Der Bund will die Ruag aufspalten

Ab dem 1. Januar 2020 sollen zwei der insgesamt fünf Geschäftsdivisionen der Ruag ausgegliedert werden und als neue Gesellschaft die Ausrüstung der Schweizer Armee sicherstellen.

Michael Surber
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Die neu zu gründende Gesellschaft «Ruag Schweiz» soll auch weiterhin die Ausrüstung der Schweizer Armee sicherstellen. (Bild: Gaetan Bally / Keystone)

Die neu zu gründende Gesellschaft «Ruag Schweiz» soll auch weiterhin die Ausrüstung der Schweizer Armee sicherstellen. (Bild: Gaetan Bally / Keystone)

Der bundesnahe Technologie- und Rüstungskonzern Ruag Holding AG soll grundlegend umstrukturiert werden. Wie der Bundesrat am Mittwoch mitteilte, kam die Regierung im Einklang mit dem Verwaltungsrat der Ruag zum Schluss, dass die fast ausschliesslich für die Schweizer Armee tätigen Geschäftseinheiten in einer neuen Gesellschaft zusammengeführt und von der übrigen Ruag entflochten werden sollen.

Bis anhin vereint der Rüstungskonzern fünf Konzerndivisionen mit unterschiedlichen Ausrichtungen unter einem Dach. Ab dem 1. Januar 2020 sollen die Divisionen Ruag Aviation sowie die Ruag Defence in einer neu zu bildenden Konzerngesellschaft aufgehen, wie es in der Medienmitteilung des Bundesrates vom Mittwoch heisst.

Die neu zu gründende Gesellschaft mit dem Arbeitstitel «Ruag Schweiz» soll weiterhin ihren gesetzlich verankerten Zweck erfüllen, welcher darin besteht, die Ausrüstung der Schweizer Armee sicherzustellen. Diese zwei Divisionen der Ruag erbringen als Materialkompetenzzentren jährlich Leistungen im Umfang von rund 400 Millionen Franken für die Schweizer Armee.

Noch enger ans VBS

Die verbleibenden drei Divisionen werden weiterhin auf dem internationalen militärischen und zivilen Markt tätig sein und voraussichtlich unter dem Namen «Ruag International» agieren. Seit der Gründung der Ruag 1998 hat sich die Ausrichtung des Rüstungskonzerns stetig weiterentwickelt. Verdiente die Ruag zu Beginn ihres Bestehens vor allem mit Aufträgen aus dem VBS Geld, machen heute die internationalen Aufträge einen Grossteil der Einkünfte aus. Mit der geplanten Entflechtung erhält die Ruag International mehr Spielraum, um sich auf dem Weltmarkt zu positionieren, wie VBS-Sprecher Renato Kalbermatten auf Anfrage festhält.

Der Verwaltungsrat der Ruag Holding AG soll in naher Zukunft ein vollständiges Konzept zur Umsetzung der angestrebten Entflechtung vorlegen. Wie der Bundesrat weiter kommuniziert, soll mit der Entflechtung der Geschäftsbereiche auch eine vollständige Trennung der Informatiksysteme der zwei neu zu schaffenden Gesellschaften einhergehen. Damit werde die «Informatiksicherheit» erhöht, wie es in der Medienmitteilung heisst.

Wie die Ruag auf Anfrage mitteilt, habe eine solche Entflechtung zur Folge, dass die nicht mit der Schweizer Armee beschäftigten Ruag-Mitarbeiter künftig auf völlig abgetrennten IT-Plattformen arbeiteten. «So ist garantiert, dass ein Durchgriff auf die IT der Armee nicht möglich ist.» Es sei dann sogar denkbar, die IT der «Ruag Schweiz» noch näher ans VBS zu binden, weil es keine Verbindung mehr zur «Ruag International» im Ausland geben wird.

Erfahrungen mit Angriffen

Dass das Thema IT-Sicherheit gerade hinsichtlich der Ruag so betont wird, liegt auch daran, dass der Konzern Erfahrungen mit Lücken im IT-System gemacht hat. Im Dezember 2015 wurde der Nachrichtendienst des Bundes von einem ausländischen Partnerdienst darauf aufmerksam gemacht, dass Hacker sich Zugang zum System der Rüstungsfirma verschafft hatten. Wie sich später herausstellte, spionierten diese spätestens seit September 2014 auf den Rechnern der Ruag. Wochen nach der Warnung des ausländischen Dienstes entdeckten Spezialisten des Bundes die Schadsoftware. Offenbar war es den Hackern damals auch gelungen, über eine Schnittstelle der Ruag zum Verteidigungsdepartement, Daten der Bundesverwaltung abzugreifen. Insgesamt sollen beim Angriff 23 Gigabyte an Daten abgeflossen sein. Gemäss Bund deuten die Indizien auf Wirtschaftsspionage hin.

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