Nach dem Absturz bei Überlingen vom 1. Juli 2002: Blumen und Kränze vor Teilen der russischen Tupolew 154. (Bild: Patrick Seeger / Keystone)

Nach dem Absturz bei Überlingen vom 1. Juli 2002: Blumen und Kränze vor Teilen der russischen Tupolew 154. (Bild: Patrick Seeger / Keystone)

Schockierende Ereignisse in der Schweizer Zivilluftfahrt

Am 4. August ist ein Flugzeug des Typs Junkers Ju-52 in Graubünden abgestürzt. Der Absturz stellt sich in eine Reihe von Dramen der Schweizer Luftfahrt. Ein Überblick.

Andreas Schürer / ks.
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27. Juli 1934

Der erste schwere Unfall der Swissair

Nelly Diener, die erste Flugbegleiterin Europas. (Bild: ETH-Bibliothek Zürich)

Nelly Diener, die erste Flugbegleiterin Europas. (Bild: ETH-Bibliothek Zürich)

Gut drei Jahre nach ihrer Gründung erschüttert die Swissair ein erster schwerer Unfall. Ein auf dem Flughafen Zürich gestartetes Passagierflugzeug des Typs Curtiss AT-32C stürzt nahe von Wurmlingen im baden-württembergischen Landkreis Tuttlingen ab. 12 Menschen verlieren ihr Leben – darunter Nelly Diener, die erste Flugbegleiterin Europas, die medial auch als «Engel der Lüfte» gefeiert wurde. Ursache war laut einem Bericht der amtlichen Untersuchungskommission ein versteckter Dauerbruch des Anschlusslappens der beiden rechten vorderen Verspannungsdrähte im Motoreinbau.

1939

11 Tote bei zwei Abstürzen

Gleich zwei Flugzeugabstürze hat die Swissair im Jahr 1939 zu beklagen. Zuerst stürzt am 7. Januar eine Douglas DC-2 HB-ITA bei schlechter Sicht in der Nähe von Paris ab; gestartet war sie in Zürich. 5 der 17 Menschen an Bord sterben. Am 20. Juli stürzt eine Junkers Ju 86 HB-IXA/HB-IXE bei Konstanz auf dem Weg von Wien nach Zürich ab. Das Unglück fordert 6 Tote.

24. November 1956

Absturz im Landeanflug auf Zürich

23 Passagiere und Besatzungsmitglieder verlieren bei einem Absturz einer Iljuschin Il-12 der tschechoslowakischen Fluggesellschaft CSA ihr Leben. Die Kontrolle über die Maschine verlor die Crew an Bord im Landeanflug auf Zürich, vermutlich wegen Triebwerkproblemen. Das Flugzeug stürzte in eine landwirtschaftlich genutzte Fläche, nur etwa 500 Meter am südlichen Ortsrand der Gemeinde Wasterkingen.

