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Zirkus mit rollenden Piraten

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Da ist Konzentration gefragt: 20 Kilogramm sind die großen Bälle schwer, auf denen die Kinder tippelnd durch die Manege rollen und Kunststücke vorführen.
Da ist Konzentration gefragt: 20 Kilogramm sind die großen Bälle schwer, auf denen die Kinder tippelnd durch die Manege rollen und Kunststücke vorführen. © Prochnow

„Mach’ nicht so einen Zirkus“, mahnen Eltern manchmal ihren Nachwuchs. Und verkennen, welches Potenzial in den Darbietungen in der Manege liegen.

Obertshausen – Das gilt nicht für jene Mütter und Väter, deren Sprösslinge in den vergangenen Jahren mit dem Wiesbadener Team Rolls-Toys geprobt hat. In den Osterferien haben die Zirkusmacher zusammen mit rund 20 Betreuern der Jugendförderung in Obertshausen und Heusenstamm und mit 85 Kinder aus den beiden Städten Auftritte einstudiert.

Graziös, aber auch konzentriert schreitet das Mädchen mit den Blumen im Haar und dem grünen Papierkranz um den Hals über das straff gespannte Drahtseil. Die Konstruktion erhebt die jungen Artisten kaum einen halben Meter über die Bühne der Mehrzweckhalle. Obendrein begleitet immer ein weiteres Gruppenmitglied den Balanceakt, hält eine Hand bereit – ein schönes Bild, das vom Publikum mit herzlichem Applaus bedacht wird.

Die Clowns tragen Papierkränze und bunte Hüte zum Sportdress. So wird der Blick nicht von der Verkleidung gefangen, es ist die entwaffnend klare Sprache der schlichten Gesten: Einer liegt auf dem Boden, den rechten Arm in die Höhe gestreckt. Ein anderer drückt den Arm herunter, da erhebt sich der andere, dann ein Bein und dann beide. Eine simple Szene, die die Zuschauer schmunzeln lässt.

„Ein Clown, der alles richtig macht, macht alles falsch.“ Hagen Büchner von Rolls-Toys überbrückt die kurze Umbaupause mit philosophischen Weisheiten und viel Humor. Dann zeigen die kleinen Künstler die „Kunst des Stolperns“, und jeder Zuschauer sieht die unsichtbare Bananenschale, nur der dusselige Clown nicht. Der Moderator empfiehlt die Nummer augenzwinkernd als „pädagogisch wertvoll“, führe sie doch den Nutzen des Aufräumens vor Augen.

Jeder Handgriff muss sitzen, sonst landet das Diabolo auf dem Boden.
Jeder Handgriff muss sitzen, sonst landet das Diabolo auf dem Boden. © Prochnow

Die nächste Gruppe gibt sich die Kugel. Die Schüler in Piratenkostümen üben das Gleichgewicht, indem sie sich tippelnd auf 20 Kilogramm schweren Bällen fortbewegen. Außerdem schwingen sie noch Bänder oder springen vom Ball durch einen Reifen. Die Musikauswahl vermittelt zudem Rhythmusgefühl. Eher schwarzen Humor verbreitet der Conferencier mit seinen Hinweisen auf das Ende der Ferien. Im professionellen Bühnenlicht arbeiten Jongleure mit Tüchern, Tellern und Bällen. Viel Geschick beweist die Truppe, die Diabolos bis unter die Decke wirft – und mit den Seilen zwischen den Stöcken wieder auffängt. „Das Jonglieren regt die Hirntätigkeit an und verbessert die Koordination der Hände“, erläutert der Ansager. Und ein kleiner Ball passe ja wohl auf jeden Schreibtisch.

Zum Finale schleppen die Stars der Manege dann reichlich Metall auf die Bühne. In reflektierenden Warnwesten stecken sie Alu-Leitern zusammen, klettern hinauf, strecken Arme und Beine von sich. Auch die Stelzenläufer formieren sich zu immer neuen Bildern, zeigen Tanzfiguren. Ähnlich halten es die mutigen Fahrer auf ihren Einrädern.

Jaan Scheel vom Juz in der Schlossstadt und Oliver Spahn von den Gastgebern waren voll des Lobes für die acht- bis zwölfjährigen Teilnehmer sowie für das Betreuerteam. Auch die beiden Bürgermeister, Halil Öztas und Roger Winter, freuen sich über die fruchtbare Kooperation im 13. Jahr. Das Projekt fördere Kreativität, Kraft und bereite Spaß, betont der Obertshausener Rathauschef. Zur Stärkung dient auch der Grill, der nach der Vorstellung im Schulhof dampft.

VON MICHAEL PROCHNOW

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