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Auf dem Weg zum papierlosen Unterricht

Noch hat das AMG rund 10.000 Lehrbücher auf Lager. Doch wegen der Digitalisierung könnten es in einigen Jahren deutlich weniger sein. Anzeichen dafür gibt es schon.

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Herr der Bücher: Thomas Orth im Lernmittellager des AMG. Rund 10.000 Schulbücher stapeln sich hier in den Ferien.   Foto: Stix

Herr der Bücher: Thomas Orth im Lernmittellager des AMG. Rund 10.000 Schulbücher stapeln sich hier in den Ferien.   Foto: Stix

Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu, die Schulbücher sind abgegeben. Egal ob Geschichte, Politik, Mathe, Deutsch, Sprachen, Religion - kaum ein Fach kommt ohne in Buchform gebundene Lehr- und Lernmaterialien aus.

Durchschnittlich zehn Schulbücher benötigt jeder Schüler des Albertus-Magnus-Gymnasiums (AMG) in Friesoythe pro Schuljahr. Thomas Orth ist sich allerdings nicht sicher, wie lange das so weitergeht. „Ich habe noch zwölf Jahre vor mir“, sagt der Lernmittelbeauftragte des AMG. "Ob ich dann noch Bücher ausleihen werde, weiß ich nicht."

Verlage haben Digitalausgaben standardmäßig im Programm

Orth hat guten Grund für seine Skepsis, denn so langsam steigen Schulbuchverlage und Schüler auf digitale Ausgaben um. "Bei den Schülern ist das momentan nur eine Hand voll", sagt Orth. "Aber es werden mehr."

Die Verlage hingegen haben Digitalausgaben inzwischen standardmäßig im Programm. Für einen Euro mehr kann die Schule neben dem gedruckten Buch auch eine elektronische Ausgabe erwerben. "Das machen wir derzeit für die fünften Klassen", sagt Orth. "Geplant ist es auch für die sechsten." Zudem testen "Pioniere" in allen Jahrgängen das Angebot. Die Kosten dafür tragen die Eltern. Sie müssen für die Lernmittel ohnehin 60 Euro pro Schuljahr bezahlen. Für die digitalen Ausgaben kommt dann nochmals ein Euro pro Buch hinzu.

Umstieg von analog auf digital klappt nicht immer reibungslos

Die Rückmeldung sei durchaus positiv, sagt Schulleiter Peter Stelter. "Viele Kinder lassen das gedruckte Buch in der Schule und lernen zu Hause mit dem E-Book."   

So ganz reibungslos allerdings verläuft der Umstieg von analog auf digital bei den Lehr- und Lernmitteln nicht. „Die Verlage haben oft eigene App-Systeme“, bedauert Orth. „Die Bücher liegen also nicht einfach als E-Pub oder PDF vor, sondern in speziellen Formaten.“

"Es kommt auch vor, dass die Installation des Schulbuches einfach nicht funktioniert."

Thomas Orth, Lernmittelbeauftragter

Für ihn bedeute das, dass er viele verschiedene Installationsanleitungen schreiben müsse, damit Eltern und Schüler die digitalen Schulbücher auf den unterschiedlichen Geräten installieren können. Denn noch nutzen die Schüler eigene Tablets oder Notebooks, die sich naturgemäß in Soft- und Hardware voneinander unterscheiden. "Da kommt es auch vor, dass die Installation des Schulbuches einfach nicht funktioniert", sagt Orth.

Für Schulleiter Peter Stelter ist das eine Hürde auf dem Weg zum "papierlosen Unterricht". "Wir haben da eine Diskrepanz zwischen der Lernmittelfreiheit einerseits und der Idee, dass jeder Schüler, wie etwa bislang beim Taschenrechner, sein eigenes Gerät mitbringt", sagt der Pädagoge. "Derzeit überlegen wir mit dem Landkreis zusammen, wie man das auflösen kann." Wichtig sei ihm, dass keine sozialen Ungleichheiten entstehen. Andererseits sei es auch nicht möglich, für jeden Schüler beispielsweise ein iPad Pro zur Verfügung zu stellen.

Gedruckte Bücher sollen nach drei Jahren ersetzt werden

Einen großen Vorteil allerdings bietet das digitale Schulbuch durchaus. Gedruckte Schulbücher sollen ersetzt werden, wenn sie drei Jahre lang ausgeliehen wurden. "Da geht es vor allem um die Abnutzung", sagt Orth. Allerdings werden die Bücher unterschiedlich belastet. Wörterbücher etwa halten vier Jahre durch, andere nur zwei. Bei digitalen Versionen stellt sich das Problem nicht. Hier kann eine Lizenz so oft verwendet werden, bis das Buch aktualisiert wird. Das spart Anschaffungskosten und ist umweltfreundlicher.

Wie erfolgreich das Digitalisierungsprogramm ist, könne man erst Anfang des kommenden Schuljahrs sehen, sagt Ort. "Dann wissen wir, wie viele der bisherigen Fünftklässler und der Pioniere in den anderen Jahrgängen dabeibleiben, wie viele abspringen und ob neue hinzukommen." Das Lager mit den gedruckten Büchern jedenfalls ist derzeit noch bis unter die Decke gefüllt.

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