4. September 1963

Schock für das Bauerndorf Humlikon

Die Gemeinde Dürrenäsch liegt im Kanton Aargau und ist rund 35 Kilometer vom Flughafen Zürich entfernt. (Bild: Keystone / Photopress-Archiv / Str)
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Der Linienflug 306 führt von Zürich nach Rom mit einem Zwischenhalt in Genf. Die Maschine des Typs «Sud Aviation Caravelle III» steigt nach anfänglichen Startproblemen wegen schlechter Witterung um 7:13 Uhr von Piste 34 in den Himmel und erreicht nach sieben Minuten 2700 Meter Höhe. (Bild: Keystone / Photopress-Archiv / Str)
Es befinden sich 74 Passagiere und 6 Besatzungsmitglieder an Bord, als das Flugzeug nach nur 10 Minuten Flugzeit in der Nähe von Dürrenäsch in einen Acker stürzt. (Bild: Keystone / Photopress-Archiv / Str)
Für die meisten der 80 Personen an Bord ist dies der erste Flug überhaupt. Alle kommen ums Leben, davon 43 aus dem Dorf Humlikon, das auf einen Schlag einen Fünftel seiner Einwohner verliert. Die Humliker wollten in Genf eine landwirtschaftliche Versuchsanstalt besuchen. (Bild: Keystone / Photopress-Archiv / Str)
Das Unglück hinterlässt in Humlikon 39 Vollwaisen und fünf Halbweisen. Bei einem Grossteil übernehmen die Grosseltern oder ältere Geschwister die Aufgabe der Eltern. Sechs Kinder müssen jedoch ihre Heimat verlassen und bei Verwandten unterkommen. (Bild: Keystone / Photopress-Archiv / Str)
Zu den Opfern gehören auch alle Gemeinderäte, Schulpfleger und der Posthalter. Zudem verbleiben nur 52 stimmberechtigte Männer in Humlikon, so dass die notwendigen Ämter nicht besetzt werden können. Der Kanton Zürich muss in einer bisher einmaligen Aktion die Gemeindeführung kommissarisch übernehmen. (Bild: Keystone / Photopress-Archiv / Str)
Nach dem Unglück leidet nicht nur die Politik, sondern auch die Landwirtschaft an Personalmangel. Die Bearbeitung der Äcker steht unmittelbar bevor, doch es fehlen Arbeitskräfte. Der Kanton und zahlreiche Freiwillige helfen aus und leisten 2000 Arbeitsstunden. (Bild: Keystone / Photopress-Archiv / Str)
Zum Freiwilligendienst auf den Betrieben kommen grosszügige Spenden aus dem In- und Ausland, sowie Beiträge des Kantons, so dass ein mit 250'000 Franken gefüllter Hilfsfonds eröffnet werden kann. Daraus werden mehrere Personen beschäftigt, Maschinen gekauft und Gebäude errichtet. Noch heute bestehen die Maschinengemeinschaft und der Hilfsfonds. (Bild: Keystone / Photopress-Archiv / Str)
Der Flugschreiber liefert keine Hinweise zur Absturzursache, jedoch konnte der Hergang später rekonstruiert werden. So war beobachtet worden, dass vor dem Absturz aus der linken Flügelwurzel Flammen schossen. Zudem wurden auf der Startbahn Felgenteile und Überreste von Hydraulikflüssigkeit gefunden. (Bild: Keystone / Photopress-Archiv / Str)
Der Felgenbruch wird auf ein Manöver zurückgeführt, das getätigt wurde, um den Nebel zu beseitigen. Leider belastete es auch die Bremsen sehr stark. (Bild: Keystone / Photopress-Archiv / Str)
Die gebrochene Felge beschädigte eine Hydraulikleitung, worauf Flüssigkeit austrat und sich an der heissen Bremse entzündete. Ohne Hydraulikflüssigkeit war das Flugzeug nicht mehr steuerbar. (Bild: Keystone / Photopress-Archiv / Str)

Die Gemeinde Dürrenäsch liegt im Kanton Aargau und ist rund 35 Kilometer vom Flughafen Zürich entfernt. (Bild: Keystone / Photopress-Archiv / Str)

Dieser Tag brennt sich tief in die Dorfgeschichte des 217 Einwohner zählenden Bauerndorfes Humlikon. Auf ihrem Flug von Zürich nach Genf stürzt während des Steigflugs bei Dürrenäsch eine Caravelle III HB-ICV der Swissair ab. 74 Passagiere und 6 Besatzungsmitglieder sterben. 43 der Passagiere kommen aus Humlikon.

1969/1970

Terror bedroht auch die Schweiz

In den Jahren 1969 und 1970 wird die Schweizer Luftfahrt von palästinensischem Terror betroffen. Am 18. Februar 1969 beschiessen vier Fatah-Attentäter ein Flugzeug der israelischen Airline El-Al, der Co-Pilot und ein Attentäter sterben. Gut ein Jahr später, am 21. Februar 1970, explodiert in einer Convair CV-990 HB-ICD der Swissair eine Bombe, die Maschine stürzt bei Würenlingen ab. 47 Menschen kommen ums Leben. Den Anschlag verübte die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP). Damit nicht genug: Am 6. September wird kurz nach dem Start des Flugs von Zürich nach New York eine Swissair-Maschine von PFLP-Aktivisten entführt. An Bord befinden sich 143 Passagiere und 12 Besatzungsmitglieder. Wie andere gleichzeitig entführte Flugzeuge wird die Swissair-Maschine zur Landung auf dem Dawson Field nahe der Stadt Zarqa gezwungen. Am Schluss werden alle Geiseln freigelassen und die Flugzeuge gesprengt.

