Baumeister des modernen Rosenheims

Hat an 113 Bebauungsplänen mitgewirkt: Helmut Cybulska, der ehemalige Leiter des Rosenheimer Baudezernats. Foto Schlecker

Hat an 113 Bebauungsplänen mitgewirkt: Helmut Cybulska, der ehemalige Leiter des Rosenheimer Baudezernats. Foto Schlecker

Dezernent Helmut Cybulska verabschiedet sich nach 35 Jahren in den Ruhestand

von anna heise

Rosenheim –Es gibt nur wenige Orte in der Stadt, bei deren Gestaltung Helmut Cybulska nicht seine Hände im Spiel hatte. Jetzt hat sich der Leiter des Baudezernats in den Ruhestand verabschiedet. Aber nicht ohne vorher auf die vergangenen 35 Jahre und einen Teil seiner 113 Bebauungspläne zurückzublicken.

Vom Stadtplaner
zum Amtsleiter

Es gab eine Zeit, da war die Innenstadt, da wo Helmut Cybulska jetzt steht gefühlt zu Ende. Direkt hinter dem Mittertor. Mitte der 90er-Jahre sei das gewesen, zu einer Zeit als Cybulska gerade das Stadtplanungsamt übernommen hatte. Der Ludwigsplatz war damals noch nicht saniert und wurde damit nicht als Teil der Altstadt erlebt. „Ich habe mir dann die Frage gestellt, wie es weitergehen soll“, sagt er während er über den Max-Josefs-Platz spaziert. Seine Visionen stellte er am 3. März 1998 bei einem Vortrag in der Stadtbibliothek unter dem Motto „Chancen künftiger Stadtentwicklung“ vor. In seiner einstündigen Präsentation sprach er über die Aufhebung der Abriegelung der Innenstadt, darüber wie man die Grünflächen der Mangfall und die Altstadt-Ost anbinden könnte oder wie man die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt erhöhen könne. 35 Jahre später – in denen er die Leitung des Baudezernats übernommen hat – hat er fast alle seine Ideen in die Tat umgesetzt. „Das ist nicht alleine mein Verdienst. Die Stadträte waren über die Jahre sehr offen. Wir haben uns teilweise sogar am Wochenende zurückgezogen, um über Ziele zu diskutieren.“

Und auch die Landesgartenschau im Jahr 2010 habe einen großen Teil zur Veränderung der Stadt beigetragen. „Das war der Motor“, zeigt sich Cybulska überzeugt. Plötzlich hatten alle ein Ziel vor Augen, das Ideen, Personen und Finanzen bündelte und über das normale Verwaltungshandeln hinaushob. Die Pläne, die jahrelang in den Schubladen gelegen hätten, seien herausgeholt worden. Man hätte den Riedergarten neu gestaltet, sich ein Wegekonzept für Mangfall und Innspitz überlegt, die zuvor nur über Schleichwege erreicht werden konnten. Ludwigsplatz und Färberviertel seien ausgebaut und der Mühlbachbogen aufgewertet worden. Maßnahmen, die auch einen Schub bei privaten Investitionen auslösten.

Und auch dem Mangfallgelände habe die Stadt ein neues Aussehen verpasst. Statt Schlachthof, Baubetriebshof und Hubschrauberlandeplatz gibt es dort jetzt Wohnungen, Gewerbe, ein Parkhaus fürs Klinikum und ganz viel Grün. Während Cybulska sich an die vielen Veränderungen erinnert, spaziert er in Richtung Innterrassen. Ein Ort, an dem er sich durchaus einen Kiosk oder ein kleines Café vorstellen könnte, wie er sagt. Gleiches gelte für das Verwaltungsgebäude des Klinikums am Ichikawa-Platz.

Er macht das öfter, der ehemalige Leiter des Baudezernats. Immer noch planen, Ideen in den Raum werfen und überlegen, ob eine Umsetzung sinnvoll sei. Der Vorplatz des Lokschuppens beispielsweise ist ein Thema, über das er sich wahrscheinlich stundenlang unterhalten könnte. „Den haben wir vernachlässigt. Dort herrscht eine nur sehr geringe Aufenthaltsqualität“, sagt er. Der Platz heize sich gerade im Sommer sehr schnell auf und müsste seiner Meinung nach begrünt werden. Auch am Verkehr in der Weinstraße stört er sich. „Generell müsste das Verkehrskonzept noch einmal überdacht werden“, sagt er. Es sind Dinge, über die sich jetzt sein Nachfolger Levente Sárközy kümmern muss. Die beiden Männer haben in den vergangenen Monaten eng zusammengearbeitet und sich über die jeweiligen Ideen ausgetauscht.

Lob für hohe
Fachkompetenz

Und so ganz von der Bildfläche verschwunden ist Helmut Cybulska auch in Zukunft nicht. Er wird, wie berichtet, das Amt des Stadtheimatpflegers vorübergehend übernehmen. Fehlen wird er der Stadt trotzdem. Das hat auch Oberbürgermeister Andreas März (CSU) während seiner Verabschiedungsrede noch einmal deutlich gemacht. März lobte sein „unermüdliches Engagement“, die „hohe Fachkompetenz“ und seine „wohltuende menschliche Ausgeglichenheit“. Besonders hervorzuheben während seiner Amtszeit seien das Bahnhofsareal Nord, die Gewerbegebiete in Brucklach und am Oberfeld sowie die BayWa-Wiese. Der Satzungsbeschluss für Letztere wurde ausgerechnet in Helmut Cybulskas letzter Stadtratssitzung verabschiedet – nach mehr als 30 Jahren voller Diskussionen. „Egal, wo du dich in Rosenheim aufhältst, du wirst überall die Ergebnisse deiner Arbeit sehen“, sagte März.

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Dienstag, 21. Mai 2024
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