Aufgefüllter Finma-Verwaltungsrat

Im ausgedünnten Finma-Verwaltungsrat werden vier neue Positionen besetzt. Der Jurist Thomas Bauer wird Anfang 2016 Nachfolger von Anne Héritier Lachat als Präsident des Gremiums.

Michael Ferber
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Der Rechtsanwalt Thomas Bauer kommt als Verwaltungsratspräsident zur Finma. (Aufnahme: Finma, Bern). (Bild: Keystone / Martin Ruetschi)

Der Rechtsanwalt Thomas Bauer kommt als Verwaltungsratspräsident zur Finma. (Aufnahme: Finma, Bern). (Bild: Keystone / Martin Ruetschi)

Der 60-jährige Jurist Thomas Bauer wird neuer Verwaltungsratspräsident der Finanzmarktaufsicht Finma. Der bis 2014 als Partner in der Rechtsabteilung des Unternehmens Ernst & Young tätig gewesene Bauer folgt zum Jahresanfang 2016 auf Anne Héritier Lachat. Im ausgedünnten Finma-Verwaltungsrat, der in den vergangenen Jahren unter einer hohen Fluktuation gelitten hat, werden per 1. Januar 2016 drei weitere Positionen neu besetzt. Neue Mitglieder werden die 62-jährige Renate Schwob, ehemalige stellvertretende Vorsitzende der Geschäftsleitung bei der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg), die bisher bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Hongkong tätige, 47-jährige Marlene Amstad sowie der 62-jährige Bernhard Keller, der bis vor dem Eintritt in den Ruhestand Ende 2014 Mitglied der Geschäftsleitung bei der Bank Julius Bär gewesen war. Die Amtsperiode dauert von 2016 bis 2019.

Weiterer Jurist an der Spitze

Der Bundesrat habe Bauer aufgrund seines Leistungsausweises und seiner ausgewiesenen fachlichen Kompetenzen mit Schwerpunkten im Bankenrecht, im Gesellschaftsrecht sowie im Insolvenz- und Sanierungsrecht gewählt, hiess es in einer Medienmitteilung. Der in Therwil (Basel-Land) wohnhafte Bauer arbeitete nach dem Jusstudium unter anderem im Steuerdienst der damaligen Schweizerischen Bankgesellschaft und anschliessend als Rechtskonsulent bei der damaligen BfG: Bank (Schweiz). Laut der Mitteilung nahm er 1994 seine Tätigkeit als stellvertretender Direktor in der Rechts- und Steuerabteilung der ATAG Ernst & Young auf, von 1998 bis 2014 arbeitete er als Partner und Fachbereichsleiter Insolvenz- und Restrukturierungsrecht bei Ernst & Young. Zurzeit ist der Vater eines 27-jährigen und eines 7-jährigen Sohnes in einem Teilzeitpensum am Kantonsgericht Basel-Land tätig.

An einer Medienkonferenz machte Bauer kaum Angaben zu seinen Plänen. Aus seiner Sicht sei es die wichtigste Aufgabe der Finma, Fragen zu stellen, dies habe er während seiner beruflichen Laufbahn gelernt. Bauer ist seit Ende der 1980er Jahre Mitglied der SVP. Der Schwerpunkt seiner Arbeit bei der Finma sei fachlicher Art, politische Entscheidungen müssten woanders gefällt werden, sagte er als Antwort auf eine Frage nach seiner Parteizugehörigkeit. Zu Fragen, ob es zusätzliche Kapitalvorschriften für Banken brauche, machte er keine Angaben. Bauer sagte lediglich, das Problem des «Too big to fail» im Bankensektor sehe er als noch nicht gelöst an.

Seine Vorgängerin Héritier Lachat hatte den Finma-Verwaltungsrat seit 2011 präsidiert. Mit ihr tritt auch Vizepräsident Paul Müller per Ende 2015 zurück. Den neuen Vizepräsidenten werde der Bundesrat zu einem späteren Zeitpunkt bestimmen, hiess es in dem Communiqué. Ausserdem waren bereits Jean-Baptiste Zufferey und Joseph Rickenbacher zurückgetreten. Neben den neuen Mitgliedern hat der Bundesrat Philippe Egger, Bruno Frick, Yvan Lengwiler, Günter Pleines und Franz Wipfli für die Amtsperiode 2016 bis 2019 in ihren Ämtern bestätigt.

Zwei Frauen neu im VR

Schwob ist ebenfalls Juristin und war in der Vergangenheit unter anderem in der öffentlichen Verwaltung und bei der Grossbank Credit Suisse tätig. Von 2004 bis 2014 amtierte sie als stellvertretende Vorsitzende der Geschäftsleitung der SBVg und Leiterin Finanzmarkt Schweiz. Sie sei aufgrund ihrer vertieften Kenntnisse in Finanzplatz-Themen insbesondere in Compliance- und Rechtsfragen und der Umsetzung von Regulierungsanforderungen gewählt worden, hiess es in der Mitteilung.

Die Wirtschaftswissenschafterin Amstad war nach den Studium bei der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF), bei der Credit Suisse, der Forschungsabteilung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sowie bei der Federal Reserve Bank of New York tätig. Laut der Mitteilung kehrte sie anschliessend als stellvertretende Direktorin zur SNB zurück, übernahm dort die Leitung der Anlagestrategie und Finanzmarktanalyse und war Mitglied des Anlagekomitees für die Devisenreserven. Ende 2011 wechselte sie zur BIZ in Hongkong, dort war sie bis Mitte 2015 für die Asian Bond Fund Initiative verantwortlich. Sie ist ausserdem Lehrbeauftragte an der Universität Bern. Amstad verfüge über ausgewiesene Kenntnisse im Schweizer Finanzmarkt, internationalen Erfahrung im Asset Management sowie globale Kontakte zu Notenbanken und Regulatoren, hiess es im Communiqué.

Der 2014 in den Ruhestand getretene Wirtschaftswissenschafter Keller arbeitete während seiner beruflichen Laufbahn bei Nestlé, UBS und der Banco di Lugano (BDL), einer Privatbank im Besitz der UBS. 1997 wurde er deren CEO. Laut Communiqué wurde er nach dem Verkauf der BDL an Julius Bär chef der umbenannten Bank Julius Bär Lugano und Mitglied der Geschäftsleitung von Julius Bär. Keller sei als ausgewiesener Kenner des Finanzplatzes Tessin in den Finma-Verwaltungsrat gewählt worden, hiess es.

Romandie nicht vertreten

Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf sagte an einer Medienkonferenz, der Bundesrat sei bemüht gewesen, das Gremium so zusammenzusetzen, dass der Banken- und der Versicherungssektor vertreten seien und Frauen für männerdominierten Verwaltungsrat zu finden. Zudem habe der Kanton Tessin Ansprüche angemeldet, in dem Gremium repräsentiert zu sein. Diesem Anspruch sei mit der Ernennung Kellers Rechnung getragen worden. Leider sei die Romandie in dem neu besetzten Verwaltungsrat nicht vertreten. Bei der nächsten Neubesetzung werde deshalb eine Person aus der Romandie dort Einsitz nehmen.

Die nun gewählten neuen Mitglieder seien allesamt unabhängig und es drohe keine Gefahr von Interessenkonflikten. Scherzhaft sagte sie, Bauer werde mit seinem Eintritt in den Verwaltungsrat zu Anfang August dieses Jahres dort ein «Praktikum» absolvieren, um dann Anfang 2016 das Präsidium übernehmen.

Der neue Mann bei der Finma: Thomas Bauer. (Bild: PD)

Der neue Mann bei der Finma: Thomas Bauer. (Bild: PD)