18. Januar 1971

Kapitän und Kind überleben – als Einzige

Kurz vor der Landung auf dem Flughafen Zürich touchiert eine Iljuschin Il-18 der Balkan Bulgarian Airlines mit dem linken Flügel den Boden. Sie gerät ausser Kontrolle und stürzt ab. 45 Menschen sterben, 2 überleben: der Flugkapitän und ein Kind.

10. April 1973

Schwerste Flugkatastrophe auf Schweizer Boden

Es schneit, die Sicht ist schlecht, die Piloten verlieren die Orientierung: Im Anflug auf Basel-Mülhausen stürzt eine Vickers Vanguard der britischen Chartergesellschaft Invicta International Airways in ein bewaldetes Hügelgebiet in Hochwald bei Basel. 108 Menschen an Bord sterben, 37 können gerettet werden. Das Unglück ist bis heute die opferreichste Flugkatastrophe auf Schweizer Boden. Die Maschine war in Bristol gestartet. Viele Opfer waren Mitglieder des Frauenvereins Axbridge.

7. Oktober 1979

Tod in Griechenland

Wegen starken Regens und Aquaplanings schiesst eine Douglas DC-8 HB-IDE der Swissair in Athen über die Landepiste hinaus. 14 Menschen sterben.

14. November 1990

Alitalia-Maschine prallt in den Stadlerberg

Die Trümmer der abgestürzten Alitalia-Maschine am Stadlerberg. Grund für den Absturz war ein defektes ILS-Kreuzzeigerinstrument. (14. November 1990). (Bild: Joe Diener / Keystone)
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Feuerwehrleute im Einsatz am Unglücksort. Die von Milano-Linate kommende DC-9 prallte um 19.11 Uhr in den Wald am nördlichen Stadlerberg. Unmittelbar nach dem Aufprall fing das Flugzeug Feuer, . . . (Bild: Joe Diener/Keystone)
. . . welches sich rasch auf die nähere Umgebung ausbreitete. Auf einer Fläche von rund 600 m2 entstand beträchtlicher Waldschaden durch den Aufschlag und Brand. Bild: Feuerwehrleute bekämpfen das ausgebrochene Feuer. (14. November). (Bild: Joe Diener/Keystone)
Grund für den Absturz war eine zu niedrige Flughöhe. Die Piloten wähnten sich aufgrund des Instrumentendefekts beim Anflug auf der richtigen Höhe, doch das Flugzeug war 300 Meter zu tief, woraufhin die Maschine auf den Stadlerberg prallte. (Bild: Joe Diener/Keystone)
Instruktion zur Spurensicherung des Untersuchungsteams der Polizei an der Unfallstelle. (Bild: Keystone)
Am Tag nach dem Absturz sichert die Polizei Spuren. – Am Abend des Unglücks war die Sicht auf den Anflug- und Pistenbefeuerung des Flughafens Zürich durch eine über dem Stadlerberg lagernde Wolkenkappe verdeckt. (Bild: Joe Diener/Keystone)
Fotografische Befundaufnahme am Tag nach dem Unglück. (15. November 1990). (Bild: Joe Diener/Keystone)
An der Presseorientierung über den Absturz und die Bergungsarbeiten informieren der Einsatzleiter der Kantonspolizei Eugen Thomann (rechts) und der Pressesprecher Markus Rotzenweiler, 15. November 1990. (Bild: Keystone)
Beim öffentlichen Hearing im Auditorium der ETH Zürich am 10. März 1992 wurde die Auswertung der Blackbox, des Navigationsempfängers und weiteren Unterlagen präsentiert. Das Gehäuse der Blackbox wies Brandschäden auf, im Innern waren keine Schäden festzustellen. (Bild: Keystone)
Der stark beschädigte und deformierte Funknavigationsempfänger, der während des Endanfluges die richtige Flughöhe anzeigte, obwohl das Flugzeug bereits zu tief folg. Diese Art von Flugunfall wird als Controlled Flight Into Terrain (CFIT) bezeichnet. (Bild: Keystone)
Am 24. November 1990 fand eine Gedenkfeier für die Opfer des Alitalia-Absturzes in der reformierten Kirche Kloten statt. (Bild: Keystone)
Ein Jahr später, am 14. November 1991, wurde an der Unglücksstelle ein Gedenkstein mit den Namen der Opfer errichtet. (Bild: Keystone)

