Kommentar

Affäre um Beat Villiger: Das Wohl des Kantons steht auf dem Spiel

Der Zuger Sicherheitsdirektor hat sich gegenüber den Wählern und seiner Partei unglaubwürdig gemacht. Er wird sich sehr gut überlegen müssen, ob er sein Amt tatsächlich antritt.

Erich Aschwanden
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Beat Villiger hat am Wahltag eingestanden, dass er eine uneheliche Tochter hat. (Bild: Urs Flueeler / Keystone)

Beat Villiger hat am Wahltag eingestanden, dass er eine uneheliche Tochter hat. (Bild: Urs Flueeler / Keystone)

Ein solch verrücktes Wahlwochenende hat die Schweiz wohl noch nie erlebt. An dem Tag, an dem er zum vierten Mal in die Regierung gewählt wird, gesteht der Zuger Sicherheitsdirektor Beat Villiger in einem Interview mit der Boulevardpresse ein, dass er mit einer ehemaligen Geliebten eine uneheliche Tochter hat. Es ist der Versuch, reinen Tisch zu machen, nachdem der CVP-Politiker bereits die ganze Woche in den Schlagzeilen gewesen war. Dieser ehemaligen Geliebten, die keinen Führerausweis besitzt, hat er zweimal seinen Wagen zur Verfügung gestellt, was zu polizeilichen Ermittlungen führte. Ausserdem gab es Unklarheiten bezüglich des Kaufvertrags für das Auto, so dass die Staatsanwaltschaft Luzern wegen Urkundenfälschung gegen Villiger ermittelte, diese Ermittlungen aber wieder einstellte.

Trotz diesen Berichten hat Villiger die Wahl in den Regierungsrat erneut geschafft. Es ist allerdings fraglich, ob dies tatsächlich ein Vertrauensvotum der Zuger ist. Viele Wähler wussten zum Zeitpunkt ihrer Stimmabgabe nichts von der Affäre und ihren Nebenwirkungen. Vor allem aber hatten sie keine Möglichkeit, Villigers Umgang mit der Wahrheit zu beurteilen. Der 61-Jährige unternahm alles, um die peinliche Angelegenheit unter dem Deckel zu halten. Dem Online-Magazin «Republik» untersagte er per superprovisorischer Verfügung, über Tatsachen zu berichten. Seine Regierungskollegen und seine Partei orientierte der CVP-Mann erst, als die Medien Wind von der Sache bekommen hatten.

Der einzig gangbare Weg für Villiger wäre es gewesen, zum Zeitpunkt, als die Medien von den Strafuntersuchungen Kenntnis erhalten hatten, sofort Klarheit zu schaffen und sein Verhalten und seine Beweggründe öffentlich zu kommunizieren. Er hätte auch klären müssen, ob er von der Justiz bevorteilt worden war. Dies hat er nicht getan, sondern er hat die Zuger Stimmbürger wohlweislich bis am Morgen des Wahltags im Unwissen gelassen. Das kommt einer Geringschätzung der Wählerschaft gleich.

Villiger überlegt sich in den nächsten Tagen, ob er sein Amt auch antritt. Er wird sich die Frage stellen müssen, ob er nicht zur Hypothek wird für den Kanton Zug und die CVP. Es würde nämlich ein Mann in der Regierung sitzen, der seine Unterstützer innerhalb und ausserhalb seiner Partei nie über etwaige Stolpersteine informiert hat. Die neue Regierung würde mit einem Mitglied Villiger vor einer sehr schwierigen Aufgabe stehen. Beat Villiger wird in den nächsten Tagen in sich gehen müssen, um den richtigen Entscheid zu treffen – für sich selbst, aber vor allem für den Kanton Zug.