Magerer Lohnzuwachs in der Schweiz

Die Lohnabschlüsse, auf die sich die Sozialpartner in den Gesamtarbeitsverträgen verständigen, sind in der Regel rückwärtsgewandt. Das kann Folgen haben.

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Unsicherheit lastet auf den Sozialpartnern (Bild: Keystone / Martin Ruetschi)

Unsicherheit lastet auf den Sozialpartnern (Bild: Keystone / Martin Ruetschi)

Mue. ⋅ Die Sozialpartner in der Schweiz haben sich vergangenes Jahr im Rahmen ihrer diversen Gesamtarbeitsverträge (GAV) auf einen durchschnittlichen Anstieg der nominalen Effektivlöhne in Höhe von 0,7% verständigt. Fast im Gleichschritt legten die Mindestlöhne um 0,6% zu, wie aus der Publikation « Gesamtarbeitsvertragliche Lohnabschlüsse für 2013 » des Bundesamts für Statistik (BfS) hervorgeht. Im vergangenen Jahr hätten die Vertragsparteien von 68 der 93 berücksichtigten GA Lohnverhandlungen geführt, heisst es in der Studie.

Von den höheren Effektivlöhnen haben 480 200 Arbeitnehmer profitiert und in den Genuss gestiegener Mindestlöhnen sind 930 400 Beschäftigte gekommen. Ein Zuwachs des Effektivlohns setzt sich aus einem allgemeinen Lohnanstieg, also des Grundlohns, sowie einer individuellen Komponente zusammen, wobei hierfür Grössen wie Leistung oder Erfahrung ausschlaggebend sind. Ein kleiner Schwachpunkt an der BfS-Publikation ist, dass einige Lohnabschlüsse – etwa Mindestlohnerhöhung im GAV für die grafische Industrie und im Coiffeurgewerbe sowie erstmals eingeführte Lohnuntergrenzen im GAV der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie – nicht mehr in die BfS-Statistiken eingegangen sind.

Seit 2000 haben sich die in den GAV vereinbarten Zuwächse bei den Effektiv- und Mindestlöhnen in Wellenform entwickelt. Darin zeigt sich auch, dass die von den Sozialpartnern vereinbarten Lohnanpassungen nicht prospektiv, sondern rückwärtsgewandt erfolgen, was zur Folge haben kann, dass die Unternehmen in einer sich abkühlenden Konjunktur (zu) hohe Personalkosten zu stemmen haben.

So legte die Schweizer Wirtschaft im Jahr 2000 zwar um 3,7% zu, doch die nominalen Effektivlöhne trugen dieser wirtschaftlichen Entwicklung erst 2001 (+2,9%) und 2002 (+2,5%) Rechnung.; unter dem Strich verblieb den Arbeitnehmern in beiden Jahren ein Reallohnplus, weil das allgemeine Preisniveau 2001 mit 1,0% und 2002 mit 0,6% hinter der Nominallohn-Entwicklung zurückblieb. Allerdings kühlte sich die Schweizer Wirtschaft bereits 2001 wieder kräftig ab, um 2003 gar zu stagnieren.

Die mageren GAV-Lohnanpassungen in den Jahren 2012 und 2013 zeigen, wie stark die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung im wichtigsten Exportmarkt der Schweiz, der EU, auf den Sozialpartnern lastete. Allerdings sank in beiden Jahren das allgemeine Preisniveau, weshalb die Arbeitnehmer sich über einen zusätzlichen Anstieg ihrer realen Kaufkraft freuen durften .

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