Die Trümmer der abgestürzten Alitalia-Maschine am Stadlerberg. Grund für den Absturz war ein defektes ILS-Kreuzzeigerinstrument. (14. November 1990). (Bild: Joe Diener / Keystone)

Der Chef hat eben nicht immer recht: Der Co-Pilot will noch durchstarten, der Kapitän hindert ihn daran – mit fatalen Folgen. Eine Douglas DC-9 der Alitalia prallt während des Landeanflugs auf die Piste 14 in Zürich bei Weiach in den Stadlerberg. 46 Tote sind zu beklagen.

2. September 1998

Das schwerste Unglück der Schweizer Luftfahrtgeschichte

Schon kurz nach dem Start des Swissair-Flugs SR 111 von New York nach Genf bricht in der McDonnell Douglas MD-11 HB-IWF hinter dem Cockpit ein Feuer aus. Es kommt zu starker Rauchentwicklung, schliesslich fallen alle Instrumente aus. Auf dem Weg zur Notlandung in Halifax stürzt das Flugzeug vor der Küste Neuschottlands in den Atlantik. Keiner der 229 Menschen an Bord überlebt das Drama. Der Absturz ist bisher das verlustreichste Unglück in der Schweizer Luftfahrtgeschichte.

10. Januar 2000

Crossair-Maschine stürzt bei Nassenwil auf ein Feld

Zwei Jahre nach Halifax erschüttert bereits wieder ein Absturz die Schweiz: Eine Saab 340 HB-AKK der Crossair stürzt auf dem Flug von Zürich nach Dresden kurz nach dem Start auf ein Feld bei Nassenwil. Alle 10 Menschen an Bord verlieren ihr Leben. Das Unglück ist auf Fehler der Besatzung zurückzuführen. Das Büro für Flugunfalluntersuchungen setzt auch Fragezeichen hinter die Ausbildung der beiden osteuropäischen Piloten.

2. Oktober 2001

Das Grounding der Swissair

«Aus finanziellen Gründen ist die Swissair nicht mehr in der Lage, ihre Flüge auszuführen.» Diese lapidare Lautsprecherdurchsage, die am 2. Oktober 2001 am Nachmittag um 16 Uhr 15 im Terminal A am Flughafen Zürich ertönt, trifft eine ganze Nation mitten ins Herz. Die Swissair ist am Boden. Legendär werden sollte die Aussage des Verkehrsministers Moritz Leuenberger, der vielen aus der Seele spricht: «Der Wirtschaftsführer fährt in die Luft, der Bundesrat geht in die Luft.»

