Arbeitssicherheit beim Pipettieren

  20.09.2023Kategorie Wissen & How-To, Wissenschaft

Das Pipettieren ist eine der häufigsten und sich am meisten wiederholenden Tätigkeiten in Laboren weltweit. Daher ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken sowie Techniken und Hilfsmittel zur Risikominderung zu kennen. Welche Faktoren sollten Sie neben Handschuhen und Schutzbrille noch berücksichtigen, damit das tägliche Pipettieren sich nicht auf Ihre Gesundheit auswirkt? Haben Sie schon mal etwas von RSI oder MSD gehört? In diesem Blogbeitrag zeigen wir Ihnen, wie Sie mit einfachen Maßnahmen und der richtigen Pipettenwahl lange und gesund arbeiten können.

Muskuloskelettale Beschwerden (MSB) und Repetitive-Strain- Injury-Syndrom (RSI)

Ergonomie ist “die Lehre von der Anpassung der Arbeit an den Arbeiter“1. Mangelnde Ergonomie kann zu Muskuloskelettale Beschwerden (MSB) wie Verletzungen von Muskeln, Nerven, Sehnen, Bändern, Gelenken, Knorpeln oder Bandscheiben führen.
Repetitive-Strain-Injury-Syndrom (RSI) ist eine Unterart der MSB verursacht durch wiederholte Beanspruchung und hohe Belastung. Es kann sehr schmerzhaft und manchmal auch chronisch sein. Beim Pipettieren muss daher auf Schmerzen in Händen, Ellbogen und Schultern geachtet werden. “Fachkräfte im Labor verbringen durchschnittlich zwei Stunden pro Arbeitstag und somit mehr als 400 Stunden pro Jahr mit Pipettieren.”, so die Expertin Marianne Bjorksten. Sie kam zu dem Schluss, dass mehr als 1,3 Stunden pro Tag das Verletzungsrisiko erhöhen.2

So beugen Sie RSI vor

Das RSI-Syndrom kann durch ergonomische Arbeitsweisen und Hilfsmittel vermieden werden. In dieser Broschüre geben wir hierzu Tipps und Anleitungen und stellen wichtige Thermo Scientific Produkte vor, die das Verletzungsrisiko verringern.

Die 4 größten Risikofaktoren beim Pipettieren

  1. Umgebung – positionieren Sie alles, was Sie für Ihre Arbeit brauchen so, dass eine korrekte Körperhaltung möglich ist
  2. Körperhaltung – nutzen Sie geeignete Hilfsmittel für die richtige Körperhaltung
  3.  Kraft – reduzieren Sie den Kraftaufwand zum Anbringen und Abwerfen der Spitzen sowie für den Pipettiervorgang selbst
  4. Wiederholung – verringern Sie die Anzahl der Pipettierbewegungen

Körperhaltung und Arbeitsumgebung

Pipettiervorgänge werden in einer Vielzahl von Anwendungen und Arbeitsumgebungen durchgeführt. Sie können am Labortisch, in einer biologischen Sicherheitswerkbank, in einem Reinraum oder anderen Arbeitsbereichen erfolgen. Um eine Überbelastung zu vermeiden, ist es wichtig, in jeder Umgebung eine gute Körperhaltung einzunehmen.

Acht Tipps zur Verringerung der Risikofaktoren

  1. Legen Sie nach 20 bis 30 Minuten Pipettieren jeweils eine Pause von 3 bis 5 Minuten ein.
  2. Richten Sie den Arbeitsbereich so ein, dass Sie mit den Armen nahe am Körper arbeiten können.
  3. Verwenden Sie kürzere Pipetten
  4. Benutzen Sie Pipetten, die bequem in der Hand des Anwenders liegen
  5. Benötigte Proben und Instrumente sollten leicht und einfach erreichbar sein
  6. Benutzen Sie flache Abfallbehälter für gebrauchte Spitzen
  7. Verwenden Sie Anti-Ermüdungsmatten, wenn Sie längere Zeit stehen müssen.
  8. Nutzen Sie zum Sitzen einen verstellbaren Hocker oder Stuhl

Kraft und Wiederholung

Kraft

Pipettieren ist eine kraftaufwändige Tätigkeit. Manuelles Pipettieren erfordert Kraft zum Aufsetzen und Abwerfen der Spitzen, Herunterdrücken, Halten, Ansaugen und Abgeben. Dies kann die Muskeln und Gelenke von Schultern, Unterarm, Handgelenk und Fingern belasten.

