Küstenstadt zusteuern. Die genaue Bedeutung der Szenen ist bis jetzt unklar, aber möglicherweise verweisen sie auf kriegerische Eroberungen des Villenbesitzers. Die Archäologen glauben, dass es sich um einen mächtigen Aristokraten vom Rang eines Senators gehandelt haben könnte.
Alfonsina Russo, die Direktorin des Archäologischen Parks des Kolosseums, sagte, die Ausgrabungen würden voraussichtlich in den ersten Monaten des Jahres 2024 abgeschlossen. Danach wolle man die Villa so schnell wie möglich für die Öffentlichkeit zugänglich machen.