Eschenbach
18.09.2020 - 14:58 Uhr

"Sonntagsspaziergang" im Museum "Beim Taubnschuster"

Der Sonntag war früher der einzige arbeitsfreie Tag in der Woche, wo man bei schönem Wetter mit der Familie einen Spaziergang unternehmen konnte. Die derzeitige Ausstellung des Heimatvereins widmets sich auch dieser Freizeitbeschäftigung.

von hev
Stolz führt der Eschenbacher Familienvater Josef Ott seine Kinderschar aus, während die Mutter wahrscheinlich mit Haushaltspflichten beschäftigt ist.

Heute wäre ein Spaziergang in der Grafenwöhrer Straße wegen des starken Verkehrs ein lebensgefährliches Unterfangen. In der Nachkriegszeit war der "Promenadenweg" ein beliebter Spazierweg für die ganze Familie. Der Weg wurde Anfang der 1950er Jahre ausgebaut. Auch Schulklassen waren an der Sanierung des Wegs beteiligt. Die Kinder zogen mit Spaten und Hauen hinaus und gruben in den sandigen Hang einen schmalen Steig, der bis heute gut begehbar ist.

Selbst Besucher hat man dorthin geführt, um ihnen einen Blick in den Truppenübungsplatz zu ermöglichen. Da die Bäume noch nicht so hoch waren, konnte man den Schießbetrieb auf dem Truppenübungsplatz gut verfolgen.

Bei guter Sicht war auch der Turm der Pappenberger Kirche zu erblicken. Am Ende des Weges oberhalb von Kleinkotzenreuth wartete eine Einkehr beim Löw Toni und seiner Klara im Gasthaus Obersee, wo sich alle bei einer kräftigen Brotzeit stärken und sich die Kinder auf der großen Hutschn im Garten vergnügen konnten. Selbst Jugendliche, damals noch mit Anzug und Krawatte, fanden am Sonntagnachmittag Gefallen an der Hutschn beim Löw Toni.

Will man den Weg in seiner gesamten Länge von knapp vier Kilometern erwandern, muss man an der Stegenthumbacher Straße kurz nach der Kuppe beginnen, an der man früher zur Brücke über den Einschnitt der Eisenbahnlinie Eschenbach – Kirchenthumbach kam. Am Einstieg zum Promenadenweg befindet sich die Quelle, die bis 1955 für die Bewohner von Apfelbach einen Teil der Wasserversorgung abdeckte. Zwischen der Auffahrt nach Breitenlohe und dem Beginn des Promenadenwegs am Hang kann man noch den ehemaligen Steinbruch von Baumeister Karl Luber ausfindig machen, aus dem 1906 die Sandsteine für den Bau des Turms der Bergkirche gebrochen wurden.

In der derzeitigen Ausstellung des Heimatvereins "Nach der Arbeit – Die Freizeit unserer Großeltern" ist auch eine Ausstellungswand dem Sonntagsspaziergang gewidmet. Außerdem kann der neue Film von Robert Neuber "Ackerbürger, Blues und Zoiglbier" angesehen werden, der die Aktivitäten des Heimatvereins in den vergangenen Jahren dokumentiert und dabei viele Eschenbacher zu Wort kommen lässt. Am kommenden Sonntag sind das Museum "Beim Taubnschuster", der Innenhof und der schöne Bauern- und Kräutergarten wieder von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Das Museumscafé bleibt dagegen geschlossen.

Eschenbach18.09.2020
Selbst Jugendliche, damals noch mit Anzug und Krawatte, finden am Sonntagnachmittag Gefallen an der Hutschn beim Löw Toni.
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