Sulzbach-Rosenberg
03.03.2024 - 15:46 Uhr
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Rauch und schmerzerfüllte Schreie: Sulzbach-Rosenberger Museumstag bietet Zeitreise ins Mittelalter

Ein Sarwürker, der Kettenpanzer herstellt. Ein Köhler mit seinem rauchenden Meiler. Ritter mit Folterwerkzeugen. Und eine Orgel zum Selberbauen. Das Stadtmuseum entführte seine Besucher auf eine lehrreiche Zeitreise ins Mittelalter.

Im Sulzbach-Rosenberger Stadtmuseum bekamen Besucher am Sonntag, 3. März, richtig was geboten – eine erlebnisreiche Zeitreise ins Mittelalter. Der historische Verein Stiber-Fähnlein und Mitglieder befreundeter historischer Gruppen hatten zusammen mit der Museumsleiterin Edith Zimmermann und dem Museumsförderverein mit viel Liebe und Akribie diesen Tag organisiert.

Schon im Eingangsbereich bekamen die Besucher gezeigt, mit welchen Techniken und Materialien vor Jahrhunderten in einer Seilerei gearbeitet wurde. Alte Handwerkstechnik setzte sich im Freiraum zum hinteren Gebäude mit der mittelalterlichen Färberei und einem Holzkohlenmeiler fort. Der Meiler der Köhlerfreunde Ebermannsdorf war definitiv ein Hingucker, längerer Aufenthalt in seiner Umgebung wurde dank des intensiven Rauchs mit dem unverkennbaren Bouquet des Köhlerparfüms in der Bekleidung belohnt.

Kräuter und Heilmethoden

An insgesamt 25 Stationen konnten sich die Besucher mit interessanten und vergessenen Handwerks- und Handarbeitstechniken beschäftigen. Viel Wissen über Kräuter und alte Heilmethoden wurden in der Apotheke weitergegeben, in der dieses Jahr auch ein Informationsstand des Schnaittenbacher Kräutergartens zu einem Besuch einlud. Neben Brau- und Kochkunst im Mittelalter gab es auch die Töpferei des Vereins Hrafninn-Sippe. So manche Kinder hätten gerne mit dem Vorsitzenden Alexander Schmid den Ton geknetet. Aber er konnte die Eltern trotz vieler Beteuerungen nicht überzeugen, dass Ton keine Flecken macht.

Es ist ein ausgestorbenes Handwerk: Der Sarwürker war im Mittelalter auf das Herstellen von Kettenpanzern spezialisiert. Das Wort stammt aus dem mittelhochdeutschen und setzt sich aus den Silben sar (Kriegsrüstung) und wührte (Verfertiger) zusammen. Es ist viel Geduld erforderlich, ein Kettenhemd anzufertigen, vor allem wenn jeder einzelne Ring auch noch einzeln vernietet wird. So mancher Besucher zog dann auch ein Kettenhemd über und konnte am eigenen Körper spüren, mit welchen Gewichten die Ritter damals umgehen mussten.

Grausame Folterwerkzeuge

Die Ritter von der Zarg aus Vilseck sind Spezialisten, was das Strafrecht im Mittelalter betrifft. Und sie hatten zahlreiche gar scheußliche Gerätschaften dabei, mit denen man einen Angeklagten überzeugen konnte, die Wahrheit oder die für die Kläger vermeintliche Wahrheit zu sagen. So mancher markerschütternde Schrei hallte durch das Museum, der ab und zu nur vom angenehmen Klang einer Orgel übertönt wurde.

Ihren ersten öffentlichen Auftritt bekam die Amberger Selbstbau-Orgel am Museumstag in Sulzbach-Rosenberg. Die aus 128 Teilen bestehende Orgel hatte Franz Meier, Heimat- und Kulturführer des Landkreises sowie Vorsitzender des Vereins „Projekt Orgel St. Martin Amberg e.V.“, mitgebracht. Das Instrument wurde im Rahmen des Kulturprogramms von Amberg für die Kinder- und Erwachsenenbildung gekauft und soll veranschaulichen, welche Komponenten nötig sind, um eine Orgel zum Erklingen zu bringen. Das Zusammenwirken von Luft (Blasbalg, Wind, Windlade), Tasten, Traktur, Pfeifen und Registern wird vor Augen geführt und so begreifbar gemacht.

Lieder von der Selbstbau-Orgel

Stadtheimatpfleger Markus Lommer ließ es sich nicht nehmen, die Orgel mit einem weltlichen Lied und einem kirchlichen Stück professionell zu bespielen und so deren einwandfreie Funktion zu demonstrieren.

Für Speis und Trank sorgte im Foyer des Rückgebäudes der Förderverein des Stadtmuseums. Daneben wurden am Stand der Arbeiterkameradschaft handbemalte Ostereier angeboten und damit auch zu den Aktivitäten während der Osterbrunnenzeit eingeladen. Infostände des Bergbau- und Industriemuseums Theuern, der Stadtführer Sulzbach-Rosenberg, der Jugendgruppe der Luftsportgruppe, des Bereichs Ahnenforschung und der Jura-Rangerin ergänzten die handwerklich orientierten Angebote.

Die Museumsrallye für Kinder ab sechs Jahren gehörte wie jedes Jahr zur Tradition des Museumstags. Ein Besucher fasste den abwechslungsreichen Museumtag in einem Satz zusammen: "Das lebendige Museum sollte eigentlich zu einer festen Einrichtung werden, nicht nur einmal im Jahr!"

 
 

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