11 Gründe, warum wir andere unterbrechen

11 Gründe, warum wir andere unterbrechen. Mann lacht Frau an, Frau ist nur von hintern zu sehen.

Du fühlst dich nicht respektiert und hilflos, weil dein Partner/deine Partnerin dich dauernd im Gespräch unterbricht? Lerne hier verstehen, was eigentlich passiert und mach es selbst besser, bevor es in Richtung Beziehungskrise geht.

Einander ausreden lassen, lehrte uns unsere Mama. Warum aber unterbrechen wir einander so oft, obwohl wir wissen, dass es nervt und unhöflich ist? Partnerschaften sind kein Debattier-Duell, kein Rhetorik-Seminar und kein Mitarbeitergespräch mit klaren Hierarchien. Niemand ist vorgesetzt oder untergeben.

Im Geschäftsleben unterbricht derjenige, der führt. Stell dir ein Meeting oder auch nur einen Elternabend vor, indem niemandes Gesprächsbeitrag eingegrenzt werden würde. Das funktioniert nicht! In Partnerschaften hingegen sollte sich niemand wichtiger als den Anderen nehmen. Doch wer schafft es schon, seinen Partner nie zu unterbrechen?

Frust durch Unterbrechen

In Partnerschaften kann sich durch das gegenseitige Unterbrechen in Gesprächen viel Frust anstauen. Die Augenhöhe wird dadurch sofort ungleich. In glücklichen Beziehungen und bei Frischverliebten wird immer wieder betont, wie sehr man sich gesehen und wahrgenommen fühlt vom Anderen. Wenn du hingegen unterbrochen wirst, dann entsteht schnell das Gefühl, dass der Partner (oder Ihre Partnerin) sich gar nicht für dich interessiert. Du wirst dich auf Dauer nicht respektiert fühlen und sich auf eine spezielle Art hilflos fühlen. Doch ein vorschnelles Urteil wird dem Unterbrechen nicht gerecht. Hier bitte ich dich, die Absicht des Unterbrechenden von der Wirkung auf den Unterbrochenen zu trennen. In den wenigsten Fällen dürfte ein Unterbrechen mit der Absicht des Abwertens, Herabwürdigen oder Unterbuttern stattgefunden haben. Kollateralschaden klingt hart, vielleicht wäre „Nebenwirkung“ das bessere Wort. Doch ebenso wie du bitte nicht vorschnell urteilen sollst, bagatellisiere das Unterbrechen jedoch nicht. Es wirkt in jedem Falle destruktiv.

Durch das Unterbrochen-Werden kann eine Abwehrhaltung entstehen. Du hast die Erfahrung gemacht, dass du sowieso nicht ausreden darfst. Dein Partner dir ins Wort fällt, noch bevor du deine eigenen Gedanken zu Ende formuliert hast. Entweder wirst du immer lauter und aggressiver im Gespräch, forderst deinen Raum ein oder du gibst auf und lässt deinen Partner nicht mehr an deinem Innenleben teilhaben.

In beiden Fällen ist deine Partnerschaft nicht dabei, glücklicher zu werden, sondern du nimmst Anlauf zu einer ernsthaften Krise.

Dem Unterbrecher werden Unhöflichkeit, Respektlosigkeit und eine fehlende Kinderstube nachgesagt. Er stellt die Wertigkeit seines Redebeitrages, sein Redebedürfnis und seine Ansprüche über deine. Passiert das vor anderen Menschen, wird auch dein sozialer Rang nach außen hin abgestuft. Man darf dich unterbrechen, man darf sich über dich stellen. Ist das dem Unterbrechenden bewusst? Darauf gehe ich später ein.

Manche Menschen werden automatisch resignieren und dem Unterbrecher die Vorfahrt lassen, indem sie gar nicht erst versuchen, Ihre eigenen Gedanken ihm gegenüber auszudrücken.

Ein Teufelskreis entsteht, denn zu einer glücklichen Partnerschaft gehört eine lebendige Kommunikation. Ist diese jedoch durch wiederholtes Unterbrochen-Werden beeinträchtigt, entsteht eine Schieflage, die weitere Probleme nach sich zieht.

Warum unterbrechen wir?

