Am 4. August ist ein Flugzeug des Typs Junkers Ju-52 in Graubünden abgestürzt. Der Absturz stellt sich in eine Reihe von Dramen der Schweizer Luftfahrt. Ein Überblick.
Gut drei Jahre nach ihrer Gründung erschüttert die Swissair ein erster schwerer Unfall. Ein auf dem Flughafen Zürich gestartetes Passagierflugzeug des Typs Curtiss AT-32C stürzt nahe von Wurmlingen im baden-württembergischen Landkreis Tuttlingen ab. 12 Menschen verlieren ihr Leben – darunter Nelly Diener, die erste Flugbegleiterin Europas, die medial auch als «Engel der Lüfte» gefeiert wurde. Ursache war laut einem Bericht der amtlichen Untersuchungskommission ein versteckter Dauerbruch des Anschlusslappens der beiden rechten vorderen Verspannungsdrähte im Motoreinbau.
Gleich zwei Flugzeugabstürze hat die Swissair im Jahr 1939 zu beklagen. Zuerst stürzt am 7. Januar eine Douglas DC-2 HB-ITA bei schlechter Sicht in der Nähe von Paris ab; gestartet war sie in Zürich. 5 der 17 Menschen an Bord sterben. Am 20. Juli stürzt eine Junkers Ju 86 HB-IXA/HB-IXE bei Konstanz auf dem Weg von Wien nach Zürich ab. Das Unglück fordert 6 Tote.
23 Passagiere und Besatzungsmitglieder verlieren bei einem Absturz einer Iljuschin Il-12 der tschechoslowakischen Fluggesellschaft CSA ihr Leben. Die Kontrolle über die Maschine verlor die Crew an Bord im Landeanflug auf Zürich, vermutlich wegen Triebwerkproblemen. Das Flugzeug stürzte in eine landwirtschaftlich genutzte Fläche, nur etwa 500 Meter am südlichen Ortsrand der Gemeinde Wasterkingen.
Dieser Tag brennt sich tief in die Dorfgeschichte des 217 Einwohner zählenden Bauerndorfes Humlikon. Auf ihrem Flug von Zürich nach Genf stürzt während des Steigflugs bei Dürrenäsch eine Caravelle III HB-ICV der Swissair ab. 74 Passagiere und 6 Besatzungsmitglieder sterben. 43 der Passagiere kommen aus Humlikon.
In den Jahren 1969 und 1970 wird die Schweizer Luftfahrt von palästinensischem Terror betroffen. Am 18. Februar 1969 beschiessen vier Fatah-Attentäter ein Flugzeug der israelischen Airline El-Al, der Co-Pilot und ein Attentäter sterben. Gut ein Jahr später, am 21. Februar 1970, explodiert in einer Convair CV-990 HB-ICD der Swissair eine Bombe, die Maschine stürzt bei Würenlingen ab. 47 Menschen kommen ums Leben. Den Anschlag verübte die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP). Damit nicht genug: Am 6. September wird kurz nach dem Start des Flugs von Zürich nach New York eine Swissair-Maschine von PFLP-Aktivisten entführt. An Bord befinden sich 143 Passagiere und 12 Besatzungsmitglieder. Wie andere gleichzeitig entführte Flugzeuge wird die Swissair-Maschine zur Landung auf dem Dawson Field nahe der Stadt Zarqa gezwungen. Am Schluss werden alle Geiseln freigelassen und die Flugzeuge gesprengt.
Kurz vor der Landung auf dem Flughafen Zürich touchiert eine Iljuschin Il-18 der Balkan Bulgarian Airlines mit dem linken Flügel den Boden. Sie gerät ausser Kontrolle und stürzt ab. 45 Menschen sterben, 2 überleben: der Flugkapitän und ein Kind.
Es schneit, die Sicht ist schlecht, die Piloten verlieren die Orientierung: Im Anflug auf Basel-Mülhausen stürzt eine Vickers Vanguard der britischen Chartergesellschaft Invicta International Airways in ein bewaldetes Hügelgebiet in Hochwald bei Basel. 108 Menschen an Bord sterben, 37 können gerettet werden. Das Unglück ist bis heute die opferreichste Flugkatastrophe auf Schweizer Boden. Die Maschine war in Bristol gestartet. Viele Opfer waren Mitglieder des Frauenvereins Axbridge.
