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Warum leuchtende Kinderaugen heuer das schönste Weihnachtsgeschenk für Familie Schmidt sind

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Mit dieser Collage bedanken sich der kleine Maxi und seine Eltern bei allen Menschen, die ihnen während der schweren Krankheit des Kindes beigestanden sind.
Maxi und seine Eltern bedanken sich bei allen Menschen, die ihnen während der schweren Krankheit des Kindes beigestanden sind. © Hadersbeck

Weihnachten genießt unter den traditionellen Festen einen besonderen Stellenwert. Das gilt auch für Familie Schmidt aus Bad Aibling. Warum es für die Eltern des kleinen Maxi (5) an Heiligabend neben der Erinnerung an Christi Geburt eine zweite frohe Botschaft gibt, die sie zutiefst dankbar und glücklich macht.

Bad Aibling – Maxi ist krebsfrei! Wenn man den fünfjährigen Sohn von Florian Schmidt (39) und seiner Frau Maria (36) mit seinen jüngeren Brüdern Moritz (3) und Ludwig (1) quietschfidel herumtollen sieht, glaubt man kaum an das weit mehr als ein Jahr andauernde Martyrium, welches das Kind durchmachen musste. Und es fehlt einem auch die Vorstellungskraft, dass Maxi an Weihnachten des Vorjahres in der Heidelberger Kinderklinik um sein Leben kämpfte. Maxi hatte sich während einer ambulanten Strahlentherapie in dem Klinikum einen für ihn lebensgefährlichen Infekt zugezogen und musste deshalb stationär aufgenommen werden.

Bangen um den Sohn und Bruder, jede Menge Ängste und Sorgen, Tränen statt Weihnachtsfreude, notgedrungen Zwangsverzicht auf ein harmonisches Miteinander innerhalb der Familie, Krankenbett statt Christbaum - so trist sah der Weihnachtsabend am 24. Dezember 2022 für die Schmidts aus.

Schockdiagnose im April 2022

Ein Drama, welches die Familie heuer am Heiligen Abend ausblenden will, soweit ihr dies überhaupt möglich ist. Zu stark hat der Krebs seit jenem Tag im April 2022 ihren Alltag geprägt, an dem Maxi und seine Eltern eine Schockdiagnose von den Ärzten erhielten: Neuroblastom in der linken Nebenniere, Stufe 4. Die schlimmste Form von Aggressivität, die diese Art von Krebs entwickeln kann. Hinzu kamen Metastasen im ganzen Körper des Kindes mit Befall der Lymphknoten.

Der sympathische Bub, der sein fröhliches und verschmitzt anmutendes Lächeln mittlerweile wiedergefunden hat, war plötzlich ein „Hochrisikopatient“. Sein Leben hing an einem seidenen Faden. Der Alltag der Familie veränderte sich von einem Augenblick auf den anderen drastisch. Er wurde fortan vor allem von dem Therapieplan bestimmt, den die Ärzte für den Kampf des Kindes gegen diese Geißel der Menschheit entwickelt hatten.

Jede Menge belastende Untersuchungen

Operation, Chemotherapien, Bestrahlungen, Stammzellenübertragung mit vorausgehender Knochenmarkentnahme und abschließend eine mehrmonatige Immuntherapie pflasterten den Leidensweg des Buben. Hinzu kamen zahlreiche belastende Untersuchungen.

Im Moment erinnert neben der großen Narbe von der Nieren-OP zur Entfernung des Tumors äußerlich nur noch eine kleine unter dem rechten Schlüsselbein an jene Zeit. An dieser Stelle war der sogenannte Hickman-Katheter vernäht, den der Bub schon bald „als seinen besten Freund“ akzeptierte. Hierbei handelte es sich um einen teilimplantierten dünnen Kunststoffschlauch, der von der Halsvene bis zum Vorhof des Herzens geschoben wurde.

Verminderung des Infektionsrisikos

Über ihn erhielt Maxi während der Therapie jede Menge Infusionen sowie Narkose- und Schmerzmittel, außerdem erfolgten die notwendigen Blutentnahmen über den Katheter. Er verminderte bei diesen Eingriffen das Infektionsrisiko und bewahrte das Kind davor, dass dessen Venen ständig neu punktiert werden mussten.