Je nach der Persönlichkeitsentwicklung können die Motive für das Unterbrechen des Partners unterschiedlich sein. Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene werden das aus anderen Gründen tun, als ein erfolgreicher, rhetorisch geschulter Geschäftsmensch. Männer unterbrechen womöglich anders als Frauen.

In jedem Gespräch muss es Sprecherwechsel geben. Doch wenn jemand unsensibel diesen erzwingt, vermutest du bestimmte Ursachen, meist sogar unlautere Absichten.

Intern fühlt sich das meist anders an. Wenn du dazu neigst, andere zu unterbrechen, wirst du in den seltensten Fällen dem Anderen durch dein Unterbrechen etwas Schlechtes zugemutet haben wollen.

Doch sieh selbst:

Unterbochene denken über die Motive des Unterbrechers:

  1. Ungeduld und mangelndes Interesse an den Gedankengängen
  2. Übereifer
  3. Vorwissen kundtun, dem Anderen die Pointe nicht gönnen
  4. besser wissen als man selbst, die eigenen Gedanken als unwichtig oder falsch darstellen und das „Besserwissen“ demonstrieren
  5. Rederecht aberkennen aus Machtgelüsten

Unterbrecher selbst sehen folgende Motive:

  1. Lust, etwas zur Situation beizutragen
  2. Einen langatmigen oder langweiligen Monolog auflockern oder beenden 
  3. Eigene Position kundtun
  4. Anerkannt werden
  5. Eigenen Redebeitrag als sehr wichtig erachten. Das Gefühl haben, es wäre konstruktiv und wichtig für die Situation
  6. Sich selbst positionieren
  7. Etwas Konstruktiveres oder Intelligentes beitragen wollen 
  8. Angst, etwas zu vergessen
  9. Den anderen daran hindern, sich selbst oder anderen zu schaden durch den Beitrag 
  10. Dem Anderen so vertraut zu sein, dass man schon vorher zu wissen glaubt, was er oder sie sagen will 
  11. Zeit sparen

Unbedachte Motive überwiegen in beiden Spalten. Keins dieser Motive ist partnerschaftlich relevant, außer vielleicht, Schaden durch unbedachtes Reden abzuwenden. Zeit zu sparen, indem man den anderen nicht ausreden lässt, mag zwar vielleicht im Moment effektiv sein, doch in der Nachfolge wird mit Sicherheit viel mehr Zeit benötigt, um die schlechten Gefühle, die dabei entstehen, wieder gerade zu biegen.

Wir Menschen sind sehr soziale Wesen und die Zugehörigkeit zu anderen ist uns sehr wichtig. Werden wir unterbrochen, egal aus welchem Grund, wird uns die Möglichkeit, unsere Gedanken in Worte zu fassen, genommen. Doch ohne sich konkret und ganz mitteilen zu können, fehlt uns auch die Möglichkeit, uns zu sozialisieren.

Unterbrechen aus Unaufmerksamkeit

Manchmal unterbrichtst du sicherlich, weil weil du dachtest, dein Gegenüber wäre fertig mit dem Reden. Doch dann merkst du entweder am Protest oder am beleidigten Schweigen, dass das wohl doch nicht so war.

Wie kannst du erkennen, dass der Andere fertig ist mit seinem Beitrag?

Hierfür gibt es viele Regeln, die von Kontext zu Kontext sehr verschieden sein können. In einer Partnerschaft kommt es darauf an, ob man etwas erklären möchte, seine eigenen Gedanken mitteilen möchte, oder ob man in geselliger Runde drauf los schwatzt.

Allgemein senkt jemand die Stimme und die Tonlage deutet das Ende eines Satzes oder Gedankenganges an. Auch eine Frage kann gestellt werden und dann auf Antwort gewartet werden.

Wie kannst du das Unterbrechen verhindern?

Da wir alle, ich, du, er, sie uns gegenseitig unterbrechen und das gleichzeitig ziemlich unangenehm empfinden, wenn uns jemand das Wort oder den Gedanken abschneidet, drängen sich ein paar Fragen auf.

Was kannst du tun, um selbst ein besserer Zuhörer zu werden?

