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Shopping-Nächte und 24-Stunden-Märkte in Rosenheim: Wird es durch neues Gesetz teurer?

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Wieder mal gibt es Diskussionen über das Ladenschlussgesetz in Bayern - in Rosenheim ist man sowohl im Einzelhandel als auch Lebensmittelhandel skeptisch, ob andere Öffnungszeiten einen positiven Effekt haben.
Wieder mal gibt es Diskussionen über das Ladenschlussgesetz in Bayern © Montage: Amelie Marschall

Es ist ein heikles Thema: Die Ladenöffnungszeiten in Bayern. Erstmals seit Jahren will die Regierung die strengen Regeln lockern. Das sorgt auch in Rosenheim für Diskussionen. Wie Händler und Supermarktbetreiber dazu stehen – und warum eine Änderung auch negative Folgen für alle haben könnte.

Rosenheim – Wer nach 20 Uhr Nudeln, Katzenfutter oder Windeln braucht, steht in Rosenheim sowie im restlichen Bayern vor einem Problem. Oder anders gesagt: vor verschlossenen Türen. Dass sich daran zeitnah etwas ändert, glaubt Andreas Bensegger nicht. Dafür gebe es zu viele bürokratische und gesetzliche Hürden, sagt der Rosenheimer Einzelhändler und Vorsitzende des Regionalausschusses der Industrie- und Handelskammer (IHK). Da mache es auch keinen Unterschied, dass die bayerische Regierung derzeit plant, das Gesetz für Ladenöffnungszeiten zu reformieren.

Bayerische Ladenöffnungszeiten über 60 Jahre alt

Nach wie vor gilt in Bayern – alle Bundesländer können seit 2006 selbst mit Gesetzen über die Öffnungszeiten entscheiden – das Ladenschlussgesetz des Bundes aus dem Jahr 1956. Danach dürfen die Geschäfte nur zwischen 6 und 20 Uhr geöffnet haben. Sonntags müssen sie ganz zu bleiben.

Nun soll auch in Bayern ein eigenes Ladenschlussgesetz kommen. Länger oder am Sonntag geöffnet haben die Läden dadurch aber nicht. Lediglich zusätzliche lange Shoppingnächte und der Betrieb von digitalen Kleinstsupermärkten – Läden ohne Verkaufspersonal mit maximal 100 Quadratmetern, in denen Kunden die Waren selbst scannen – sollen möglich werden.

Lockerungen ein notwendiger Schritt

„Diese Lockerungen sind ein kleiner Schritt in die richtige Richtung“, sagt Andreas Bensegger. Trotzdem wünsche sich der Unternehmer, dass das Thema Öffnungszeiten unbürokratischer geregelt werden könnte. „Die Frage ist, ob man gesetzliche Regeln braucht, die schon deutlich in die Jahre gekommen sind, oder ob man es den Markt regeln lässt“, sagt Bensegger. Er betont aber auch, dass es in Rosenheim – meist bis 19 Uhr – eigentlich keine längeren Öffnungszeiten braucht.

In Rosenheim haben die meisten Geschäfte sogar nur bis 19 Uhr geöffnet.
In Rosenheim haben die meisten Geschäfte sogar nur bis 19 Uhr geöffnet. © Amelie Marschall

Vor allem, da ihm die Einzelhändler berichten, dass die Kundenfrequenz sowohl bei Waren- als auch Lebensmittelgeschäften in Richtung 19 und 20 Uhr deutlich abnehme. In anderen Bundesländern seien die längeren Öffnungszeiten sogar aufgrund von mangelnder Annahme durch die Kunden Schritt für Schritt wieder zurückgefahren worden. Auf der anderen Seite hätten die Unternehmen mehr Personalkosten. Die Auswirkungen davon treffe dann auch die Kunden negativ.

Einkaufen wird mit längeren Öffnungszeiten teurer

„Längere Öffnungszeiten würden die Spanne, die man als Händler auf die Ware aufschlagen muss, erhöhen und damit die Preise für alle verteuern“, sagt Bensegger. Längere Ladenöffnungen seien so wirtschaftlich kaum darstellbar. „Daher reichen die aktuellen Öffnungszeiten aus Händlersicht definitiv aus“, sagt der IHK-Vorsitzende.

Das bestätigt auch Christian Strauß, Pressesprecher von Edeka Südbayern, zu der unter anderem der Edeka-Markt in der Ruedorfferstraße oder das Edeka-Center im Aicherpark gehören. „Wir sprechen uns ganz deutlich gegen eine Ausweitung der Ladenöffnungszeiten aus“, sagt der Pressesprecher. Die Handelsstiftung sehe auch keinen Nachteil gegenüber länger geöffneten Märkten in anderen Bundesländern. „Wir sind zufrieden“, sagt Strauß.

Schwierigkeiten für die Mitarbeiter

Er sehe bei einer Änderung der Zeiten sogar einen Nachteil für die Mitarbeiter. „Die Stelle im Supermarkt ist ein attraktiver Arbeitsplatz und das soll auch so bleiben“, sagt der Edeka-Sprecher. Längere Arbeitszeiten seien da nicht hilfreich. „Speziell der Lebensmittelhandel hat jetzt schon Vor- und Nachbereitungszeiten“, sagt auch Andreas Bensegger. Damit sei ein Ladenschluss um 20 Uhr noch lange nicht das Arbeitsende für einige Mitarbeiter. Das könnte auch Auswirkungen auf die Personalnot im Einzelhandel haben.

Bereits jetzt gebe es kaum ausreichend Personal, um die „Öffnungszeiten stabil abzudecken“. Hinzu komme, dass der Handel eine „starke Säule im Ausbildungsbereich“ ist. „Wenn nun ein Szenario droht, dass Geschäfte künftig 24 Stunden an sieben Tagen die Woche offen sein werden, macht das eine Ausbildung dort unattraktiver“, befürchtet Bensegger.

Zwei digitale Kleinstsupermärkte in Rosenheim

Weitere Shoppingnächte seien aus seiner Sicht hingegen „ein guter und wichtiger Ansatz für lebendige Handelsstandorte“. Genauso wie digitale Kleinstsupermärkte. Diese seien dann sinnvoll, wenn es um die Lücken in der Nahversorgung geht. In Rosenheim gibt es inzwischen zwei dieser Märkte – am Busbahnhof und in der Prinzregentenstraße –, bestätigt eine Pressesprecherin der Stadt. Auch wenn nicht ausgeschlossen sei, dass weitere solcher Kleinstsupermärkte hinzukommen, könne die Nahversorgung in der Stadt Rosenheim als gut bezeichnet werden.

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