Sulzbach-Rosenberg
31.07.2022 - 09:11 Uhr
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Ökumenischer Gottesdienst mit Bischof Bedford-Strohm: "Annabergfest als Lebensquell"

Obwohl am Ende ein Wolkenbruch die Kirchgänger nass machte: die Plätze vor dem Freialtar waren gut besetzt, als unter festlichen Klängen des evangelischen Posaunenchors Bischof Bedford-Strohm über Orientierung in schweren Zeiten sprach.

Begründet wurde die Anna-Wallfahrt von Herzog Christian August, der nach den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges vom evangelischen zum katholischen Glauben konvertierte, aber immer für Toleranz eintrat. So hat der Annaberg auch einen evangelischen Anteil, stellte Dekan Karlhermann Schötz im ökumenischen Gottesdienst am Freitagabend fest.

Dr. Heinrich Bedford-Strohm predigte über Matthäus 11, 2-6. Dort wird berichtet, dass Johannes im Gefängnis von den Werken Christi hörte und ihn fragen ließ, ob er der Erlöser sei. Diese Frage, stellte der Landesbischof fest, sei der Ausdruck des Rufs nach Orientierung. Gerade auch heute, angesichts von Pandemie, Krieg und Inflation, suchen die Menschen nach dem richtigen Weg. Ein Fest, ein Lebensquell wie das Annabergfest, schenke den Menschen Kraft, um die aktuellen Herausforderungen anzusehen und anzupacken.

Lob für Sozialstation

Das helfe, wenn sie nach Orientierung für ihr Leben suchen und sich fragen, auf welchem Grund sie stehen: Was passt eigentlich noch? Was muss neu werden? Das fragte sich auch Johannes der Täufer, der die Menschen mit seiner radikalen Bußpredigt in den Bann zog. Er wollte einen Neuanfang, und das Zeichen dafür war die Taufe, das Untertauchen des ganzen Körpers, des ganzen Menschen im Jordan. Auch Jesus ließ sich von ihm taufen.

Jesus antwortete auf die Frage des Johannes, ob er der Erlöser sei: „Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt.“ Das, betonte Bedford-Strohm, ist genau die Orientierung, die die Menschen jetzt brauchen: „Wir können nicht beten und dann gleichgültig bleiben gegenüber der Not der anderen. Im Gebet bringen wir unsere eigene Not und die Not der anderen vor Gott. Und wir lassen uns anrühren von seiner Stimme und versuchen, barmherzig mit uns selbst und anderen zu sein.“ Deshalb strahlen Kirche und Diakonie die Liebe Christi selbst aus, indem sie in der Not bei den Menschen bleiben. In Sulzbach-Rosenberg werde diese Liebe seit Jahrzehnten von der Ökumenische Sozialstation ausgestrahlt.

Kirchgänger werden triefend nass

Dankbar war der Geistliche, der im Oktober 2023 sein Amt als bayerischer Landesbischof nach zwölf Jahren abgeben wird, dass Pfarrer und Gemeinde den Gottesdienst auf dem Annaberg in ökumenischer Geschwisterlichkeit feiern konnten, denn „Wie könnten wir den Auftrag Jesu erfüllen, ohne die Grenzen der Konfessionen zu überwinden!“ Schließlich gebe es keinen katholischen oder evangelischen Christus, sondern nur einen, der alle gemeinsam ruft. Er sei die Quelle für den Aufbruch, den alle ersehnen: „Christus ist mitten unter uns. Unsere Sehnsucht geht in Erfüllung.“

Die große Festgemeinde hatte während der mitreißenden Predigt dem Regen getrotzt, aber jetzt gaben doch einige Gläubige auf. Dekan Schötz freute sich trotzdem über den Wolkenbruch: „Wo Regen fällt, wächst Neues!“, und auch Pfarrer Mader fand für die himmlischen Sturzbäche eine Erklärung: „Johannes musste die Leute im Jordan untertauchen, damit sie einen neuen Aufbruch wagen. Wir hier am Annaberg werden vom Regen untergetaucht.“ Triefend nass, aber gestärkt und ermutigt brachen die Gläubigen auf.

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Sulzbach-Rosenberg27.07.2022
 

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