Das Ereignis geht als «Swissair-Grounding» in die Geschichte ein und sorgt in der Politik und Bevölkerung für grosse Emotionen. Im Bild: Ein Pilot protestiert 3 Tage nach dem Grounding am Flughafen Genf. (Bild: Keystone / Steffen Schmidt)
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Es ist ein schwarzer Tag für die Schweizer Luftfahrt. Am 2. Oktober geschieht das Unfassbare: Die Flugzeuge der Swissair werden ausser Dienst genommen. Der Konzernchef der Fluggruppe, Mario Corti, erklärt um 15:35 Uhr, dass der Flugbetrieb komplett eingestellt wird. Mehr als 70 Swissair-Maschinen bleiben auf dem Flughafen Zürich-Kloten am Boden. (Bild: Steffen Schmidt / Keystone)
Piloten und das Bodenpersonal der Swissair protestieren am 6. Oktober 2001 im Terminal A des Flughafens Zürich gegen das Sterben der Swissair. (Bild: Walter Bieri / Keystone)
Chaos am Flughafen Zürich-Kloten: Die Swissair annulliert alle Flüge, die Flugzeugtickets werden wertlos. (Bild: Franco Greco / Keystone)
Weltweit sitzen rund 18'000 Swissair-Passagiere sowie Mitglieder der Besatzung der Swissair fest. (Bild: Steffen Schmidt / Keystone)
Der Schock sitzt tief: Angestellte von Swissair und Swissport auf dem Flughafen in Genf. Der Flugbetrieb kann erst am 5. Oktober dank eines Notkredites des Bundes wieder aufgenommen werden. (Bild: Laurent Gillieron / Keystone)
Am 16. November 2001 versammeln sich Swissair Angestellte in Bern vor dem Bundeshaus . . . (Bild: Keystone / Alessandro della Valle)
. . . In einer Sondersession wird über einen Sozialplan für die entlassenen Swissair-Angestellten diskutiert. (Bild: Alessandro della Valle / Keystone)
Einen Tag nach dem Grounding bewilligt der Bund 450 Millionen Franken, um den Flugbetrieb der Swissair für einen Monat zu finanzieren. Auf dem Bild präsentieren der Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Zürich, Ruedi Jeker, und die Bundesräte Kaspar Villiger, Moritz Leuenberger und Pascal Couchepin (v.l.n.r.) einen neuen Rettungsplan für die Swissair (22. Oktober 2001). (Bild: Fabrice Coffrini / Keystone)
Swissair-Liquidation in Bassersdorf: Sämtliches Bordmaterial wird verscherbelt. Das Inventar der Swissair stösst bei der Bevölkerung auf grosses Interesse. (Bild: Eddy Risch / Keystone)
Swissair-Angestellte winken der MD-11 zu, bevor diese am 27. März 2002 auf dem Flughafen Zürich zum Abschiedsflug nach Kapstadt abhebt. Über 4000 Mitarbeitende haben am Mittwochabend am Flughafen von der Swissair und der Crossair Abschied genommen. (Bild: Walter Bieri / Keystone)
Das Swissair-Logo hat ausgedient: Arbeiter entfernen die Buchstaben am 27. März 2002 vom Terminal A des Flughafens Zürich-Kloten. (Bild: Steffen Schmidt / Keystone)
Ein Mythos liegt am Boden: Am 1. April 2002 landet der letzte Swissair-Linienflug in Zürich. Die 71-jährige Geschichte der Schweizer Fluggesellschaft geht zu Ende. (Bild: Steffen Schmidt / Keystone)
Das Schweizer Kreuz auf der Heckflosse von Airbussen A-320 der Schweizer Fluggesellschaft Swissar ist behelfsmässig verklebt. Die ausrangierten Flugzeuge stehen auf ihrem Standplatz auf dem Flughafen Zürich Kloten und harren einer ungewissen Zukunft. (Bild: René Meier / Keystone)
Neuer Name, neues Logo: Der Brand «Swiss», kreiert vom kanadischen Designer Tyler Brûlé. Im März 2002 hebt Swiss International Airlines erstmals ab. In der Werft der SR Technics (SAir Services) auf dem Flughafen Zürich-Kloten wird ein Flugzeug der Swissair mit dem Schriftzug SWISS überklebt. (25. März 2002). (Bild: Steffen Schmidt / Keystone)
Bruggissers Nachfolger, Mario Corti, war SAirGroup Konzernchef während des Kollapses der Airline und scheiterte mit seinen Restrukturierungsplänen. Auch er muss vor dem Bülacher Bezirksgericht Stellung nehmen. Zusammen mit den anderen Angeklagten wird er im sogenannten «Swissair-Strafprozess» vollumfänglich freigesprochen. (Bild: Steffen Schmidt / Keystone)
Swissair-Strafprozess: Der einstige Swissair-CEO Philippe Bruggisser auf dem Weg zum Bezirksgericht Bülach (25. Januar 2007). Bruggisser ist wegen Falschbeurkundung und ungetreuer Geschäftsbesorgung angeklagt. Unter ihm schlug die Swissair eine «Hunter-Strategie» ein und beteiligte sich in Europa an zahlreichen Fluggesellschaften. (Bild: Steffen Schmidt / Keystone) Zum Artikel