Du kannst jederzeit an dir arbeiten und mehr Geduld, Aufmerksamkeit und Interesse an den Gedanken deines Partners entwickeln. Hierfür ist vielleicht nicht jede Situation perfekt. Deshalb hilft es dir vielleicht, hin und wieder zu Beginn eines Gesprächs zu klären, ob du gerade überhaupt Zeit hast. Wenn du innerlich ganz woanders bist, kannst du das natürlich sagen und dich zum Reden zu einem anderen Zeitpunkt verabreden. Wenn du allerdings Zeit, Interesse, Geduld und auch Aufmerksamkeit hast, aber trotzdem zum Unterbrechen neigst, hilft es dir, die Körpersprache deines Partners zu studieren und dir einzuprägen, wie Sätze klingen, die zu Ende sind. Lass dich nicht emotional aus dem Gleichgewicht locken und bleib konzentriert bei den Gedanken deines Partners.

Häufig hilft ein guter Blickkontakt, um zu erkennen, ob der Andere fertig gesprochen hat. Das ist sogar doppelt effektiv: Dein Partner möchte beim Reden vor allem eins – von dir wahrgenommen werden.

Nervt dich dein Partner?

Ein Wort ergibt das andere.
Statt etwas zu besprechen, bricht Streit aus.
Nichts ist geklärt – aber ihr verletzt euch gegenseitig.

Tut dir das gut?
Stärkt das eure Partnerschaft?

Wie wäre es, wenn du 5 Tipps hättest, die du heute noch umsetzt, um morgen eine glücklichere Partnerschaft zu führen?

Fordere sie dir hier an:

Was kannst du tun, wenn du unterbrochen wirst?

Frage dich als erstes, wie interessant dein Beitrag für dein Gegenüber ist. Hast du etwa dasselbe schon zum wiederholten Mal erzählt oder bist du zu weitschweifig geworden? Hältst du gar einen Monolog? Das ist ungefähr genauso unhöflich wie unterbrechen.

Das soll das Dazwischengehen nicht rechtfertigen, sondern die Möglichkeit in den Raum stellen, dass es Menschen gibt, die sich am liebsten selbst reden hören, ellenlange Redebeiträge referieren, die vielleicht niemanden interessieren oder völlig zusammenhanglos vorgetragen werden. Das allerdings ist ein Thema für einen weiteren Artikel und hat andere psychische Ursachen als das Unterbrechen. Wenn du mit einem solchen Redner liiert bist, hast du wohl kaum eine andere Chance, selbst zu sprechen, wenn du nicht unterbrichst, ablenkst, den Anderen mundtot-küsst, wartest bis er oder sie eingeschlafen ist, den Mund sehr voll hat oder sich müde geredet hat. 🙂

Wenn du unterbrochen wirst, kannst du das wahrnehmen, aber weiterreden. Bleib konzentriert bei dem, was du ausdrücken willst. Sagen etwas wie: „Ich bin sofort fertig“ und fassen dich kurz. Danach kannst du das Unterbrechen thematisieren.

Vielleicht redest du auch ohne Punkt und Komma, ohne Pause und ohne Stimmsenkungen. Oder mit vielen langen Gedankenpausen. So kann es sein, dass dein Gegenüber gar nicht erkennt, ob und wann du fertig gesprochen hast.

Auch hier hilft Blickkontakt! Selbst wenn dein Partner dich nicht mit Worten unterbricht, kann es sein, dass er nach Luft schnappt, auf dem Stuhl hin und her rutscht, rot oder blass wird, zappelt oder sonstige deutliche Signale zeigt, dass an deinem Beitrag irgend etwas kein Wohlgefühl erzeugt.

Fazit

Unterbrechen gilt als unhöflich und wird als unangenehm empfunden. Es ist nicht förderlich für eine gelungene, wertschätzende und respektvolle Kommunikation in Partnerschaften. Doch in den seltensten Fällen wird unterbrochen, um den Anderen abzuwerten. Die Wirkung dieser Angewohnheit hingegen kann sehr unangenehme Gefühle erzeugen. Je nach Stress-Level ärgerst du dich mehr oder weniger darüber. Ebenso fällt es dir leichter nicht zu unterbrechen, wenn du gerade gelassen und stressfrei bist.

Leider gibt es keinen Knopf oder Zauberstab, der deine Gewohnheiten mit einer einzigen Geste verändern kann. Es ist ein unermüdliches Üben. 🙂

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