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Starke Sprüche in Obing: Diesen „Promis“ lesen Bruder Ernestus und Andreus die Leviten

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Nahmen kein Blatt vor den Mund: Bruder Ernestus und Bruder Andreus beim Starkbierfest in Obing.
Nahmen kein Blatt vor den Mund: Bruder Ernestus und Bruder Andreus beim Starkbierfest in Obing. © ekh

Starkes Bier, starke Sprüche: Die Lokal-Prominenz aus Obing und Pittenhart musste sich was gefallen lassen beim Starkbierfest in Obing. Das waren die Themen der beiden Fastenprediger, die sogar Rathauschefs und Pfarrern die Leviten lasen.

Von Emmy Künzner-Hingerl

Obing – Starkes Bier, starke Sprüche, starke Musik: Alles passte zusammen beim Starkbierfest beim John in Obing. Der Wirt begrüßte im vollbesetzten Saal neben dem Obinger Bürgermeister Josef Huber und dem Pittenharter Bürgermeister Sepp Reitmeier Pfarrer David Mehlich, Diakon Georg Oberloher, Gemeindereferentin Conny Doppelberger, die zahlreichen Vertreter aus dem kommunalpolitischen, kirchlichen und gesellschaftlichen Leben sowie die Vertreter der Steiner Brauerei, Markus Milkreiter und Martin Berger.

Zu den schmissigen Klängen der Mörntaler Musikanten und unter Beifall wurden die vom „Kloster der Bierseligkeit“ angereisten Patres, Bruder Ernestus (alias Ernst Hofstetter) und Bruder Andreus (alias Andreas Dieplinger), im Saal begrüßt. Im Gepäck hatten sie starke Sprüche, um der Obinger Prominenz wieder ewaltig die Leviten zu lesen. Die Fastenprediger schenkten der politischen und kirchlichen Prominenz kräftig ein.

Kriegerdenkmal verrücken?

Themen wie die aktuell laufende Planung der Ortserneuerung Alte B 304 standen im Fokus. Nach der Begehung mit den Bürgern sei aufgekommen, das Kriegerdenkmal in die Mitte der Kreuzung zu versetzen und rundum einen Kreisverkehr zu bauen, hieß es. Bruder Ernestus hofft, dass über den Kreisverkehr nicht so viele drüberfahren wie draußen bei der Umgehung, weil sonst brauche die Gemeinde alle 14 Tage ein neues Kriegerdenkmal. Kopfzerbrechen machen ihm auch die im Ort aufgehängten Plakat „Die Ampel muss weg“. Schade und übertrieben findet der Pater, dass die Obinger Fußgängerampel sogar aus Deutschland rausmüsse.

Der nächste Punkt zum Lästern auf der Liste des Bruders war der Kinderspielplatz im Baugebiet Pfaffing Ost. Er verglich ihn mit dem Flughafen Berlin. Die Kosten seien zwar geringer, aber die Bauzeit gehe schon länger als beim Flughafen. Mit viel Fantasie könne man sich auch einen Spielplatz vorstellen.

Starkes Bier zu starken Sprüchen.
Starkes Bier zu starken Sprüchen. © ekh

Bruder Andreus stellte fest, dass niemand so richtig wisse, was sich unter der Abkürzung „VG“ verstecke – „Vollgas geben“ für die Gemeinden Obing, Pittenhart und Kienberg, das Motto der Mitarbeiter des Rathauses trotz sich aufhäufender Akten? Vollgas gebe auch Bürgermeister Huber mit seinem kleinen weißen Elektroauto aus Italien. Strom tanken sei für ihn kein Problem, da er ja neben dem neuen Umspannwerk wohne. Bruder Andreus stellt aber fest, dass das kleine Auto kein Wagen für einen Bürgermeister sei. Anders sei da schon der Bürgermeister von Kienberg, Hans Schmidhuber, mit seinem sportlichen Audi unterwegs. Auf den Fahrten von Kienberg nach Obing würden immer wieder die Radarkontrollen getestet, was ihm schon eine Menge Erinnerungsfotos von der Polizei eingebracht habe.

