Glaubensbewegung "Go Church" hält Taufe im Freibad

Sie glauben an Wunder und daran, dass Jesus immer in der Nähe ist: Susi Bittner und Ina Röttger, 53 und 56 Jahre alt, sind Anhängerinnen einer Bewegung, die sich "Go Church" nennt. Wer Susi Bittners Familiengeschichte kennt, wundert sich nicht, dass die Wildenauerin an Wunder glaubt. Offen erzählt sie von einer überraschenden Heilung ihres Sohnes, der schwerstkrank gewesen sei. Sie schreibt diese Heilung der Hilfe der Freunde aus der "Go Church" zu, die für sie und ihren Sohn gebetet hätten.

„Ist man von einem Leid selbst betroffen, stirbt oftmals der Glaube an Gott in einem. Dann braucht es eine Gemeinschaft, die hilfreich einspringt und Gott für diesen Menschen anruft“, sagt Bittner. Diese Gemeinschaft habe sie bei "Go Church" gefunden.

Andere Form der Kirche

Ina Röttger hat mit ihrem Mann Gerhard in Schwarzenbach am Wald im Landkreis Hof eine eigene "Go-Church"-Bewegung gegründet. Zuerst aus rein pragmatischen Gründen, um nicht mehr so weit zu den Gottesdiensten und Treffen fahren zu müssen, sagt sie. Mit Bittner organisiert Röttger am Sonntag, 5. September, einen Gottesdienst, den es in dieser Form bisher nicht in Tirschenreuth gegeben hat: Im Freibad werden sich voraussichtlich drei Personen als neue "Go-Church"-Bekennerinnen in einem Becken taufen lassen. Die Namen bleiben auf Wunsch der Frauen vorerst ein Geheimnis

Bittner, ehemalige Dritte Bürgermeisterin von Plößberg, gehört der Bewegung schon einige Jahre an. Sie sei seit ihrer Jugend auf der Suche nach einer anderen Form von Kirche, sagt sie. Zuerst in der katholischen Kirche engagiert, fand sie in einer "Go-Church"-Homegroup in Premenreuth eine neue Glaubens-Heimat. Die Frauen wollen mit Aktionen wie der Taufe und ganz normalen, traditionellen kirchlichen Gepflogenheiten wie einem Erntedankfest neue Interessierte gewinnen.

"Mein neuer Lebensinhalt"

Viele Fragen tun sich über die Glaubensbewegung auf. Natürlich gebe es kritische Stimmen, sagen die beiden. Jedoch schöpfe diese Glaubensrichtung aus den althergebrachten Formeln. "Ich mag die lebendige Frische der 'Go Church' und die enge Gemeinschaft der Leute, die dabei sind. Wir machen nicht nur Kirche, sondern auch Party und kaum einer geht nach den Gottesdiensten gleich nach Hause. Die 'Go Church' ist mein neuer Lebensinhalt", so Bittner.

Man müsse nicht Mitglied werden, es gebe auch keine Beiträge zu entrichten. Ein eigenes Gebäude hat die "Go Church" im Landkreis Tirschenreuth nicht. Gottesdienste und Treffen fanden bisher im Tagungszentrum Falkenberg und bei der AWO statt. „Ich tendierte aber immer zur Kreisstadt“, so Bittner. Der FC Tirschenreuth habe sie auf der Suche eines Tages angesprochen und das Heim an der Mähringer Straße angeboten. „Da ist ausreichend Platz. Wir können alles nutzen“, freut sie sich.

Bürgermeister aufgeschlossen

Susi Bittner freut auch die Reaktion von Bürgermeister Franz Stahl, der aufgeschlossen reagiert habe, weil ein guter Freund von ihm zu der Bewegung gehöre. „Wir taufen keine Kinder. Jeder soll selbst entscheiden können, ob er das möchte“, betont Röttger zum Ablauf. Zuerst seien Taufgespräche notwendig. In weißer Kleidung im Wasser stehend lege der Täufling sein Taufbekenntnis ab. Ausführender müsse dabei nicht ein Pastor wie Ina Röttgers Mann Gerhard sein. „Taufen kann auch die Person, die eine gute Beziehung zum Täufling hat“, sagt Röttger mit Blick auf Susi Bittner. Mit Aktionen wie dieser Taufe, der Gründung weiterer „Homegroups“, dem Erntedankfest und Spendenaktionen möchten die beiden Frauen "Go Church" mehr öffentlich machen.

Im Tagungszentrum der Burg Falkenberg gab es von "Co Chruch" 2016 einen Startgottesdienst