Neusorg
23.07.2021 - 13:04 Uhr
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Sanierung der Media-Brache in Neusorg könnte 20 Jahre dauern

Diplomökologin Dr. Christine Weyer gab in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Neusorg zur Grundwassersanierung im Gewerbepark Media einen Sachstandsbericht. Ihr Fazit ist ernüchternd.

Ein Bild aus vergangenen Tagen: Die Media-Brache prägte lange Zeit das Ortsbild Neusorgs. Mittlerweile ist dieser Teil der ehemaligen Fabrik abgerissen.

Erneut stand die Grundwassersanierung im Gewerbepark Media auf der Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung. Mit einem Sachstandbericht informierte Diplomökologin Dr. Christine Weyer vom Umweltbüro Rupp Bodenschutz aus Schenkenhof (Neustadt am Kulm) im Detail zur Bodenluftsanierung auf dem Gelände der ehemaligen Besteckfabrik des Porzellanherstellers Rosenthal.

Nach den Worten von Bürgermeister Peter König sei es das Ziel, "mit einer Grundwassersanierung wieder eine intakte Natur herzustellen". Wie die Diplomökologin erläuterte, sei eine "erhebliche leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffbelastung im Boden und im Grundwasser" festgestellt worden. Bereits vor zehn Jahren seien Detailuntersuchungen erfolgt. Christine Weyer verwies auf die insgesamt 13 Grundwassermessstellen bis zu einer Tiefe von 23 Metern. Sie erläuterte die Ausgangssituation zur Sanierungsstrategie der ungesättigten Bodenzone im Schadensbereich mit einer Bodenluftanlage.

Ziel noch nicht erreicht

"Auch wenn bereits Maßnahmen unternommen wurden, ist das Sanierungsziel noch nicht erreicht", sagte Christine Weyer. Anhand von Diagrammen verdeutlichte sie die zeitliche Entwicklung in der Bodenluft. Eine Sanierungsdauer sei in Abhängigkeit vom Schadstoffverlauf nicht vorhersehbar und könne bis zu 20 Jahre in Anspruch nehmen.

Seit Beginn der Sanierungsmaßnahme belaufe sich die Menge des ausgetragenen leichtflüchtigen Halogenkohlenwasserstoffs (LHKW) auf circa 1900 Kilogramm. Auch wenn ein Rückgang der LHKW-Konzentration im weiteren Abstrom zu verzeichnen sei, sei dennoch kein Rückgang im Schadenbereich festgestellt worden. Mit weiteren Details erläuterte die Diplomökologin eine Bodenluftsanierung sowohl im südlichen als auch im nördlichen Bereich des Sanierungsgebietes. Ergänzend zu ihrem Sachstandsbericht stellte sie eine Bodenluftsanierungsanlage der Firma Züblin und deren Funktionsweise dar. Das Gremium zeigte sich beeindruckt und nahm die Fülle an Detailinformationen zur Kenntnis.

Neue Berechnungen

Ein Vergleich der Verbesserungsbeiträge des Mischwasserkanals in der Luisenburg- und der Hauptstraße ergab dieselben Beitragssätze wie in der ursprünglichen Berechnung 2016. Unverändert bleiben auch die in der Junisitzung beschlossenen Verbesserungsbeiträge zur Erneuerung des Mischwasserkanals in der Valentin-Kuhbandner-Straße. Anlass für die jetzt erstellte Vergleichsberechnung war eine Frage aus dem Gemeinderat in der Junisitzung, warum die Verbesserungsbeiträge für die Erneuerung des Mischwasserkanals in der Luisenburg- und der Hauptstraße 2016 mit einer Aufteilung der Gesamtkosten von jeweils 50 Prozent bei der Schmutzwasser- und der Niederschlagswasserableitung kalkuliert wurden. Bei der Erneuerung des Mischwasserkanals in der Valentin-Kuhbandner-Straße wurden die Verbesserungsbeiträge zu zwei Drittel auf die Schmutzwasser- und zu einem Drittel auf die Niederschlagswasserableitung festgelegt.

Für die Verwaltung ergab sich, dass die Vergleichsberechnung für die Luisenburg- und Hauptstraße 2016 richtig war und jetzt lediglich ein anderer Rechenweg angewandt wurde. Es ergeben sich dieselben Beitragssätze wie ursprünglich mit 64 Cent pro Quadratmeter Geschoss- und 9 Cent pro Quadratmeter Grundstücksfläche.

Bei der Berechnung für die Valentin-Kuhbandner-Straße erfolgte eine Berichtigung: Im Nachgang wurde festgestellt, dass bei der Ermittlung der Verbesserungsbeiträge zunächst der Straßenentwässerungsanteil und erst im Anschluss die abteilige Zuweisung abzuziehen ist. Es ergaben sich dennoch keine Veränderungen bei der in der Junisitzung beschlossenen Beitragssätze mit 60 Cent pro Quadratmeter Geschoss- und 9 Cent pro Quadratmeter Grundstücksfläche. Diese beiden Punkte standen unter Informationen auf der Tagesordnung.