Vollgas gibt nach Meinung von Bruder Andreus auch immer der „Bienen- und Leader-Plus-Bürgermeister“ von Pittenhart Sepp Reithmeier Sepp. Aber nicht mit seinem Auto, sondern wenn er im Bierzelt sei.

Der Problemfall Obinger Kirche und der marode Dachstuhl waren für Bruder Ernestus Anlass, über die Arbeiten, die Absperrungen und den Baukran zu lästern. Pfarrer David Mehlich musste einiges über sich ergehen lassen, seine angebliche Vergesslichkeit und Bequemlichkeit waren Punkte, die aufgetischt wurden. Diakon Georg Oberloher und sein Ausflug nach Hamburg, der Kauf eines Plastik-Oldtimers und seine Redseligkeit sowie sein Nikolausdienst wurden vom Redner auch auf die Schippe genommen.

Conny Doppelberger, die begnadete FC-Bayern München-Anhängerin, durfte in der Rede nicht fehlen, aber auch sie könne dem Fußballverein in der aktuellen Situation nicht viel helfen. Auch über den Messner Alois war den Fastenpredigern einiges zu seinem Hobby, dem Jägern, eingefallen. Dafür habe er jetzt im Ruhestand mehr Zeit. Seine Erklärung über das Hasenschießen wurde vom Bruder Andreus genau unter die Lupe genommen.

Ein Prosit auf das Derblecken.
Ein Prosit auf das Derblecken. © ekh

Nach einer Frage in die Zuhörerschaft, ob jemand vom gemeindlichen Bauhof anwesend sei, lästerte Bruder Andreus über das neue vollelektronische Funk- ferngesteuerte Zufahrtstor. Die Zu- und Ausläufe des Obinger Sees wurden von Bruder Andreus genauestens unter die Lupe genommen. FFK-Baden am Obinger See, Änderungen am Seerundweg, neue Radlständer, die einer Aufstallung für Kälber gleichen würden, waren weitere Themen, die die Zuhörer zum Lachen brachten.

Schulleitner Duxner musste sich auch was anhören

Was in der Gemeinde im vergangenen Jahr vorgefallen ist, war ihnen nicht entgangen, egal, ob es um Montagsspaziergänge, Bauerndemos, Zuschüsse zu den Elektroautos, „Obing leuchtet“ mit den drei Brotzeitstandln und deren Größe und dem Angebotsumfang ging. Der Christbaum am Rathausplatz, der mit der steigenden Einwohnerzahl immer kleiner werde, und die nach den Beurteilungen der Baumgutachter gefällten Weiden vorm Rathaus waren weitere Themen. Unter die Lupe nahmen die Fastenprediger auch Schulleiter Duxner. Er betätige sich weit über seine Schreibtischaufgaben hinaus. Zu den sportlichen Aktivitäten würden auch Schneewanderungen gehören, bei denen es schon mal passieren könne, dass ein Kind vergessen werde. Trotz seiner Mühldorfer Autonummer sei er aber ein guter Rektor und ein feiner Mensch, der auch mit dem Bürgermeister eine Verwendung für die Luftreiniger aus der Corona-Zeit finde.

Weitere Themen waren das Wirtshaussterben in Obing und Albertaich, die Frauengemeinschaft, die händeringend eine neue Vorstandschaft suche, der Burschenverein, die Dirndlschaften und das Patenbitten der Pittenharter bei Trachtenverein und Feuerwehr. Nichts ist den Brüdern entgangen, sie wussten vieles zu berichten.

Auch musikalisch war das Starkbierfest ein Genuss.
Auch musikalisch war das Starkbierfest ein Genuss. © ekh

Lustig, mit viel Witz und sehr charmant wurde alles, was sich in der Gemeinde und Umgebung zugetragen hat, von den beiden Fastenpredigern auf den Arm genommen. Die Predigt, das süffige Starkbier und die Melodien der Mörntaler Musikanten machten bis in die späten Abendstunden das diesjährige Starkbierfest wieder zu einem unvergesslichen Erlebnis. ekh

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