Bewegungen, die zu Muskelschmerzen führen können:

  • Aufsetzen der Spitzen
  • Abwerfen der Spitzen
  • Mehrfache Arm-/Handbewegungen
  • Beugen und Strecken des Daumens
  • Bewegung des Pipettenkolbens
  • Greifen/Festhalten der Pipette

Empfehlungen zur Verringerung des Kraftaufwandes:

  • Pipetten regelmäßig reinigen und fetten
  • Verwenden Sie Pipettenspitzen, die genau passen und sich leicht abwerfen lassen
  • Minimaler Kraftaufwand beim Aufsetzen der Pipettenspitzen
  • Verwenden Sie manuelle Pipetten mit leichtgängigen Kolben
  • Wählen Sie eine Pipette, die gut in Ihrer Hand liegt
  • Nutzen Sie elektronische Pipetten, wenn Sie mit mehr als fünf Mikrotiterplatten pro Tag arbeiten
  • Minimieren Sie die Belastung des Daumens durch die Verwendung elektronischer Pipetten mit Zeigefingerbedienung und elektronischem Spitzenabwurf

Wiederholung

Pipettieren ist eine sich wiederholende Tätigkeit. Wenn Sie die Anzahl der Pipettierbewegungen und -wiederholungen reduzieren, verringert sich das Verletzungsrisiko.

Tipps zur Reduzierung von Wiederholungen:

  • Nutzen Sie zum Mischen oder Aliquotieren eine elektronische Pipette mit Mischfunktionen.
  • Verwenden Sie eine Mehrkanalpipette für große Aliquotierungsaufgaben.
  • Nutzen Sie 16-Kanal-Pipetten oder Modelle im 384er-Format für den Einsatz mit 384er-Mikrotiterplatten.
  • Verwenden Sie elektronische Pipetten mit Mehrfachdispensierfunktion, wenn Sie mit mehr als fünf Mikrotiterplatten pro Tag arbeiten.
  • Erstellen Sie Programme für Ihre am meisten genutzten Protokolle auf ihrer elektronischen Pipette.
  • Nutzen Sie für den Probentransfer zwischen verschiedenen Gefäßformaten eine Pipette mit verstellbarem Spitzenabstand anstatt einer Einkanalpipette.
  • Vermeiden Sie unnötigen Aufwand wegen abfallender oder undichter Spitzen indem Sie perfekt aufeinander abgestimmte Pipetten und Spitzen verwenden.
  • Denken Sie über den Einsatz eines automatisierten Liquid-Handling-Systems oder Reagenziendispensers nach, wenn Sie mit 10 bis 50 Mikrotiterplatten pro Tag arbeiten.

Fazit

Nutzen Sie aufeinander abgestimmte Systeme

Optimaler ergonomischer Komfort und bestmögliche technische Leistung lassen sich nur durch ein perfekt aufeinander abgestimmtes System aus Pipette und Spitze erreichen. Thermo Fisher Scientific bietet beispielsweise mit dem Thermo Scientific ClipTip Pipettiersystem und dem Thermo Scientific Finnpipette Pipettiersystem zwei solche Pipettiersysteme an.

Thermo Scientific ClipTip Pipettiersystem

Das ClipTip Pipettiersystem nutzt ein Verschlusssystem, das sowohl ein sicheres Aufnehmen der Spitzen mit vollständiger Abdichtung als auch ein leichtes Abwerfen mit jeweils minimalem Kraftaufwand ermöglicht.

  • Sehr geringer Kraftaufwand zum Aufnehmen und Abwerfen der Spitzen
  • Einfaches Einrasten nur mit einer leichten Berührung
  • Vollständige Abdichtung jedes Kanals – keine losen Spitzen
  • Jederzeit reproduzierbare Ergebnisse – auch bei verschiedenen Anwendern

Thermo Scientific Finnpipette Pipettiersystem

Die ergonomisch gestalteten Thermo ScientificTM FinnpipettenTM bilden mit den Thermo Scientific Finntip Flex Spitzen ein zuverlässiges System mit hohem Bedienkomfort und optimaler Leistung.