Weitere Themen in der Gemeinderatssitzung waren:

  • Grüngut: Einstimmig hat das Gremium die Satzungsänderung zur Grüngutentsorgung beschlossen. Denn in der Junisitzung wurden auf Antrag der CSU-Fraktion die Öffnungszeiten der Grüngutanlieferungszeiten vom 15. März bis 30. November festgelegt. In der Neufassung wurden Zuwiderhandlungen aufgenommen und die Höhe der Geldbuße festgelegt. Bei einer Anlieferung von Grüngut eines Neusorgers ohne Berechtigungsschein wird ein Geldbuße von 100 Euro zuzüglich der jeweiligen Grüngutgebühr fällig, bei einer Anlieferung eines Auswärtigen beträgt die Geldbuße 200 Euro. Zudem wird ab der kommenden Saison das Kfz-Kennzeichen zur Nachverfolgung im Berechtigungsschein mit aufgenommen. Die Satzungsänderung tritt zum 1. August in Kraft.
  • Sanierung des Ärztehauses: Wie Bürgermeister Peter König informierte, hat die Regierung der Oberpfalz für die energetische Sanierung des Ärztehauses Mittel aus der Städtebauförderung in Aussicht gestellt. Kommendes Jahr könne mit der geplanten Sanierungsmaßnahme begonnen werden.
  • Bodenrichtwerte: Bei den vom Gutachterausschuss beim Landratsamt neu festgelegten Bodenrichtwerten für Bauland und landwirtschaftliche Nutzflächen ergaben sich für das Gebiet der Gemeinde neue Werte: in Neusorg 41 Euro; für das Baugebiet „Neusorg-West“ 62 Euro; für Riglasreuth 25 Euro; für die weiteren Ortsteile Wernersreuth, Weihermühle und Schwarzenreuth 20 Euro; für Außenbereichsanlagen und Streusiedlungen 10 Euro und für landwirtschaftliche Nutzflächen 3,40 Euro.
  • Urnengrabfeld: Bei einer im September vorgesehenen Sitzung des Haushalts- und Finanzausschusses sollen Planung, Finanzierung und Umlage der Unterhaltskosten zur Gestaltung eines neuen Urnengrabfeldes erörtertet sowie weitere Alternativen in Betracht gezogen werden.
Neusorg21.07.2021
Das Sanierungsziel ist noch nicht erreicht, erklärte die Diplomökologin Dr. Christine Weyer vom Umweltbüro Rupp Bodenschutz in ihrem Sachstandsbericht in der jüngsten Gemeinderatssitzung zur Grundwassersanierung im Gewerbepark Media.
Info:

Geschichte der Media-Brache

  • Die gewerbliche und industrielle Nutzung des sogenannten Media-Geländes reicht zurück bis 1902: Auf der Fläche befanden sich zunächst ein Sägewerk und später eine Möbelfabrik.
  • Von 1957 bis 1998 war das Gelände im Eigentum der Fa. Rosenthal-Porzellan, die dort eine Besteckfabrik betrieb. Aus dieser Zeit stammt eine erhebliche Boden- und Grundwasserverunreinigung mit leichtflüchtigen Halogenkohlenwasserstoffen (LHKW) im Bereich der Entfettungsanlage und Galvanik der ehemaligen Besteckfabrik.
  • Nach der Insolvenz der Fa. Rosenthal 1998 war das Grundstück Eigentum der Media Einrichtungen
    GmbH, die auf dem Standort Möbel fertigte und im Jahr 2001/2002 ebenfalls Insolvenz anmeldete.
  • Bereits ab 1989 hat die Fa. Rosenthal eine Bodenluftabsaug- und Grundwasserreinigungsanlage betrieben, die im weiteren Verlauf von wechselnden Grundstückseigentümern freiwillig fortgeführt wurden.
  • Wegen Insolvenz der jeweiligen Eigentümer kam es zu Unterbrechungen und schließlich 2007 zur
    Einstellung der Sanierung.
  • Da der Sanierungszielwert überschritten wurde, forderte das Landratsamt die zwischenzeitlich nicht mehr ortsansässige verursachende Fa. Rosenthal zur Wiederaufnahme der Sanierung auf.
  • Durch die erforderliche Neuinstallation eines Stromanschlusses auf dem Grundstück des insolventen Eigentümers traten unerwartete versicherungstechnische und haftungsrechtliche Fragen auf, die
    zu weiteren Verzögerungen führten.
  • Unmittelbar vor dem Neustart der Sanierung ging die Fa. Rosenthal 2009 ebenfalls in die Insolvenz.
    Das Betriebsgrundstück fiel nicht in die Insolvenzmasse, da es die Verursacherin lange vor der Insolvenzeröffnung verkauft hatte. Das Zwangsverwaltungsverfahren gegen den letzten Grundstückseigentümer wurde bereits zu einem früheren Zeitpunkt aufgehoben, die Verwaltung fiel auf den insolventen Eigentümer zurück.
  • Im Juli 2016 erwirbt die Gemeinde Neusorg das Grundstück. Die Regierung der Oberpfalz gibt eine Förderzusage in Höhe von 80% der zuwendungsfähigen Kosten. Die Gesamtkosten der Abriss- und Revitalisierungsmaßnahme belaufen sich auf 1.113.405 Euro.
  • Die öffentliche Ausschreibung der Abbrucharbeiten erfolgte im Herbst 2016. Die Leistungen umfassten eine überbaute Fläche von ca. 3200 Quadratmetern mit ca. 27.000 Kubikmetern umbautem Raum.
    Ende Oktober 2016 wurden die Leistungen an die Firma Plannerer Pullenreuth vergeben. Mit den Dekontaminations- und Entkernungsarbeiten wurde noch im November 2016 begonnen.
    Die eigentlichen Abbrucharbeiten wurden im Februar 2017 ausgeführt. (Quelle: www.altlasten-bayern.de, GAB Kompakt)

Zwei Hallen hat die Gemeinde wieder veräußert, wie Bürgermeister Peter König berichtet: an die Firmen ASF und Mansory. Seit 2017 heißt die ehemalige Brache "Gewerbepark Media".

"Auch wenn bereits Maßnahmen unternommen wurden, ist das Sanierungsziel noch nicht erreicht."

Diplomökologin Dr. Christine Weyer zur Grundwassersanierung im Gewerbepark Media

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