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Nach Auto-Poser-Treffen: Unfall mit 200 km/h, illegale Rennen – Liste von Delikten wird immer länger

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Auch nach dem Tuner-Treffen in Rosenheim kam es zu einigen Delikten und Unfällen.
Auch nach dem Poser-Treffen in Rosenheim kam es zu einigen Delikten und Unfällen. © Kiris

Das Auto-Poser-Treffen in Rosenheim am 16. Dezember beschäftigt weiter die Polizei. Denn abseits der Ordnungswidrigkeiten und Straftaten, die im Aicherpark begangen wurden, gab es noch weitere Delikte. Die Liste wird immer länger.

Rosenheim Fahren unter Alkoholeinfluss, Fahren unter Drogeneinfluss, Fahren ohne Führerschein, Vergehen nach dem Waffengesetz, Urkundenfälschung, Ordnungswidrigkeiten und Straßenschäden: Das ist nur ein Bruchteil der Delikte, die die Polizei in Zusammenhang mit dem großen Tuner-Treffen der Gruppierung „Blacklist München“ in der Region am 16. Dezember verzeichnete. Rund 3000 Autoliebhaber und Schaulustige hatten sich gegen 22 Uhr im Aicherpark versammelt. Die Beteiligten aus der Tuner-Szene schildern das Ganze als „friedliches“ Ereignis – zumindest bis die Polizei die Fläche räumte.

Nach Poser-Treffen in Rosenheim: Unfall mit stillgelegtem Auto

Von Seiten der Polizei wird die Lage allerdings anders dargestellt. Denn nicht nur im Gelände des Aicherparks kam es zu etlichen Delikten. Auch in Folge des Treffens, bei An- und Abreise der Teilnehmer, hatten die Beamten einiges zu tun. Im Gespräch mit dem OVB schildert Holger Siegemund, Leiter für verkehrspolizeiliche Aufgaben im Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Rosenheim, nur ein paar von vielen Fällen.

„Wir haben um 1.10 Uhr einen Pkw stillgelegt, das bedeutet, die Kennzeichen wurden weggenommen“, berichtet er vom Abend des 16. Dezembers. Das Kuriose: „Um 4.50 Uhr ist dann dieser Pkw liegend in einem Graben im Bereich Bruckmühl aufgefunden worden. Der Fahrer war nicht angeschnallt und bewusstlos.“ Der Wagen war zuvor offenbar mit einem Baum kollidiert und hatte sich anschließend überschlagen.

Zudem wurden etliche Geschwindigkeitsverstöße festgestellt. Mehrere Beteiligte aus der Tuner-Szene machten gegenüber dem OVB deutlich, dass sie sich ganz klar von illegalen Straßenrennen und Rasereien distanzieren. Dennoch gab es ebensolche Vorfälle nach dem Treffen der Autoliebhaber – mit schweren Folgen. Auf dem Rückweg vom Tuner-Treffen fuhr ein Teilnehmer mit ca. 200 km/h in das Heck eines anderen Verkehrsteilnehmers, wie Siegemund berichtet. Die Folge: Ein Totalschaden beim Wagen des Unfallverursachers und das Fahrzeug des Geschädigten ist ebenfalls nicht mehr fahrbereit. In Summe ergibt das 35.000 Euro Sachschaden.

Ein anderer Beteiligter versuchte zweimal an einer Autobahnauffahrt zu driften. „Er scheiterte dabei, kollidierte fast mit der baulichen Abtrennung und beschleunigte im Anschluss auf etwa 250 km/h“, erzählt Siegemund.

„Da stellt es mir die Nackenhaare auf“: Polizei zeigt sich von Szenen besorgt

Die Folgen einer solchen unkontrollierten Großveranstaltung sind also klar. „Und das passierte, obwohl jeder wusste, dass die Polizei massiv vor Ort ist. Wir waren für jeden sichtbar, über Stunden und nicht in geringer Zahl“, sagt Siegemund. Umutcan Kiris, Manager bei „Blacklist München“ betonte im Gespräch mit dem OVB hingegen immer wieder, dass stark darauf geachtet werde, nicht illegal zu handeln.

Die Polizei hat allerdings nicht den Eindruck, dass die Gruppierung Interesse daran hat, ihre Veranstaltungen in einem legalen Rahmen durchzuführen. Denn dies wäre mit einem erheblichen Aufwand verbunden. „Absperrungen, Sicherheitsdienste, Entsorgung. Das sind Kosten, die auf den Veranstalter zukommen. Haftpflichten, Versicherungspflichten, das ist durchaus aufwendig“, macht Siegemund deutlich. „Das sind die Aufwände, die man eigentlich betreiben muss, um so eine Veranstaltung im Verkehrsraum legal und sicher durchführen zu können. Und darum schert sich halt Blacklist in dem Fall gar nicht.“ Es ginge der Bewegung viel mehr darum, Inhalte für ihre Social-Media-Kanäle zu produzieren – und diese sähen nun mal besser aus, je mehr Menschen an den Treffen teilnehmen.

Die Gefahren bei einer solchen unorganisierten Motorsportveranstaltung sind vielfältig, wie auch Johannes Renz, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Rosenheim, erklärt. „Wenn ich dieses Driften im Kreis sehe und die Leute da drumherum stehen, stellt es mir alle Nackenhaare auf. Reißt einer sein Lenkrad in die falsche Richtung, fährt er in die Menschenmenge. Das ist gefährlich.“ Von dieser Gefahr bemerkt man bei „Blacklist“ anscheinend nichts. „Wir achten wirklich darauf, dass wir niemanden verletzen“, sagt Manager Kiris.

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