Ohne Haare, von einem Infekt geschwächt und mit Sauerstoffbrille: Sein Weihnachtsgeschenk im Vorjahr musste Maxi im Klinikbett auspacken.
Ohne Haare, von einem Infekt geschwächt und mit Sauerstoffbrille: Sein Weihnachtsgeschenk im Vorjahr musste Maxi im Klinikbett auspacken. © privat

Eine lange Kette sogenannter Mutperlen erinnert heute den Fünfjährigen und seine Eltern an jene schwere Zeit. Jede einzelne steht als Symbol für einen besonders markanten Schritt der Therapie und ist zudem ein Beleg für große Tapferkeit. Dazu gehört auch der Krankenhausaufenthalt im Vorjahr, der das Fest für die Familie Schmidt überschattete. Ohne Haare auf dem Kopf, gezeichnet von der Chemotherapie, wegen eines schweren Infekts auf Sauerstoff-Versorgung durch eine Nasenbrille angewiesen - so erlebte Maxi zusammen mit seinem Vater, der bei ihm in der Klinik war, 2022 den Heiligen Abend. Das Geschenk, das es von der Klinik für alle Kinder gab, die über die Feiertage auf der Station bleiben mussten, packte der Bub in seinem Krankenbett aus. Ein kleiner Freudenmoment an einem Tag voller Traurigkeit.

Irgendwie war das alles komisch für mich

Maria Schmidt über den Heiligen Abend im Vorjahr

Die Mama „feierte“ mit den anderen beiden Kindern beim Bruder ihres Mannes. „Ich war zwar nicht allein und für die Einladung sehr dankbar, aber irgendwie war das alles komisch für mich. Da kam sicher keine Weihnachtsfreude auf“, bekennt Maria Schmidt rückblickend freimütig.

Heuer soll das alles ganz anders werden. Die Familie will sich zur Bescherung um den Christbaum versammeln und abends miteinander essen. Am Nachmittag ist der Besuch der Kindermette in der evangelischen Kirche fest eingeplant. Seine Kinder will das Ehepaar in den Mittelpunkt stellen. „Einfach mit allen drei Buben zusammensein zu können und mit ihnen spielen, da freue ich mich schon sehr drauf“, gesteht Florian Schmidt. Den ersten und den zweiten Feiertag wollen die Schmidts dann zusammen mit den Eltern der Eheleute verbringen. Einfach nachholen, was ihnen im Vorjahr verwehrt blieb.

Maria Schmidt bekennt, dass bei ihr noch immer Tränen fließen, wenn sie an das Weihnachtsfest im Vorjahr denkt. Ihrem Mann geht es da nicht anders. „Voriges Jahr am Heiligen Abend war ich sehr traurig. Ich glaube, mir haben die Umstände weit mehr zugesetzt als dem Maxi.“

Kopfnicken signalisiert Zustimmung

Leuchtende Kinderaugen und ein Lachen in den Gesichtern ihrer drei Buben, das ist das schönste Weihnachtsgeschenk, das sich Florian und Maria Schmidt heuer vom Christkind für sich selber wünschen. „Wir haben wirklich Grund zu ganz großer Dankbarkeit“, sagt die Mama mit Blick auf das bevorstehende Fest, das die Familie zusammen feiern kann. Mit einem Kopfnicken signalisiert ihr Mann volle Zustimmung.

Ich glaube, mir haben die Umstände weit mehr zugesetzt als dem Maxi

Papa Florian Schmidt

Da sind die Gedanken der beiden für einen Moment bei all den Eltern und Kindern, deren Weihnachtsfest heuer hinter Klinikmauern abläuft. Sie gelten aber auch den vielen Menschen, die ihnen während der schweren Zeit zur Seite gestanden sind oder für die Familie gespendet haben, als Maxis Krankheit diese heuer im Frühjahr in finanzielle Bedrängnis gebracht hatte.

Weit mehr als 200.000 Euro gespendet

Weit mehr als 200.000 Euro kamen bei einer Spendenaktion zusammen, die Altbürgermeister Felix Schwaller in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Bad Aiblinger Bürgerstiftung zusammen mit der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling für den kleinen Maxi gestartet hatte, als durch die Exclusivberichterstattung in den OVB-Heimatzeitungen und den zum Verlagshaus gehörenden Online-Portalen das Schicksal des Kindes einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde.

Es wird wohl noch ein paar Jahre dauern, bis Maxi die gewaltige Dimension jener Solidarität richtig einordnen kann, die ihm und seinen Eltern von vielen Menschen ohne Zögern entgegengebracht wurde. Sie alle will die Familie am Heiligen Abend nicht vergessen, wenn sie Weihnachten feiert.

Collage gefertigt

Die Schmidts haben deshalb eine Collage gefertigt, die ein Bilderrahmen umgibt. Das Wort „Danke“, in bunten Buchstaben formuliert, ist deren zentrale Botschaft. Das Bild hat Maxi längst den vielen Gegenständen hinzugefügt, die ihn an seinen Kampf gegen den Krebs erinnern. Und wenn er es herzeigt, ist er mindestens genauso stolz als in den Augenblicken, in denen er sich seine Mutkette um den Hals hängt.

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