  • 120° einstellbare Fingerstütze für komfortable Bedienung mit rechts und links
  • Lautlose, leichtgängige Volumeneinstellung
  • Soft-Touch-Spitzenabwurf
  • Finntip Flex Pipettenspitzen mit weichem Kragenrand – verringern den benötigten Kraftaufwand beim Spitzenabwurf

Vermeiden Sie Wiederholungen

Wiederholtes tägliches manuelles Pipettieren, insbesondere mit verschiedenen Gefäßtypen, erfordert eine hohe Anzahl an Pipettierbewegungen. Der Umstieg von manuellen auf elektronische Pipetten oder automatisierte Dispenser kann die Anzahl der Wiederholungen deutlich reduzieren, den Anwenderkomfort verbessern und das Risiko für Überlastungssymptome senken. Mit einer elektronischen Pipette wie der Thermo Scientific E1-ClipTip kann Pipettieren eine bequeme, sichere und angenehme Tätigkeit sein, bei der Ihr Daumen wieder entspannen kann dank ergonomischer Elemente wie:

  • Thermo Scientific ClipTip Verschlusstechnologie
  • Elektronische Zeigefingerbedienung und elektronischer Spitzenabwurf, um die Belastung zu minimieren
  • Verstellbare Fingerstütze – ermöglicht eine optimale Pipettierhaltung für Rechts- und Linkshänder
  • Schwenkbares Display für optimale Sicht und neutrale Pipettierposition in jeder Arbeitsumgebung
  • Multidispensierfunktion – reduziert die Anzahl der Wiederholungen

 

Mit den Thermo Scientific E1-ClipTip Equalizer Pipetten mit verstellbarem Spitzenabstand können Sie Probentransfers zwischen beliebigen Röhrchen, Racks, Mikrotiterplatten und horizontalen Elektrophoresekammern ganz einfach durchführen. Durch den verstellbaren Spitzenabstand können Sie den Abstand zwischen den Spitzen durch einfaches Verschieben der Skala auf den gewünschten Wert ändern. Dies erspart unnötige Wiederholungen bei Mehrfachanwendungen.

Pipettieren Sie mit geringstmöglichem Kraftaufwand

Wählen Sie ergonomische Pipetten, die gut in der Hand liegen und wenig Kraft zum Pipettieren erfordern. Das Zusammenspiel aus leichtem Griff, leichtgängigem Kolben, einfacher Spitzenaufnahme und Spitzenabwurf ohne großen Kraftaufwand verringert die Belastung und damit das RSI-Risiko.

Verpassen Sie nicht den zweiten Teil unseres Blogbeitrags zum Thema Sicherheit beim Pipettieren – darin geht es um die Probensicherheit. Wir zeigen Ihnen, wie sie Probenverluste und unnötige Wiederholungen wegen Pipettierfehlern vermeiden können.

💻 Einladung zum Webinar

Weitere Einblicke zu diesem Thema erhalten Sie im Webinar von Thermo Fisher Scientific am 11. Oktober 2023 um 10:00 Uhr.

 

Weitere Informationen

Dieser Blogbeitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Firma Thermo Fisher Scientific. Quelle aller Bilder: Thermo Fisher Scientific

Entdecken Sie die aktuellen Aktionsangebote für das ClipTip System auch in unserem Online-Shop.

Weitere Informationen zum ClipTip System von Thermo Fisher finden Sie in dieser Broschüre.

Wenn Sie Muster der Produkte wünschen, sprechen Sie uns gerne an!

Quellen

1: Occupational Safety and Health Administrations (OSHA), Federal and State Programs

2: Bjorksten, Almby und Jansson; ‘Hand and shoulder ailments among laboratory technicians using modern plunger-operated pipettes’ 1994. Dreißig Minuten ununterbrochenes Pipettieren kann zu zunehmenden Beschwerden an der Hand führen: David, Buckle; A questionnaire survey of the ergonomic problems associated with pipettes and their usage with specific reference to work-related upper limb disorders. Applied Ergonomics. 1995; 28 (4): 257-62. In typischen Labors können täglich Tausende von Pipettiervorgängen durchgeführt werden.

 

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