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Zu viele Gegenargumente: Mitfahrbänke für Maintal wohl keine Lösung

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In vielen ländlichen Gebieten in Deutschland, wie hier in Münchberg in Bayern, gibt es Mitfahrbänke. Für Maintal scheint diese Idee jedoch nicht geeignet, sind sich verschiedene Gremien einig.
In vielen ländlichen Gebieten in Deutschland, wie hier in Münchberg in Bayern, gibt es Mitfahrbänke. Für Maintal scheint diese Idee jedoch nicht geeignet, sind sich verschiedene Gremien einig. © DPA/ Nicolas Armer

Maintal – Um die Mobilität vor allem im ländlichen Raum zu steigern, gibt es seit einigen Jahren in ganz Deutschland sogenannte Mitfahrbänke. Das Konzept ist einfach: Wer auf den im öffentlichen Raum aufgestellten und meistens auffällig gekennzeichneten Bänken Platz nimmt, signalisiert, mitgenommen werden zu wollen. Nicht von Bussen oder Taxis, sondern von privaten Pkw.

Über Schilder können dabei die Zielorte bereits angezeigt werden. Zielgruppe sind vor allem ältere Menschen, die nicht mehr selbst mobil sind. Auch in Maintal gibt es Überlegungen, Mitfahrbänke zu installieren. Diese stehen jedoch vor dem Aus.

In der Sitzung des Mobilitätsausschusses heute Abend steht die Einführung von ebensolchen Bänken – auch Mitnahmebänke genannt – auf der Tagesordnung. Die Stadtverordnetenversammlung hatte eine Prüfung im Dezember 2020 beauftragt, dazu sollten auch verschiedene Gremien befragt werden. Die Stellungnahmen liegen nun vor. Auch wenn die Idee der Anschaffung der Mitfahrerbänke begrüßt wird, gibt es jedoch vieles, was in Maintal dagegenspricht.

Die Stadtleitbildgruppe Stadtleitbildgruppe „Wohnen & Leben im Alter“ kommt zu dem Schluss, dass Mitfahrbänke für Maintal „nicht geeignet sind“. Als Grundlage dafür wurde unter anderem das Stadtverkehrsnetz unter die Lupe genommen. Die Idee der Mitfahrbänke sei für sehr dünn besiedelte ländliche Gebiete entstanden, in dem es nur ein geringes Angebot des öffentlichen Nahverkehrs gebe. Das gelte für Maintal jedoch nicht. „Aus unserer Erfahrung und Sicht sind uns zwei Maintaler Gebiete bekannt, für welche verbesserte Zugangsmöglichkeiten zum Angebot des Stadtverkehrs wünschenswert wären. Diese sind der Ostteil des Stadtteils Wachenbuchen und der südöstliche Bereich der Waldsiedlung in Dörnigheim“, erklärt die Stadtleitbildgruppe. Diese Probleme könnten jedoch nicht durch Mitfahrbänke gelöst werden, sondern bräuchten andere Ansätze.

Zudem sprechen aus Sicht der Stadtleitbildgruppe weitere Punkte gegen die Einführung von Mitfahrbänken. Zum einen müssten sich gute und sichere Standorte an belebten Strecken befinden. Diese würden sich mit den Haltepunkten des Stadtverkehrs überschneiden. Zum anderen seien Mitfahrbänke nicht zuverlässig. Ein Stück weit ist es Zufall, ob und wann ein Autofahrer vorbeifährt, der jemanden mitnehmen möchte.

Größere Bedenken gibt es auch beim Thema Sicherheit. „Maintal ist eine Stadt mit rund 40 000 Einwohnern, wo nicht mehr jeder jeden kennt. Wie soll die Sicherheit der Fahranbieter sowie der Mitfahrer gewährleistet werden? Werden Fahrzeuge gekennzeichnet, Fahranbieter registriert, gibt es Ausweise für Mitfahrer?“, fragt die Stadtleitbildgruppe.

Die gleichen Bedenken äußert auch der Frauenbeirat in seiner Stellungnahme, der mögliche Gefahren für Frauen und Mädchen sieht. Um das Risiko, bei Fremden Autofahrern ins Auto zu steigen, zu minimieren, könnte eine Registrierung hilfreich sein. Auch der Seniorenbeirat schließt sich den Ausführungen der Stadtleitbildgruppe „Wohnen & Leben im Alter“ an. Es sei fraglich, ob ältere Personen das Angebot nutzen würden. Dabei würden die Themen Sicherheit und Wartezeit, sprich Verlässlichkeit, eine große Rolle spielen. Zudem sei die Versicherungsfrage ungeklärt. Auch gelte es, geeignete Standorte zu finden, die Bänke müssten gepflegt und nach Möglichkeit überdacht werden. „Alle diese Überlegungen sprechen gegen die Einführung von Mitfahrbänken“, teilt der Seniorenbeirat mit.

Aus Sicht des Magistrats ist eine Einführung daher ebenfalls nicht sinnvoll, auch die Durchführung eines Pilotprojekts an einem Einzelstandort solle nicht weiter verfolgt werden.

Anders sieht das die Fraktion der Wahlalternative Maintal (WAM), die in einem Änderungsantrag die Befragung von Maintaler Bürgern zwischen 18 und 30 Jahren fordert. „Die hauptsächliche Zielgruppe sind jüngere Leute, die nicht über einen eigenen Pkw verfügen. Diese Gruppe wurde durch die Prüfung des Magistrats überhaupt nicht berücksichtigt“, begründet die WAM.

Die heutige Sitzung ist öffentlich und beginnt um 18.30 Uhr im Bürgerhaus Hochstadt. Es gilt die 3G-Regel.

Von Michael Bellack

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