Das Ereignis geht als «Swissair-Grounding» in die Geschichte ein und sorgt in der Politik und Bevölkerung für grosse Emotionen. Im Bild: Ein Pilot protestiert 3 Tage nach dem Grounding am Flughafen Genf. (Bild: Keystone / Steffen Schmidt)

24. November 2001

Schon wieder trifft es die Crossair

Eine Avro RJ 100 der Crossair stürzt auf dem Weg von Berlin-Tegel nach Zürich ab, und zwar etwa sechs Kilometer vor der Landung bei Bassersdorf. 24 von 33 Menschen an Bord sterben, 5 werden schwerverletzt. Unter den Überlebenden ist die SP-Politikerin Jacqueline Badran.

1. Juli 2002

Das Unglück von Überlingen

Am 1. Juli 2002 kollidieren zwei Flugzeuge über dem deutschen Überlingen am Bodensee. Auf das tragische Unglück folgt zwei Jahre später eine weitere Tragödie. – Ein Blick zurück. Bild: Feuerwehrleute versuchen den Brand an der Unfallstelle zu löschen. (Bild: Dirk Diestel / AP)
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Am späten Abend des 1. Juli 2002 fliegt eine russische Tupolew-154 mit 69 Menschen an Bord über Süddeutschland. Von Moskau kommend, ist sie auf dem Weg nach Barcelona. Bild: Das Heck der Maschine nach der Kollision. (Bild: AP)
Aus Süden nähert sich eine Boeing 757 des Kurierdienstes DHL, die nach einem Zwischenstopp im italienischen Bergamo Richtung Brüssel unterwegs ist. Bild: Das Heck der Boeing, die in ein Waldstück gestürzt ist. (Bild: Keystone / W. Bieri)
Beide Maschinen melden sich gegen 23 Uhr 30 bei der Schweizer Flugsicherung «Skyguide» an. Bild: Das Wrack der Tupolew. (Bild: Keystone / EPA)
Die automatischen Warnsysteme (TCAS) beider Flugzeuge und die Anweisungen von Skyguide sind widersprüchlich. Bild: Wrackteile der Tupolew. (Bild: Keystone / EPA)
Die Piloten befolgen teilweise die Anweisungen ihres TCAS und zum Teil diejenigen der Skyguide, was schliesslich zur Folge hat, dass sich die beiden Maschinen auf gleicher Flughöhe (11'300 Meter) befinden und um 23 Uhr 35 kollidieren. Bild: Rettungsmannschaften beim Wrack der Boeing. (Bild: Walter Bieri / Keystone)
Die Karte zeigt die Flugwege der beiden Unglücksmaschinen und den Ort der Kollision bei Überlingen am Bodensee. Grau eingefärbt sind die Luftstrassen der beiden Flugzeuge. (Bild: NZZ)
An Bord der Tupolew (Bild) befanden sich 12 Besatzungsmitglieder, 5 erwachsene Passagiere sowie 52 Kinder und Jugendliche aus der russischen Republik Baschkortostan. In der DHL-Frachtmaschine flogen zwei Piloten mit. Niemand überlebte das Unglück. (Bild: Walter Bieri / Keystone)
Da das Unglück in grosser Höhe geschah, mussten ganze Landstriche systematisch durchkämmt werden, um Wrackteile und menschliche Überreste zu finden. Bild: Polizisten bewachen eine Fundstelle. (Bild: EPA)
Deutsche Spezialisten untersuchen das Wrack der Tupolew. (Bild: AP)
Angehörige der Opfer besuchen den Unglücksort. (Bild: AP)
Journalisten belagern die Absturzstelle der Tupolew bei Überlingen. (Bild: AP)
Nach der Katastrophe kommt es zu heftigen Schuldzuweisungen an Skyguide. In der verhängnisvollen Nacht waren Wartungsarbeiten im Zürcher Kontrollzentrum durchgeführt worden. (Bild: EPA)
Zudem wurde am Telefonnetz von Skyguide gearbeitet. Der diensthabende Fluglotse musste zwei Radarschirme und zwei Frequenzen gleichzeitig kontrollieren. (Bild: AP)
Normalerweise überwachen mehrere Fluglotsen der Skyguide auf dem Tower des Flughafens Zürich-Kloten den Flugverkehr (Aufnahme vom Mai 2001). (Bild: M. Ruetschi / Keystone)
Die 45 Kinder und Jugendlichen an Bord der russischen Maschine stammten aus reichen Familien der Republik Baschkortostan. Die Reise an die Costa Dorada sollte eine Belohnung sein für herausragende Schulnoten. (Bild: AP)
Am ersten Jahrestag des Unglücks, im Juli 2003, treffen sich Angehörige an der Absturzstelle der Tupolew. (Bild: Keystone / AP)
Gleichentags findet in Überlingen eine Gedenkfeier statt. Rechts im Bild Alain Rossier, der CEO von Skyguide. (Bild: Keystone / W. Bieri)
Bei diesem Anlass unterhält er sich mit Vitali Kalojew, der beim Flugzeugunglück seine Frau und zwei Kinder verloren hat. (Bild: Keystone / .Kouznetsov)
Kalojew kann den Schmerz über den Verlust seiner Kinder nicht überwinden und ersticht am 24.02.2004 den während des Flugzeugunglücks zuständigen Flugverkehrsleiter in dessen Haus. (Bild: S. Kouznetsov / Keystone)
Kalojew erhält schliesslich 5 1/4 Jahre Haft für das Tötungsdelikt. Das Bundesgericht bestätigt im November 2007 den reduzierten Schuldspruch des Obergerichts. Im Bild Kalojews Bruder Juri im Oktober 2005 vor dem Obergericht. (Bild: Walter Bieri / Keystone)

