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Weihnachten im Dienst – Einsatz rund um die Uhr

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Ultraschall für den frisch eingelieferten Patienten in der Notaufnahme: Oberarzt Dr. Martin Steiner mit Schwester Branca und Schwester Chiara
Ultraschall für den frisch eingelieferten Patienten in der Notaufnahme: Oberarzt Dr. Martin Steiner mit Schwester Branca und Schwester Chiara © elk

Weihnachten gilt als Fest der Liebe, der Familie und des Schenkens. Doch während viele Menschen die Feiertage im Kreis ihrer Liebsten verbringen, geht der Berufsalltag in Einrichtungen wie der RoMed Klinik Prien am Chiemsee weiter.

Prien – Die Stationen und die Notaufnahme sind 24 Stunden am Tag besetzt, denn Krankheiten und Verletzungen machen keine Pause. „Jeder, der in der Pflege arbeitet, weiß, dass es ein 24/7-Job ist“, erzählt Sebastian Hirmer. Er ist seit drei Monaten Pflegedienstleiter am RoMed Klinikum. Vor gut 20 Jahren hat er seine Ausbildung begonnen.  Er sei da familiär vorgeprägt, erklärt Hirmer. Jahrelang hat er selbst über die Weihnachtsfeiertage gearbeitet - er weiß also, wovon er spricht. „Als junger Mensch ohne Familie will man eher an Weihnachten arbeiten, da hat man lieber an Silvester frei“, sagt er. Aber wenn man dann selbst Familie habe, werde es schon schwieriger. Und doch muss das Krankenhaus rund um die Uhr besetzt sein. Krankheiten nehmen keine Rücksicht auf Feiertage.

Auch an Weihnachten muss der Betrieb weiter laufen

In der Klinik sind 426 festangestellte Mitarbeiter tätig, darunter auch Teilzeitkräfte. Über Weihnachten müssen viele von ihnen Dienst tun, von den Putzkräften bis zu den Chefärzten. Trotz der Arbeit an den Feiertagen betonen Pflegepersonal und Ärzte ihre Freude am Beruf und sehen es oft als Berufung an.  „Ich mache das gern“, hört man von allen Seiten.

Einen normalen Alltag gibt es auf einer Pflegestation oder in der Notaufnahme ohnehin nicht. Auch wenn jeder Handgriff sitzt, man sich aufeinander verlassen kann und muss und der normale Klinikablauf seinen formalen Regeln folgt. „An manchen Tagen ist mehr los, an manchen weniger“, sagt Astrid Pesch. Sie ist seit einem Vierteljahrhundert im Pflegeberuf tätig und seit über acht Jahren in der Notaufnahme. Sie habe schon ziemlich viel erlebt, meint sie. Kein Wunder, ist doch die Priener Klinik aufgrund der Lage am See einzigartig: Welche Klinik wird gleichzeitig von der Strasse, von der Luft und vom Wasser aus angefahren? Und doch kann sie oft vorhersagen, welche Notfälle - abgesehen natürlich von Schlaganfällen, Herzinfarkten oder Entbindungen - reinkommen.

Verletzungen passieren auch an Heiligabend

Am Heiligabend sind es meist Schnittwunden und Verletzungen mit der Axt, wenn noch schnell der Baum gefällt beziehungsweise zurecht geschnitten werden muss. Und an den Folgetagen werden die Menschen von Bauchweh oder der Galle geplagt. Pesch wagt die Prognose, dass heuer noch mehr Patienten kommen werden. Es sei auffällig, wie viele Patienten zu ihnen kommen, weil entweder der Hausarzt nicht Sprechstunde hält oder weil ihnen die Überweisung an einen Facharzt zu lange dauert.

In einem Krankenzimmer bekommt ein 65-Jähriger aus Aschau gerade einen Gips. Er hat sich die Sehne am Sprunggelenk gerissen und wurde operiert. Ehe er wieder nach Hause darf, wird sein linker Fuß noch eingegipst. Da piepst es, der Monitor an der Rezeption zeigt an, dass ein Patient angeliefert wird. Ein 77-Jähriger, der nach einer Knie-Operation zur Reha in Bad Endorf weilt, wird mit dem Krankenwagen eingeliefert. Er hat starke Bauchschmerzen, aber schlimmer sind die Brustschmerzen und Luftnot.

Ein Patient nach dem Anderen

Zusammen mit den Rettungssanitätern lagern zwei Schwestern den bettlägerigen Patienten auf das Untersuchungsbett um. Schwester Antonia, die gerade eben noch den Patienten nebenan eingegipst hat, eilt zum neuen Patienten für das EKG: „Das tut nicht weh, es wird aber gleich ein bisschen kalt.“ Derweil bespricht Astrid Pesch mit dem diensthabenden Oberarzt und Leiter der Zentralen Notaufnahme, Martin Steiner, ob, und wenn ja, was sie dem Patienten schon jetzt gegen das Bauchweh verabreichen darf. Und schon kommen die nächsten Patienten: Eine Zwölfjährige hat sich beim Handstand üben, den großen rechten Zeh gebrochen, ein anderer hat eine unbestimmte Schwellung am linken Fuß, einer anderen Patientin ist beim Salbenanrühren Creme ins Auge gespritzt, das rechte Auge ist dick und verquollen, und dazwischen liefert der Rettungswagen noch einen neuen Patienten ein.

Alltag in der Notaufnahme

Die Patienten sind dankbar, dass ihnen so schnell geholfen wird. Das sei nicht immer so, sagen Astrid Pesch und Martin Steiner unisono. Oft herrsche eine latente aggressive Grundstimmung im Wartebereich, und viele, die länger warten müssen, zeigten wenig Geduld. Dabei sei es doch an ihnen, dem Pflegepersonal, zu entscheiden, wo wirklich ein Notfall vorliegt und was dringend behandelt werden muss. Eine kleine Schnittwunde sei eben nicht so akut wie ein offener Bruch, noch dazu bei einem Kind. All das ist Alltag in der Notaufnahme.

Auf den Stationen sei es hingegen ruhiger über die Feiertage. Aufschiebbare Operationen lege man nach Möglichkeit so, dass die Rekonvaleszenz nicht auf die Feiertage fällt, berichtet Oberarzt Steiner. Und wenn, dann sei es für Patienten und Pfleger „eine besondere Zeit auf der Station, eben weil nicht so viel los ist und man mehr Zeit für sie hat“, fügt Sebastian Hirmer noch hinzu. Seine Kolleginnen und Kollegen, aber auch die Ärzte, die Pflegerinnen und Pfleger, das Notfall- und das Rettungssanitäter-Team in anderen Kliniken, schieben Dienst, während andere zu Hause mit ihren Familien unter dem Weihnachtsbaum versammelt sind, Geschenke auspacken und gemeinsam essen. Man sollte den Helden des Klinikalltags nicht nur bei dieser Gelegenheit einfach einmal „Danke!“ sagen. 

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