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"Jetzt bin ich die Gejagte"

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Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl sucht die Nähe zu ihren Pferden. Fotos re
Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl sucht die Nähe zu ihren Pferden. Fotos re © OVB

Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl vom RFV Aubenhausen (zwischen Rosenheim und Ostermünchen) investiert viel Zeit und Disziplin in ihre Pferde - und wird dafür belohnt. So stieg sie jetzt in den A-Kader auf (wir berichteten) und gehört damit zu den sechs besten Dressurreitern in Deutschland.

Aubenhausen - "Ich bin selbst meine härteste Konkurrentin", gibt Jessica von Bredow-Werndl zu. Sie studierte Medien und Kommunikation in Berlin, ihre Leidenschaft gilt aber den Pferden. Schon mit vier Jahren ging sie einmal pro Woche zum Voltigieren. Da ihre Tante in Aubenhausen Lewitzer Ponys züchtete, schenkten die Eltern der damals Sechsjährigen ein Fohlen. Mit "Little Girl" nahm sie mit sieben Jahren an ihrem ersten Turnier teil und blieb beim Reitsport.

Mit 28 Jahren kann von Bredow-Werndl bereits auf beachtliche Erfolge zurück blicken. So gewann sie unter anderem sechs Goldmedaillen bei den Europameisterschaften der Junioren und Jungen Reiter und erreichte Bronze bei der Deutschen Meisterschaft. Nach ihrem Etappensieg beim Weltcup in Göteborg/Schweden im Februar mit Hengst "Unee" wurde sie in den A-Kader der Dressur berufen und gehört zu den sechs besten Dressurreitern in Deutschland.

"Der Erfolgsdruck steigt natürlich, erst war ich die Jägerin und jetzt bin ich die Gejagte", erzählt die junge Frau lachend. Aus dem Championatskader werden die Teilnehmer für die Weltreiterspiele in der Normandie ausgewählt, die im August stattfinden. Ihrer Meinung nach sind die Reiter im Kader so stark wie nie, trotzdem habe sie gute Chancen auf eine Teilnahme.

Doch wieviel Trainingsaufwand und Arbeit stehen hinter den Erfolgen? "Es ist wirklich sehr anstrengend, alleine 40 Stunden pro Woche reite ich", sagt sie. Dazu kommen Stallarbeit, die Organisation der Anlage und die Pflege der Tiere. Doch das alles macht sie mit Herzblut, denn sie sucht die Nähe zu den Pferden. Reiten ist jedoch auch mit Investitionen verbunden. So kostet ein unausgebildetes Jungpferd etwa 2000 Euro - nach oben gibt es kaum eine Grenze. Trotzdem bezeichnet Jessica von Bredow-Werndl Reiten nicht als elitäre Sportart. Sponsoren hat sie wenige, allerdings erhalten Turnier-Teilnehmer Preisgelder, die von 100 Euro bis mehrere Tausend Euro bei internationalen Prüfungen reichen. Die Preisgelder werden jedoch durch den hohen Aufwand relativiert.

In der eigenen Reitanlage in Aubenhausen fokussiert sie sich mit Bruder Benjamin Werndl auf die Ausbildung von Pferden. Derzeit befinden sich 36 Pferde auf der zwölf Hektar großen Anlage, 20 davon gehören den Geschwistern. Finanziert wird die Reitanlage durch den Kauf von jungen Pferden und deren Verkauf nach der Aus- oder Weiterbildung, die etwa sechs Jahre bis zum Grand Prix dauert, der schwersten Dressuraufgabe der Welt.

"Es ist die Kunst, den Pferden beizubringen, dass sie sich präsentieren wollen. Das funktioniert nur durch viel Geduld, Gefühl und Fleiß", weiß die Dressurreiterin.

Ob es jeder so weit schaffen kann wie sie? "Man muss auch Glück haben, aber man braucht vor allem Durchhaltevermögen", sagt von Bredow-Werndl.

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