Am 1. Juli 2002 kollidieren zwei Flugzeuge über dem deutschen Überlingen am Bodensee. Auf das tragische Unglück folgt zwei Jahre später eine weitere Tragödie. – Ein Blick zurück. Bild: Feuerwehrleute versuchen den Brand an der Unfallstelle zu löschen. (Bild: Dirk Diestel / AP)

Nach dem Swissair-Absturz bei Halifax, dem Grounding der Swissair und den beiden Crossair-Dramen reisst die Unglücksserie in der Schweizer Luftfahrt nicht ab. In der Nähe von Überlingen kollidieren ein russisches Passagierflugzeug vom Typ Tupolew Tu-154 und eine Frachtmaschine der deutschen DHL, in 11 000 Metern Höhe über dem Bodensee. Ein Grund für das Unglück war ein Fehler des diensthabenden Fluglotsen der Skyguide. 71 Menschen kommen ums Leben.

24. Februar 2004

Vater ersticht Lotsen wegen des Unglücks von Überlingen

Der Ossete Witali Kalojew hat beim Unglück in Überlingen seine Frau und zwei Kinder verloren. Nun rächt er sich an der Person, der er die Hauptschuld gibt an seinem Verlust: Er ersticht den Fluglotsen Peter Nielsen, der in der verhängnisvollen Nacht Dienst hatte. Nach gerichtlichem Hin und Her setzt das Bundesgericht 2007 die Strafe auf fünf Jahre und drei Monate fest; verurteilt wird Kalojew wegen vorsätzlicher Tötung. Da er zwei Drittel der Strafe bereits abgesessen hat, wird er kurz darauf aus der Haft entlassen. Anfang 2008 wird er in der Republik Nordossetien zum stellvertretenden Minister für Bau und Architektur ernannt.