Wegen starken Regens und Aquaplanings schiesst eine Douglas DC-8 HB-IDE der Swissair in Athen über die Landepiste hinaus. 14 Menschen sterben.
Der Chef hat eben nicht immer recht: Der Co-Pilot will noch durchstarten, der Kapitän hindert ihn daran – mit fatalen Folgen. Eine Douglas DC-9 der Alitalia prallt während des Landeanflugs auf die Piste 14 in Zürich bei Weiach in den Stadlerberg. 46 Tote sind zu beklagen.
Schon kurz nach dem Start des Swissair-Flugs SR 111 von New York nach Genf bricht in der McDonnell Douglas MD-11 HB-IWF hinter dem Cockpit ein Feuer aus. Es kommt zu starker Rauchentwicklung, schliesslich fallen alle Instrumente aus. Auf dem Weg zur Notlandung in Halifax stürzt das Flugzeug vor der Küste Neuschottlands in den Atlantik. Keiner der 229 Menschen an Bord überlebt das Drama. Der Absturz ist bisher das verlustreichste Unglück in der Schweizer Luftfahrtgeschichte.
Zwei Jahre nach Halifax erschüttert bereits wieder ein Absturz die Schweiz: Eine Saab 340 HB-AKK der Crossair stürzt auf dem Flug von Zürich nach Dresden kurz nach dem Start auf ein Feld bei Nassenwil. Alle 10 Menschen an Bord verlieren ihr Leben. Das Unglück ist auf Fehler der Besatzung zurückzuführen. Das Büro für Flugunfalluntersuchungen setzt auch Fragezeichen hinter die Ausbildung der beiden osteuropäischen Piloten.
«Aus finanziellen Gründen ist die Swissair nicht mehr in der Lage, ihre Flüge auszuführen.» Diese lapidare Lautsprecherdurchsage, die am 2. Oktober 2001 am Nachmittag um 16 Uhr 15 im Terminal A am Flughafen Zürich ertönt, trifft eine ganze Nation mitten ins Herz. Die Swissair ist am Boden. Legendär werden sollte die Aussage des Verkehrsministers Moritz Leuenberger, der vielen aus der Seele spricht: «Der Wirtschaftsführer fährt in die Luft, der Bundesrat geht in die Luft.»
Eine Avro RJ 100 der Crossair stürzt auf dem Weg von Berlin-Tegel nach Zürich ab, und zwar etwa sechs Kilometer vor der Landung bei Bassersdorf. 24 von 33 Menschen an Bord sterben, 5 werden schwerverletzt. Unter den Überlebenden ist die SP-Politikerin Jacqueline Badran.
Nach dem Swissair-Absturz bei Halifax, dem Grounding der Swissair und den beiden Crossair-Dramen reisst die Unglücksserie in der Schweizer Luftfahrt nicht ab. In der Nähe von Überlingen kollidieren ein russisches Passagierflugzeug vom Typ Tupolew Tu-154 und eine Frachtmaschine der deutschen DHL, in 11 000 Metern Höhe über dem Bodensee. Ein Grund für das Unglück war ein Fehler des diensthabenden Fluglotsen der Skyguide. 71 Menschen kommen ums Leben.
Der Ossete Witali Kalojew hat beim Unglück in Überlingen seine Frau und zwei Kinder verloren. Nun rächt er sich an der Person, der er die Hauptschuld gibt an seinem Verlust: Er ersticht den Fluglotsen Peter Nielsen, der in der verhängnisvollen Nacht Dienst hatte. Nach gerichtlichem Hin und Her setzt das Bundesgericht 2007 die Strafe auf fünf Jahre und drei Monate fest; verurteilt wird Kalojew wegen vorsätzlicher Tötung. Da er zwei Drittel der Strafe bereits abgesessen hat, wird er kurz darauf aus der Haft entlassen. Anfang 2008 wird er in der Republik Nordossetien zum stellvertretenden Minister für Bau und Architektur ernannt.
Ein Flugzeug des Typs Junkers Ju-52 der Ju-Air ist am Samstagnachmittag beim Piz Segnas oberhalb von Flims abgestürzt. Dabei kam alle 17 Passagiere sowie drei Crew-Mitglieder ums Leben.