Tirschenreuth
20.07.2021 - 15:38 Uhr
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Anfahrtszeit von Einsatzkräften: In einigen Kommunen genauer hinschauen

Zwölf Minuten – dieser Zeitraum spielt für den Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Nordoberpfalz eine große Rolle. In einigen Kommunen liegt die Anfahrtszeit der Einsatzkräfte aber häufig über dieser Schwelle.

Die Anfahrtszeit von Rettungsdienst und Feuerwehr zum Einsatzort war ein zentrales Thema bei der jüngsten Verbandsversammlung des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Nordoberpfalz.

Im Kettelerhaus in Tirschenreuth kamen jetzt die Vertreter des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Nordoberpfalz zusammen. Geschäftsführer Alfred Rast hatte umfangreiches Zahlenmaterial dabei, das er den Anwesenden - darunter Verbandsvorsitzender Landrat Andreas Meier (Neustadt/WN) sowie die Stellvertreter Landrat Roland Grillmeier (Tirschenreuth) und Oberbürgermeister Jens Meyer (Weiden) – präsentierte. Ein zentrales Thema der Sitzung war die Fahrzeit der alarmierten Einsatzkräfte.

Zu Beginn seiner Ausführungen erläuterte Alfred Rast, dass das Bayerische Rettungsdienstrecht keine verpflichtende Hilfsfrist kenne. In der Verordnung zur Ausführung des Bayerischen Rettungsdienstgesetzes sei allerdings geregelt, dass die Zuordnung von Gemeindegebieten zum Versorgungsbereich einer Rettungswache so erfolgen müsse, dass Notfälle in der Regel in zwölf Minuten erreicht werden können. "Damit ist die Anfahrtszeit gemeint", so Rast. Der Zeitraum von zwölf Minuten diene damit nur dazu, die Größe eines Versorgungsbereichs sowie den Standort der Rettungswache festzulegen. "Sie dient nicht dazu, den Durchführenden des Rettungsdienstes vorzuschreiben, wann sie am Einsatzort sein müssen", erläuterte Rast. Werde die Zwölf-Minuten-Fahrzeit in weniger als 80 Prozent der Fälle im gesamten Versorgungsbereich einer Rettungswache eingehalten, sei es Aufgabe des ZRF, die Strukturen zu optimieren.

In der konkreten Zahlenbetrachtung stellte Rast das Jahr 2020 dem Jahr 2017 gegenüber. Dabei, so schickte er voraus, müsse aber beachtet werden, dass es sich bei 2020 um ein Corona-Jahr mit weniger Einsätzen, aber einer höheren Auslastung der Rettungsmittel gehandelt habe. Als Vergleichsjahr sei 2017 gewählt worden, da es vor den Maßnahmen in Folge des TRUST-III-Gutachten liegt (Stellplatz in Griesbach ab Juli 2017, Verlegung der Rettungswache Neustadt zum 1. Januar 2018, Stellplatz in Wernersreuth zum 1. Oktober 2019).

Steigerung in Tirschenreuth

Insgesamt gab es 2020 im Rettungsdienstbereich Nordoberpfalz 17 229 Ereignisse (2017: 17 773), verteilt auf die Stadt Weiden mit 4 239 (2017: 4 488), den Landkreis Neustadt/WN mit 7 120 (2017: 7 250) und den Landkreis Tirschenreuth mit 5 870 (2017: 6 035) Ereignissen. Die Einhaltung der Fahrzeit liegt in der gesamten Nordoberpfalz bei 86,9 Prozent - und damit um 0,7 Prozent besser als noch 2017. In der Stadt Weiden beträgt die Fahrzeit-Einhaltung 96,6 Prozent (2017: 98 Prozent), im Landkreis Tirschenreuth 86,1 Prozent (2017: 80,8 Prozent) und im Landkreis Neustadt 81,8 Prozent (2017: 83,5 Prozent). Bei den insgesamt acht Rettungswachen im Dienstbereich fällt vor allem der Standort Eschenbach ins Auge, wo die Einhaltung der Fahrzeit nur bei 78,7 Prozent liegt (2017: 80,5 Prozent). Nur knapp über der 80-Prozent-Schwelle liegen die Rettungswachen in Kemnath mit 80,5 Prozent (2017: 83 Prozent) sowie Lohma mit 81,4 Prozent (2017: 85,7 Prozent). Durch die oben genannten strukturellen Änderungen war es gelungen, bei der Rettungswache Tirschenreuth die Einhaltung der Fahrzeit von 76,6 Prozent im Jahr 2017 auf 91,3 Prozent im Jahr 2020 zu heben.

Teils unter 50 Prozent

Betrachtet wurden zudem die auf die einzelnen Gemeinden niedergebrochenen Zahlen. Als Folge soll nun eine Detailanalyse durch das Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM) zur Einhaltung der Fahrzeit in den Gemeinden Eslarn, Flossenbürg, Georgenberg, Parkstein, Schwarzenbach und Weiherhammer (alle Landkreis Neustadt/WN) sowie in Ebnath und Neusorg (beide Landkreis Tirschenreuth) durchgeführt werden. Zum Teil liegt die Einhaltung der Fahrzeit bei 50 Prozent und weniger. Für den Versorgungsbereich der Rettungswache Eschenbach soll eine Detailanalyse durchgeführt werden, wenn die Fahrzeiteinhaltung unter 78 Prozent fällt. Rast verwies auf eine Untersuchung für die Jahre 2017/2018, wonach durch den Truppenübungsplatz und die Zufahrt hinein der fristgerechte Erreichungsgrad um 2,2 Prozent gesenkt wurde.

Tirschenreuth20.07.2021
Geschäftsführer Alfred Rast (Zweiter von rechts) präsentierte den Zuhörern umfangreiches Zahlenmaterial.

"Sie dient nicht dazu, den Durchführenden des Rettungsdienstes vorzuschreiben, wann sie am Einsatzort sein müssen."

ZRF-Geschäftsführer Alfred Rast zur Zwölf-Minuten-Regelung

 
 

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