4. August 2018

Eine Ju-52 stürzt im Graubünden ab

Ein Flugzeug des Typs Junkers Ju-52 der Ju-Air ist am Samstagnachmittag beim Piz Segnas oberhalb von Flims abgestürzt. Dabei kam alle 17 Passagiere sowie drei Crew-Mitglieder ums Leben.

Die Dübendorfer Ju-Air verfügt vorerst über keine flugfähige Ju-52 («Tante Ju») mehr. Die Zukunft des Vereins ist damit weitgehend ungewiss.
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Der Flugbetrieb der Ju-Air, die zum Verein der Freunde der Schweizerischen Luftwaffe gehört, ist trotz einem kurzen Comeback nur zwei Wochen nach dem verheerenden Absturz nun schon seit November 2018 gegroundet.
Am 12. März 2019 gibt das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) bekannt, dass es der Ju-Air die Genehmigung für kommerzielle Passagierflüge entziehen wird. Bild: Blick in den Passagierraum der Ju-52.
Oldtimerflugzeuge vom Typ Ju-52, hier vor der Wiederaufnahme des Flugbetriebes am 17. August, dürfen wieder Passagiere befördern. Doch das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) hat Bedingungen gestellt: Die Flugzeuge müssen eine Flughöhe einhalten, die über der gesetzlichen Mindestflughöhe liegt.
Der Flugzeugabsturz der Ju-Air am Piz Segnas GR geht als einer der schlimmsten Unfälle in die Schweizer Aviatikgeschichte ein. Ein Ausflug mit der Ju-52 «HB-HOT» ins Tessin hat für alle 20 Insassen tödlich geendet. Beim Vorbeiflug am Martinsloch stürzte das Flugzeug auf der Rückreise am 4. August 2018 an der Westflanke des Piz Segnas ab.
Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) hat Abklärungen dazu begonnen, was den Absturz des Oldtimerflugzeugs verursacht haben könnte. Der Luftraum über dem Unfallgebiet an der Westflanke des Piz Segnas bleibt weiterhin gesperrt. Zugelassen sind einzig Flüge für Bergungsarbeiten (6. August 2018).
Die Oldtimer-Flüge mit der «Tante Ju», wie die Maschine genannt wird, waren in der Schweiz beliebt. Mehr als 14 000 Passagiere hat die Fluggesellschaft Ju-Air in 35 Jahren bei Rundflügen über die Alpen geflogen. Die in den 1930er Jahren bei Junkers im deutschen Dessau entwickelte Maschine Ju-52 war einst als Passagierflugzeug und Transporter im Einsatz. Von dem Flugzeug gab es mehrere tausend Exemplare.
Der militärische Einsatz ist bereits bei der Entwicklung mitberücksichtigt worden. – Tiefflug einer Ju-52 über ein Pferdegespann von deutschen Soldaten 1943 in Russland.
Beim Luftangriff auf Warschau stand die Ju-52 als Bomber im Einsatz. Später wurde sie als Transportflugzeug genutzt. – Eine Ju-52 mit seitlichem Maschinengewehr-Stand 1942 über Nordafrika.
Gerne ist die Ju-52 von der Wehrmacht für den Transport von Fallschirmjägern verwendet worden – hier im Mai 1944 an einem nicht näher bekannten Ort.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie vom spanischen Hersteller Casa weiter in Lizenz gebaut. Heute gibt es weltweit noch eine Handvoll flugfähige Maschinen dieses Typs.
Anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums der Ju-Air kam es 2007 zum Formationsflug von sechs Ju-52 über dem Flugplatz Dübendorf, vier davon von der Ju-Air sowie je einer aus Frankreich und Deutschland.
Die Ju-52 gilt als extrem robust, sie kann notfalls selbst nach dem Ausfall von zwei Triebwerken mit einem Motor weiterfliegen. Die Ju-Air in Dübendorf besitzt nun noch eine Ju-52, die nicht mehr fliegen, sondern als Museumsstück dienen soll.

Die Dübendorfer Ju-Air verfügt vorerst über keine flugfähige Ju-52 («Tante Ju») mehr. Die Zukunft des Vereins ist damit weitgehend ungewiss.

Walter Bieri / Keystone